Bundesministerin Leonore Gewessler und Staatssekretär Magnus Brunner werden sich heute zusammen mit einer großen Gruppe von Wirtschaftsakteuren, wichtigen Interessenvertretungen und NGOs an den „Runden Tisch zu Kunststoff-Getränkeverpackungen“ setzen.
Gemeinsam soll ein Gespräch über Einweg und Mehrwegflaschen geführt werden und darüber, wie die EU-Ziele erreicht werden können. Die EU Einwegplastik-Richtlinie sieht vor, dass bis 2025 77% und bis 2029 zumindest 90% der Plastikflaschen in Österreich getrennt gesammelt werden müssen.
Die Vorgaben sollen zu einer Steigerung der Recyclingrate führen. Ein Pfandsystem gewährleistet ein qualitativ hochwertiges Recycling-Material, dass auch wieder für neue Lebensmittelverpackungen verwendet werden darf. In Österreich werden mittlerweile jährlich 1,6 Milliarden Plastikflaschen und 800 Millionen Dosen in Umlauf gebracht. Würde man diese Plastikflaschen aneinanderreihen ergäbe sich eine Kette, die 11x die Welt umrundet. Aber nur 40 Prozent der PET-Flaschen in Österreich werden tatsächlich recycelt und nur 28 Prozent für die Produktion neuer PET-Flaschen eingesetzt.
"Große Mengen von Einwegplastik-Müll landen in der Müllverbrennung oder leider eben als Müll in der Natur“ beklagt Lena Steger, GLOBAL 2000-Ressourcenexpertin und Leiterin der Kampagne „Pfand drauf! Stoppt den Einwegmüll“ die aktuelle Situation. Die Einwegplastik-Richtlinie soll vor allem auch im Sinne der Abfallvermeidung zu einem groß angelegten Umstieg weg von Einweg-Verpackungen hin zu Mehrweglösungen führen, um dem gedankenlosen Einsatz von Einweg-Plastik ein Ende zu setzen. Bei Getränken lag der Mehrweg-Anteil im Lebensmitteleinzelhandel Anfang der 1990er-Jahre noch bei 80% und ist in der Zwischenzeit dramatisch auf nur noch 18,4% gesunken. Es gibt also einiges zu tun!
GLOBAL 2000 bezieht klar Stellung: Wie auch die von der Regierung in Auftrag gegebene Hauer-Studie zeigt, gibt es nur eine Möglichkeit mit optimalen Ergebnissen für Umwelt und Wirtschaft, nämlich ein Pfandsystem. Steger führt weiter aus: „Ein Pfandsystem führt mit 95% ganz klar zur höchsten Sammelrate von Plastikflaschen und ist auch mit Abstand die gesamtwirtschaftlich kostengünstigste Option. Gegenüber den drei weiteren in der Studie untersuchten Varianten ergeben sich Ersparnisse im Millionenbereich. Zusätzlich bietet ein Pfandsystem die Möglichkeit, Litteringkosten im großen Stil einzusparen.“
In der Studie des BMK wird auch eine Ausnahmeregelung für Geschäfte mit Ladenflächen von unter 200m2 vorgesehen und die Rückgabe von Pfandgut kann natürlich auch manuell stattfinden – auch in diesem Fall erhält das Geschäft eine Manipulationsgebühr pro Gebinde. Beispielweise in Litauen hat sich gezeigt, dass 89% der Pfandgebinde über Automaten retourniert werden, in Norwegen sind es sogar 93%. Kleine Geschäfte müssen also mit keiner Überlastung rechnen und sich keine finanziellen Sorgen machen. Generell zeigt sich in der Ausgestaltung von Pfandsystemen viel Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, sodass ein Pfandsystem den jeweiligen nationalen Erfordernissen gerecht wird.
Gerade Getränkebehälter werden häufig unterwegs konsumiert und dann nicht richtig entsorgt. Daher braucht es einen finanziellen Anreiz, damit Einweg-Flaschen und Dosen nach Verwendung an den richtigen Ort zurückkehren. Internationale Vergleiche machen deutlich, dass nur ein Pfandsystem die EU-Vorgabe von mindestens 90% getrennt gesammelten Plastikflaschen möglich macht. Solch hohe Rücklaufquoten gibt es nur in Ländern mit Pfandsystem.
„Mit der Einwegplastik-Richtlinie haben wir einen eindeutigen Auftrag bekommen: die Auswirkungen von Einweg-Plastik auf die Umwelt deutlich zu reduzieren und umweltschonende Mehrwegsysteme zu fördern. Die Richtlinie zielt darauf ab, Gebrauchsgewohnheiten zu ändern. Ein Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen ist ein notwendiger Schritt für eine saubere, ressourcenschonende und klimafreundliche Zukunft“, betont Steger, „Es ist an der Zeit, dass wir uns für eine saubere, plastik-freie Umwelt einsetzen und dafür, dass Getränkeverpackungen die österreichischen Berge, Flüsse und Seen in Zukunft nicht mehr verschmutzen. Österreich hat die Chance aus zahlreichen internationalen Beispielen zu lernen und kann ein Vorreiter als Abfallvermeidungsland #1 werden!“
Der Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora stellt fest:
„Die Plastikflut ist allgegenwärtig und gerade Getränkeverpackungen werden innerhalb weniger Minuten zu Abfall – im schlechtesten Fall landen sie sogar in der Natur. Ein wirksames Mittel dagegen und eine umweltfreundliche Lösung sind Mehrweg-Pfandflaschen. Ein Mehrweg-Pfandsystem schont Ressourcen und vermeidet Abfälle. Die Berge bleiben sauberer.“
Und auch Mag. Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich, spricht sich klar für ein Pfandsystem aus:
„Durch ein Pfandsystem auf Einweggetränkeverpackungen werden die Menschen darauf sensibilisiert, diese fachgerecht zu entsorgen, indem sie die Flaschen und Dosen sammeln und zu einer Rückgabestelle bringen. Sie landen somit nicht im Restmüll oder gar in der Natur und können recycelt werden. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung saubere und ressourcenschonende Zukunft. Die Naturfreunde Österreich unterstützen die Kampagne „Pfand drauf“ aus voller Überzeugung und fordern eine rasche Einführung!“
GLOBAL 2000 ruft die Politik auf, ressourcenschonend, klimafreundlich und umweltbewusst zu handeln und vertritt damit 83% der ÖsterreicherInnen, die sich ebenfalls für die Einführung eines Pfandsystems ausgesprochen haben. Ein Pfandsystem hat die stärkste Wirkung gegen die Umweltverschmutzung und ist gut für die Wirtschaft, weil dadurch regionale Arbeitsplätze geschaffen und die lokale Industrie gefördert wird. Außerdem können nur so die EU-Vorgaben erfüllt werden. Gegen das Pfandsystem anzukämpfen ist also grober Unfug auf gleich mehreren Ebenen." stellt Lena Steger abschließend fest.
Pfand drauf! - Die Petition: https://www.global2000.at/pfand-drauf