Der bedauerliche und tragische Todesfall einerseits und der Bauer, welcher in erster Instanz zu einem Schadenersatz von 490.000 Euro verurteilt wurde, andererseits ließen die Wogen in allen Medien hochgehen. Der Bauer kündigte an gegen das Urteil zu berufen. Die Naturfreunde Österreich rufen zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf. Almen und auch andere Berg- und Waldgebiete sollten für alle zugänglich sein. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme kann dieser Lebensraum von verschiedenen Tieren und Menschen gemeinsam genutzt werden.
Vor ein paar Tagen fand ein runder Tisch in der Landesregierung in Klagenfurt statt, um über mögliche Auswirkungen auf die Almwirtschaft und den Tourismus in Kärnten zu sprechen. Klaus Bayer, Landesgeschäftsführer der Naturfreunde Kärnten nahm daran teil und stellt fest: „Das Urteil wurde aufgrund der Besonderheiten der örtlichen Gegebenheit gefällt und spiegelt nicht die Situation auf österreichischen Almen wider“. Bei genauer Betrachtung des Urteils kann festgestellt werden, dass der Unfall nicht auf einem Wanderweg stattgefunden hat, sondern auf einem „auch von Radfahrern und Fahrzeugen stark frequentierten öffentlichen Weg“, wo kurze Zeit davor schon ein aggressives Verhalten der Mutterkuhherde aufgefallen ist! Alle Anwesenden am runden Tisch in Klagenfurt sind sich aber einig, dass Rechtssicherheit für die Almbauern bestehen muss!
Der Richter schreibt ganz klar: „Entgegen der in der Öffentlichkeit propagierten Ansicht, geht es nicht darum, sämtliche Wege in einem Weidegebiet abzuzäunen, sondern nur um den konkreten Unfallbereich“. Das vorliegende Urteil ist demnach eine Einzelfallentscheidung.
Für die Naturfreunde Österreich sind die bewirtschafteten Almen ein wichtiges Kulturgut. Die reich strukturierten und extensiv bewirtschafteten Almen sind auch aus ökologischer Sicht von großer Bedeutung. Sie gehören zu den artenreichsten Lebensräumen im Alpenraum.
Auch wenn es hin und wieder zu problematischen und fatalen Situationen kommt, ist die Forderung, Wanderwege im Weidegebiet zu verlegen oder gar die Weidewirtschaft auf Almen abzuschaffen für die Naturfreunde inakzeptabel. Eine Trennung von Wandernden und Weidevieh ist nicht machbar und auch nicht sinnvoll.
Verhalten sich Almgäste unwissentlich falsch, kann es zu Problemen mit Weidetieren kommen. Bei Begegnungen mit Almvieh ist daher immer eine gewisse Vorsicht geboten.
Den Folder „Weidetiere auf Almen“ haben die Naturfreunde im Jahr 2018 mit Tipps für das richtige Verhalten beim Wandern herausgegeben. Er gibt einen Überblick über die verschiedenen Tierarten und ihre Reaktionen und enthält die wichtigsten Verhaltensregeln für Wanderungen über Almen mit Viehhaltung. Um bedrohliche Situationen zu vermeiden, sollte man diese unbedingt beherzigen. Hier ein Auszug: