Bevor man Wander- oder Bergschuhe kauft, sollte man sich überlegen, für welches Einsatzgebiet und für welchen Schwierigkeitsgrad man die Schuhe braucht. Will man damit Spaziergänge im leichten Gelände, lange Trekkingtouren, Wanderungen im leichten bis mittelschweren Gelände, anspruchsvollere Touren im Hochgebirge oder Klettersteig-Touren unternehmen? Oder plant man Routen, die durch Schnee und Eis führen? Die Schuhpalette reicht vom leichten Allrounder über feste Trekkingschuhe bis hin zum steigeisenfesten Alpinstiefel. Mit zunehmender Höhe und Steifigkeit des Schuhs wird dem Fuß mehr Halt gegeben, und die Gefahr des Umknickens sinkt.
Man muss natürlich auch darauf achten, dass das für das Einsatzgebiet richtige Modell zum jeweiligen Fuß passt. „Füße sind so unterschiedlich wie Fingerabdrücke“, weiß Schuhmachermeister sowie Berg- und Wanderschuhfachmann Kurt Hofmann aus Erfahrung. Oft werden zum Beispiel für einen extrem breiten Fuß Schuhe gekauft, die um zwei Nummern zu groß sind, nur um die Bequemlichkeit in der Breite zu erzielen. Die Schwierigkeit bei der Schuhwahl liegt darin, aus der Vielzahl von Modellen unterschiedlicher Markenfirmen den passenden zu finden. Kurt Hofmann: „Schuhlänge, Ballenbreite, Fersensitz, Passform im Schaftbereich sowie die Polsterung im Schaftbereich müssen auf den jeweiligen Fuß abgestimmt sein.“
Auf keinen Fall dürfen die Schuhe zu klein gekauft werden. Beim (manchmal stundenlangen) Bergabgehen etwa braucht man im Zehenbereich ausreichend Platz. Die Belastungen eines Wandertags lassen die Füße oft anschwellen. Am besten sollte man für das Bergabgehen noch einen Spielraum von mindestens 0,5 cm haben; das bedeutet 1 cm Platz für noch nicht belastete Füße. Wer weiß, dass seine Füße im Lauf des Tages sehr stark anschwellen, muss dementsprechend mehr einkalkulieren.
Zum Schuhkauf sollte man die Socken mitnehmen, die man beim Wandern/Bergsteigen tragen wird. Wer Steigeisen verwendet, sollte auch gleich testen, ob die alten noch passen.
„Wenn man unterschiedliche Wanderreisen plant, mal in steinigem Gelände, mal im Matsch, mal in der Hitze, mal in der Kälte, empfehle ich Lederschuhe, die man ordentlich einwachsen sollte“, meint Kurt Hofmann. Gegen die Kälte kann man zusätzliche Socken und ein extra Fußbett verwenden. Wenn man allerdings weiß, dass auch Flussüberquerungen oder lange Schneepassagen anstehen, ist es besser, einen Goretex-Schuh zu nehmen und für den Sommer zusätzlich einen Lederschuh.
Im Unterschied zu Billigprodukten wird für Markenschuhe meist hochwertiges Rindsleder verwendet, das ein dichteres Fasergefüge als billigeres Spaltleder hat. „Spaltleder wird aus der Mittel- oder Unterschicht der Haut hergestellt und ist weit weniger haltbar“, erklärt Kurt Hofmann. „Es ist mehr oder weniger ein Abfallprodukt der Lederherstellung.“
Qualitätsschuhe haben eine Vibram-Sohle, die einen hohen Gummi- und nur einen kleinen Kunststoffanteil aufweisen; Sohlen mit hohem Kunststoffanteil werden bei Kälte hart und rutschig.
Für die Wahl der Sohlenkonstruktion sind neben dem Einsatzgebiet auch die Eigenschaften und Bedürfnisse des Trägers ausschlaggebend – ob er sportlich unterwegs oder mehr ein Genusswanderer ist. Auch das Alter und die körperliche Verfassung spielen eine Rolle.
Geht man mit falschen Schuhen, können Blasen und/oder Druckstellen entstehen, und die Füße ermüden schneller; Ursache für eine raschere Ermüdung können zum Beispiel in einem schwierigen Gelände zu leichte Schuhe sein, weil sie mit einer falschen Sohlenkonstruktion ausgestattet sind. Der Fuß ist damit beschäftigt, die Unebenheiten des Untergrundes abzufangen, und ermüdet frühzeitig.
Auch falsche Einlagen können eine schnelle Ermüdung bewirken, weil die Sehnen und Muskeln im Fußbereich nicht richtig arbeiten. Für gesunde Füße eignen sich die standardmäßigen Einlagen. Bei Senk- bzw. Spreizfüßen ist eine Sporteinlage oder eine orthopädische Einlage hilfreich, damit die Fehlstellung des Fußes ausgeglichen wird und die Füße länger fit bleiben.
Wichtig sind auch gute Wandersocken, die eine zusätzliche Polsterung (Dämpfung) zwischen Schuh und Fuß sind. „Häufig werden Socken mit einem zu großen Kunststoffanteil gewählt“, so Kurt Hofmann. „Durch den Schweiß werden die Socken und die Haut feucht, was die Blasenbildung begünstigt.“ Reine Baumwollsocken sollte man ebenfalls nicht verwenden; sie kleben im feuchten Zustand auf der Haut, und man bekommt leicht Blasen. Wollsocken hingegen nehmen sehr viel Feuchtigkeit auf und bleiben formstabil.
Hat man bereits eine oder mehrere Druckstellen, sucht man am besten ein Fachgeschäft mit angeschlossener Werkstätte auf, denn es gibt mehrere Möglichkeiten (Einlagen, Dehnarbeiten, Keilerhöhungen usw.), Druckstellen zu entschärfen.
Kurt Hofmann ist Schuhmachermeister und Inhaber des Berg- und Wanderschuhfachgeschäftes Mörtz in 1060 Wien, Windmühlgasse 9, www.bergschuhe.at.