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Checkliste für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer

Eine Traumskitour und der Fellkleber versagt, ein hypermodernes LVS-Gerät, aber die Batterien sind leer, es dämmert bereits, aber man hat mit seinen Schneeschuhen noch einen weiten Weg vor sich ...

 

... solche Katerstroph(erln) lassen sich leicht vermeiden.

 

Die erste Überlegung vor einer Tour sollte dem Umwelt- und Klimaschutz gelten. Kann statt mit dem Auto mit Öffis und/oder in einer Fahrgemeinschaft angereist werden? Tut es für eine kurze Wochenendtour nicht auch einer der leicht erreichbaren Hausberge statt eines weit entfernten? Können entlegene Ziele innerhalb einer Urlaubswoche von einem Basislager aus angepeilt werden?

 

Am wichtigsten:

Lawinengefahr und Wettersituation eruieren
Im Winter überlebenswichtig: die Information über die Lawinenlage. Dank Internet gibt es heute keine Ausrede mehr: Per Mausklick sind Lawinenlageberichte selbst aus den entlegensten Winkeln einfach und topaktuell abrufbar.

 

Darauf ist zu achten: Bei Lawinenwarnstufe 4 und 5 empfiehlt sich ein gutes Buch auf der sicheren Wohnzimmercouch; bei Stufe 3 Beschränkung auf als „lawinensicher“ geltende Ziele oder den vertrauten Hausberg; wobei man auch da genügend Zeitpolster einplanen, gefährliche Zonen umgehen und im Bereich der Aufsteigspur abfahren sollte. Selbst bei Stufe 1 und 2 gilt maximale Vor(aus)sicht.

Nicht übersehen: Bei der Beurteilung der Lawinengefahr ist auch die Geländestruktur – Hangrichtung und -neigung, Wald, Fels, Kämme (Wechten!), freies oder vergletschertes Gelände etc. – mit einzubeziehen. Die richtige Beurteilung der Lawinengefahr vor Ort, das optimale Verhalten bei lawinengefährlichen Verhältnissen und einer realen Begegnung mit dem weißen Tod sind immer wieder aufs Neue zu erlernen bzw. aufzufrischen, am besten in einem von den Naturfreunden angebotenen Lawinenkurs.

 

Klar auch die Frage nach den Wetterverhältnissen am Zielort. Aktuelle und regionale (Berg-)Wettervorhersagen bieten Wettertelefone bzw. Online-Angebote wie etwa auf www.naturfreunde.at oder www.zamg.ac.at; Webcams liefern live die den Zustandsbericht vor Ort.

 

Übrigens: Lawinen unterscheiden nicht zwischen Skitouren- und Schneeschuhgehern. Und: Schneebretter können auch im Wald abgehen!

 

Zeitmanagement

Gerade die kurzen Wintertage machen ein umsichtiges Zeitmanagement notwendig. Viele Umstände wie Schlechtwettereinbrüche, mangelhafte Kondition oder unerwartete Probleme mit Gelände, Fahrtechnik oder Material können zu erheblichen Verzögerungen führen. Es sollte daher stets eine angemessene Zeitreserve einkalkuliert werden.

Umso mehr gilt das für Snowshoe-Maniacs, deren Aktionsradius im Vergleich zu Skitourengehern, die sich mit der Abfahrt doch einiges an Zeit ersparen, viel knapper bemessen ist. Schließlich muss man den hochgestapften Weg auch wieder hinunter! Dementsprechend sollte der Zeitpolster noch großzügiger berechnet sein.

 

Hüttendaten einholen

Wer ohne Verpflegung und mit zu kleinem Flüssigkeitsvorrat aufbricht, weil er mit einer Brotzeit auf einer Hütte rechnet, bleibt bisweilen hungrig oder durstig, wenn die angestrebte Tankstelle schon ihren Winterschlaf hält. Deswegen: In der Hüttendatenbank von www.bergnews.com die Öffnungszeiten nachsehen.

 

Materialcheck

Kantenschleifen und Belagserneuerung sind nicht jedermanns Sache. Wer zwei linke Hände hat, macht mehr kaputt, als er richtet. Dann besser zum Fachmann, der auch gleich die Verschraubungen der Bindung, deren Auslösewerte und Funktion kontrolliert. Stollende Felle nerven und können sogar zum Abbruch der Tour führen. Wer die Felle regelmäßig mit normalem Imprägnierspray für Textilien gegen den Strich einsprüht, wird damit kaum Probleme haben. Unbedingt vor Beginn der Saison auch den Fellkleber prüfen und gegebenenfalls erneuern.

 

Ein leidiges Thema: nicht klemmende Teleskop-Skistöcke.

Da die Stöcke bei Ski- und Schneeschuhtouren hohen Belastungen ausgesetzt sind, rät es sich, zu den guten alten und belastbaren Skistöcken zu greifen. Nicht vergessen: möglichst breite Schneeteller verwenden!

 

Die Überprüfung der Batterien des LVS-Geräts gehört in die Rubrik Lebensversicherung. Im Zweifelsfall frische einlegen – sicher ist sicher. Das gilt auch für das GPS-Gerät und die Stirnlampe.

 

Bei einem ABS-Rucksack unbedingt die Patrone überprüfen!

 

Fragen für Schneeschuhgeher:

Sind die Entenpatschen für das angepeilte Gelände ausgelegt? Sind die Riemen bzw. Ratschen, Harscheisen und die Steighilfe okay? Passen die Schuhe, und sind sie überhaupt für eine Schneeschuhtour geeignet? Und bin ich, wage ich mich über die Baumgrenze hinaus, für hochalpines Gelände technisch, konditionell und ausrüstungsmäßig gewappnet?

 

Das gehört in den Rucksack
Einen Stammplatz im Rucksack sollten neben Lawinensonde und -schaufel auf jeden Fall eine Erste-Hilfe-Box, eine Rettungsdecke, ein Biwaksack, eine Stirnlampe und eine Trillerpfeife haben. Ein Reparaturset für die Skitourenausrüstung kann die Tour retten.

 

Nicht vergessen: Handy vor der Tour aufladen und während der Tour warm halten, damit sich der Akku nicht zu schnell entlädt. Um eine Überlagerung mit dem LVS-Gerät zu vermeiden, muss das Handy unbedingt ausgeschaltet bleiben.

 

In den Rucksack eines Schneeschuhgehers gehören überdies Gamaschen, um ein Eindringen von Schnee in die Schuhe zu verhindern, sowie Grödeln oder sogar Steigeisen für steile und vereiste Hangquerungen, wo die Harscheisen der Schneeschuhe nicht mehr greifen.

 

Nur mit aktuellster Karte im Maßstab 1 : 50.000 oder besser 1 : 25.000 in die Berge! Wer auf sein GPS-Gerät vertraut, sollte sich via Internet oder Karten mit verlässlichen Daten versorgen. Im Servicebereich von www.naturfreunde.at findet man z. B. für ca. 630 Skitouren geprüfte GPS-Daten zum Download.

Wichtig: Das LVS-Gerät gehört UNBEDINGT am Körper getragen und nicht in den Rucksack gesteckt!

 

Gegenseitige Kontrolle

Vor jeder Skitour obligatorisch ist die (gegenseitige) Kontrolle des/der Weggefährten. Vor dem Abmarsch kontrolliert man die Funktion der LVS-Geräte, den Umgang damit sowie das Vorhandensein von Lawinensonde und -schaufel.

 

Außerdem: Sind die KollegInnen auch sonst passend ausgerüstet und technisch sowie konditionell für die Tour geeignet?

 

Last, but not least eine fundamentale Frage, die sich ehrenamtliche Wanderguides stellen sollten: Bin ich überhaupt für die Führerschaft geeignet?

 

Informationspflicht

Vor jeder Tour muss man auf jeden Fall Verwandte, Freunde oder den Hüttenwirt über das Tourenziel, den Weg und die geplante Rückkunftszeit informieren. Zur Not tut es auch ein Zettel mit den leserlich geschriebenen Angaben, den man gut sichtbar auf das Armaturenbrett legt. Schließlich will man ja im Fall des Falles gefunden werden.

 

Damit man keine unnötige Suchaktion auslöst, muss man sich natürlich nach der Tour verlässlich zurückmelden.

 

Text von Thomas Rambauske, Redakteur beim Magazin „Land der Berge“ und begeisterter Bergsportler

 

Damit Ihre Tour mit Sicherheit zum Vergnügen wird!
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