Im Jahr 2008 wurde eine ca. 2700 ha große Fläche am Warscheneck durch Verordnung des Landes Oberösterreich zum Naturschutzgebiet erklärt. Insgesamt umfasst das Naturschutzgebiet Warscheneck seither ca. 5000 ha und ist damit das zweitgrößte Oberösterreichs. Als Begründung für diese Erklärung wurde „die Erhaltung der Natur mit ihrer prachtvollen Vielfalt und Schönheit auch für zukünftige Generationen, sowie die Bewahrung des Charakters der Landschaft und die Vielfalt der heimischen Tier- und Pflanzenarten“ angeführt.
Jedoch nur 2 Jahre danach tauchten Pläne auf, um mit neuen Liften, Pisten und anderen Einrichtungen eine Verbindung der Skigebiete Höss/Hinterstoder und Wurzeralm/Spital am Pyhrn zu ermöglichen. Geplant sind Pisten, die bis hinauf zum Warscheneckgipfel, über das Plateau nach Norden und im Bereich Lagelsberg/Zeller Hütte hinunter zum Loigistal und weiter nach Vorderstoder führen sollen. Nach den Plänen der Touristiker und Seilbahnunternehmer soll diese Skischaukel quer durch das Naturschutzgebiet reichen und somit die einzigartigen, markanten Landschaften für Lift- und Skipistenerweiterungen genützt werden. Die schönsten Bereiche der Kalkhochalpen und einer der bedeutendsten Karstlandschaften Europas inkl. der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt wären unwiderruflichen zerstört! Nach einem vorbildlichen Schulterschluss der alpinen Vereine, gemeinsam mit zahlreichen anderen Umweltorganisationen, wurde das Projekt ad acta gelegt, und es ist 4 Jahre still um dieses Vorhaben geworden.
Ende 2014 kam der nächste Schlag: die Pläne für das Tunnelprojekt und die Verkehrsdrehscheibe Schafferteich wurden veröffentlicht! Diesem geplanten Vorhaben erteilte Landeshauptmann Pühringer selbst eine Abfuhr: „… zu massive Eingriffe in die Natur und wirtschaftlich nicht darstellbar“, so sein Wortlaut im Sommer 2015.
Derzeit läuft der bereits dritte Angriff auf das Naturjuwel Warscheneck und sein Umfeld auf Hochtouren. Die Projektwerber wollen glauben machen, dass das Skischaukelvorhaben, welches noch dazu mit Steuergeldern finanziert werden soll, mit „größtmöglicher Rücksicht auf die Natur“ umsetzbar sei. Auch bei Landeshauptmann Pühringer gab es seit Sommer eine Kehrtwende. Jetzt spricht er davon, dass „Eingriff nicht gleich Eingriff“ ist und dass es, „wahrscheinlich keine Lösung“ geben werde, die nicht irgendwo ein Naturschutzgebiet kreuzt …“ (Auszug aus der 5. Sitzung des OÖ Landtags online, 3. März 2016).
Die WKO und der Tourismusverband haben seit dem eine sehr fragwürdige Unterstützungsaktion „Pro Schischaukel“ gestartet, bei der mit dubiosen, nicht nachvollziehbaren Erwartungshaltungen für den Tourismus argumentiert wird. Das genaue Projekt und der Verlauf der Schischaukel wird allerdings geheim gehalten. Eine mehr als fragwürdige Aktion, bei der öffentlicher Druck auf die Politik aufgebaut werden soll. Die Gegner (Alpine Vereine und Naturschutzorganisationen) haben einen Folder gestaltet, um mit seriösen, überprüfbaren Argumenten die Bevölkerung zu informieren.
Download im grünen Kasten, rechts
Auf Grund der topografischen und geologischen Gegebenheiten kann eine Verbindung zwischen Höss und Wurzeralm nur mitten durch das Naturschutzgebiet projektiert werden. Die propagierte „Naturnahe Lösung“ ist eine Illusion und Beschwichtigungstaktik. Alle Eingriffe durch Seilbahn-, Tunnel-und Pistenbau führen zu irreparablen landschaftlichen Veränderungen, abgesehen davon dass in den letzten drei Wintersaisonen die Verbindung zwischen Loigistal und Höss nur zeitweise mit massivem Kunstschnee-Einsatz befahrbar gewesen wäre. Naturschnee gab es nur an wenigen Tagen. Der Klimawandel mit seinen Konsequenzen wird von den Betreibern beharrlich geleugnet, eine bezahlte Studie des ÖSV soll sogar beweisen, dass die Winter kälter werden!
Zitat von Prof. Sepp Friedhuber, Biologe und langjähriger Alpinreferent der Naturfreunde Österreich
Das Warscheneck ist zum Symbol DER Zukunftsfrage schlechthin geworden: Wollen wir für die künftigen Generationen wertbeständige und für alle frei zugängliche Naturjuwele erhalten oder wollen wir weiterhin die Ressource Landschaft opfern, um touristische Massenware zu produzieren, die sich – nebenbei gesagt – nur wenige leisten können und also auch nur von wenigen konsumierbar ist. Vom mangelnden Nutzen angesichts klimaerwärmter schneeloser Zeiten ganz zu schweigen.
Weiters dokumentieren die Statistiken, dass die Zahl der PistenskifahrerInnen stark zurückgeht: Nur mehr 36 Prozent der ÖsterreicherInnen fahren Ski. Wozu also das Ganze? Schreit hier nicht der gesunde Hausverstand ein unmissverständliches NEIN?!
„Es sollte unbedingt der Ganzjahres- bzw. Sommertourismus forciert werden!“, so Gerda Weichsler-Hauer, Vorsitzende der Naturfreunde Oberösterreich. „Die Pyhrn-Priel-Region mit ihren Bergen, Schluchten und Gebirgsbächen bietet ein ideales Natur- und Sporterlebnis für WanderInnen, KletterInnen, MountainbikerInnen und Familien“, so die Naturfreunde-Vorsitzende.
Auch eine Modernisierung und Neupositionierung der Wurzeralm als Familienskigebiet und Skitourenzentrum ist der weit bessere Weg. Einige Lifte in dieser Region sind mehr als 40 Jahre alt. Mit einem Bruchteil der Skischaukel-Millionen könnte hier rasch sehr viel sinnvolles geschehen.
Umweltdachverband, Naturfreunde, Naturschutzbund, Alpenverein und WWF fordern einen sofortigen Planungstopp und eine klare und unmissverständliche Absage jeglicher Skischaukelprojekte. „Es dürfen keine weiteren öffentlichen Mittel in fehlgeleitete, naturzerstörerische Planungen gesteckt werden. Der Bau der Skischaukel würde außerdem einem Bruch der völkerrechtlich verbindlichen Alpenkonvention gleichkommen. Die schreibt nämlich vor, dass alpine Schutzgebiete nicht verschlechtert werden dürfen!