Die Naturfreundejugend veranstaltet gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten ein Umweltworkcamp auf den Flächen des LIFE+ Projekts „Ausseerland“. Der Freiwilligeneinsatz findet vom 26. Juli bis zum 1. August 2015 im Bereich zwischen Bad Aussee und Bad Mitterndorf statt. Neun junge Menschen, darunter vier Jugendliche mit Fluchterfahrung, leisten dabei eine Woche lang ehrenamtliche Arbeit in der Natur. So zählen die Pflege von Moorflächen, das Entfernen von Gehölz auf Almflächen ebenso wie die Unterstützung bei der Eindämmung eingeschleppter Neophyten (= grüne Aliens), wie Staudenknöterich und Springkraut, zum Aufgabenbereich. Ziel ist die Erhaltung und Wiederherstellung dieser besonderen Landschaft.
"Fichten vernichten" ist der Schlachtruf am ersten Tag des Umweltworkcamps im Langmoos. Die Freiwilligen entfernen Fichten auf 0,2 ha Fläche, um das Zuwachsen und die Austrocknung des Moores zu verhindern. Moore sind besondere Lebensräume, an die nur wenige Tiere und Pflanzen angepasst sind. Durch Entwässerung und durch das Zuwachsen der Flächen mit Bäumen und Sträuchern drohen diese Lebensräume und die darin heimischen Arten zu verschwinden. Moore speichern Kohlenstoff und Wasser in großen Mengen und tragen damit zum Hochwasser- und Klimaschutz bei. Im Obersdorfer Moor wird durch das Entfernen von Faulbäumen wieder ein Blick auf das Moor freigegeben und ein Beitrag zum Fortbestand geleistet.
"Es ist eine schöne Möglichkeit die freie Zeit in den Ferien sinnvoll zu nutzen" sagt Phillip aus Wien, 17 Jahre, und damit jüngster Teilnehmer des Freiwilligeneinsatzes. In Kooperation mit dem Netzwerk Flüchtlingskinder konnten auch vier unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan, Algerien und Gambia am Umweltworkcamp teilnehmen, die bei der Caritas Wien am Standort Neudörfl und dem Verein menschen.leben in Salzburg betreut werden. Ihr Mitwirken ist ein wichtiges Beispiel für gelebte Integration und bringt eine Bereicherung für die ganze Gruppe. Alle TeilnehmerInnen sind im Gasthof Neuwirth in Bad Mitterndorf untergebracht.
Bei Schwendarbeiten auf dem Zirmel in 1712 Meter Seehöhe befreien die Freiwilligen Almflächen von Latschen und anderem Gehölz. Gemeinsam mit Bauern, Jäger und Förster werden die geschnittenen Äste auf Haufen zusammengetragen. Durch das Entfernen des Bewuchses sollen die Almflächen offen gehalten werden. Die so geschaffenen Freiflächen bieten nun Weideflächen für das Vieh, Balzplätze für das Birkwild und Äsungsflächen für das Gamswild. Nicht zuletzt sind Almflächen ein wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft und bieten erholungssuchenden Menschen einen besonderen Naturgenuss. Das Braunvieh von Bauer Ronner, das die Arbeiten der einsatzfreudigen Truppe erst kritisch beäugt, nimmt anschließend die neu geschaffenen Flächen sofort an. Im Anschluss an die anstrengende Schwendarbeit wagt ein Teil der Gruppe gemeinsam mit ÖBf-Forstfacharbeiter Hans den Aufstieg zur Kammspitze auf 2139 Meter Seehöhe. Danach werden die fleißigen HelferInnen auf der Berillen Alm mit heimischen Spezialitäten wie Steirerkrapfen und Raunkerl (= "etwas Kleines", steirische Süßspeise) und geselligem Beisammensein von den Bauern für ihre Unterstützung belohnt.
"Die TeilnehmerInnen sind sehr am Naturschutz interessiert und leisten großartige Arbeit" sagt DI Anna-Sophie Pirtscher, Leiterin des LIFE+ Projektes Ausseerland und Verantwortliche für den Ablauf und die Arbeitseinsätze der Freiwilligen. "Darum würden wir uns freuen hier auch im nächsten Jahr ein Umweltworkcamp durchführen zu können."
„Die Gruppe hat sich von Anfang an gleich gut zusammengefunden. Am Montag sind wird dann nach der Arbeit gleich alle zusammen zur Skiflugschanze auf den Kulm spaziert. Mittlerweile haben wir alle ein paar Wörter vom lokalen Dialekt aufgeschnappt. Ein „Griaß di“ geht schon bei allen“ so Lisa M. Schmidtberger, Teilnehmerin des Umweltworkcamps und P.U.L.S.-Pressepraktikantin.
„Beeindruckend und erschreckend, was die Jugendlichen aus Afghanistan und Algerien auf ihrer Flucht nach Österreich schon erlebt haben. Und umso beeindruckender, dass sie mit solch Freude und Arbeitswillen ehrenamtlich bei diesem Umweltworkcamp dabei sind“ meint Revierleiter DI Andreas Pircher.
Text von Lisa M. Schmidtberger, Naturfreundejugend Österreich Umweltworkcamp Ausseerland