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Wildtiere im Fokus

Welcher Natur- und Tierfan möchte nicht gerne einen Luchs vor die Kameralinse bekommen? Zumindest träumen darf man davon. Realistischer ist es allerdings, Gams, Birkhahn, Alpensalamander oder anderen nicht ganz so zurückgezogen lebenden Wildtieren auf die Schliche zu kommen. Im Folgenden Tipps und Tricks für gelungene Tierbilder.

 

Text: Christine Sonvilla, Fotos: Christine Sonvilla, Marc Graf

 

 

Das A und O fürs Fotografieren von Wildtieren ist die Vorbereitung. Wenn ich weiß, dass Amphibien im Frühjahr zu ihren Laichgewässern wandern, Rothirsche ungefähr Mitte September brunftig sind und es sich Reptilien gerne kurz vor einem Gewitter auf warmen Steinen gemütlich machen, steigen die Chancen beträchtlich, ein Wildtier zu sehen und erfolgreich zu fotografieren. Vor Ort gilt es zudem, alle Sinne zu sensibilisieren. Könnte der herabkullernde Felsbrocken am Gegenhang von einer Gämse losgetreten worden sein? Löcher in abgestorbenen Bäumen beherbergen vielleicht eine Specht-Familie. Und wer bei Pflanzen am Wegesrand auch mal die Unterseite von Blättern checkt, stößt mit großer Wahrscheinlichkeit auf allerlei Mikrofauna, von Insekten über Schnecken bis hin zu Spinnen.

 

 

Fotoausrüstung

Die Fototechnik hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Spiegelreflexkameras haben langsam ausgedient, stattdessen übernehmen viele kleine, leichte und ebenfalls qualitativ hochwertige Systemkameras das Feld. Neben der Gewichtsersparnis schaffen spiegellose Systemkameras auch höhere Serienbildraten, und das Klicken beim Auslösen gehört der Vergangenheit an. Beides ist Trumpf, wenn man zum Beispiel an einem frühen Maimorgen das Balzritual von Birkhähnen einfangen möchte. Die besten Chancen dafür bietet der Nationalpark Gesäuse mit eigens errichteten Tarnverstecken, die Naturfotobegeisterte mieten können.

 

Vergiss nicht darauf, ein Objektiv mit möglichst langer Brennweite einzupacken. Geeignet sind (Zoom-)Teleobjektive ab 100 mm aufwärts. Wenn du die Linse mit einem Extender und einer Crop-Sensor-Kamera kombinierst, kommst du gleich ein gutes Stück näher an das Tier heran. Wer zudem die kleine Welt ganz groß ablichten möchte, nimmt eine Makrolinse mit. Wenn du ein Weitwinkelobjektiv mit dabei hast, kannst du gut Tier und Landschaft in einem Bild vereinen.

 

 

Sich Tieren nähern

Doch wie nähert man sich einem Tier? Reptilien etwa flüchten, wenn wir sie anschauen. Zwei Augen bedeuten für sie Gefahr; ein Auge – nämlich das Kameraauge – tolerieren sie dagegen meist. Deswegen hältst du die Kamera einfach vor die Augen und bewegst dich ganz langsam und behutsam voran. Bei Insekten lohnen sich die frühen Morgenstunden, wenn die Tiere noch weitgehend immobil auf Gräsern und Blättern hocken. Säugetiere können dagegen frühzeitig unseren Geruch ausmachen und sind oft schon längst abgetaucht, bevor wir erahnen, dass Reh, Gämse und Co. in der Nähe waren. Kommt es dennoch zu einem Aufeinandertreffen, sollte man regungslos verharren, sobald das Tier zu einem blickt. Fluchttiere wie Paarhufer sehen nämlich nur Bewegungen. Bleibt man still stehen und steht der Wind günstig, ist man für die Tiere quasi unsichtbar, und ein gutes Foto kann gelingen.

 

 

Das Motiv in Szene setzen

Ein paar Grundregeln gilt es beim Fotografieren jedoch zu beherzigen. Wann immer möglich, die Perspektive bedenken und sich am besten auf Augenhöhe des Tieres begeben. Es empfiehlt sich, das Motiv eher randständig mit Blick in den offenen Bereich des Bildes zu positionieren. Durch eine offene Blende (bei Verwendung von Teleobjektiven) verringert sich der Schärfebereich, und alles vor und hinter dem Hauptmotiv verliert sich in der Unschärfe. Mit Lichtreflexen oder Tautropfen sowie gezielt eingebautem Vorder- und Hintergrund bekommt das Motiv und damit das Bild zusätzlich Pep. Das Licht entscheidet, ob ein Bild gut oder richtig gut wird. Sanftes Morgen- oder Abendlicht wirken harmonischer als pralles Mittagslicht. Statt immer mit dem Licht zu fotografieren, probiere einmal eine Gegenlichtaufnahme aus, die mit Schatten und Highlights spielt. Immer vorausgesetzt natürlich, das Motiv lässt die damit verbundene Bewegung zu!

 

 

Tierfotorezept vorab speichern

Wer auf „Tierpirsch“ loszieht, sollte sich vorab am besten ein „Tierfotorezept“ unter einer der frei wählbaren Programmtasten an der Kamera einspeichern. Das Rezept besteht aus Offenblende (je nachdem, was das Objektiv hergibt, etwa f 2.8, f 4), Serienbildaufnahme, möglichst kurzer Verschlusszeit, Servofokus mit Augenerkennung für Tiere und leicht erhöhtem ISO-Wert, im Bereich von 640. Sobald ein Tier auftaucht, brauchst du dann nur mehr auf diese Einstellung zu wechseln und gegebenenfalls die ISO anzupassen: niedriger, falls sehr viel Licht vorhanden ist, höher, falls das Licht schwächer ist. Wichtig: Um bei langen Brennweiten ein scharfes Bild ohne Stativ – das am Berg nicht immer dabei ist – zu erhalten, die Verschlusszeit so kurz wie möglich wählen. Als Faustregel gilt, dass eine Verschlusszeit von 1/Brennweite freihändig noch haltbar ist. Je länger die Brennweite, umso schwieriger wird das allerdings.

Das Allerwichtigste aber: Hab Freude an der Natur und begegne allen Tieren – ob groß oder klein – mit Respekt und Zurückhaltung. Und wer weiß, vielleicht gelingt dir ja auch einmal ein Luchs-Lottosechser. Mit den angeführten Fototipps bist du auf jeden Fall bestens dafür gerüstet!

Mit einem Weitwinkelobjektiv können Tiere
wie dieses Erdkrötenmännchen in der sie
umgebenden Landschaft abgelichtet werden.
Im Mai findet die Balz der Birkhähne statt. Aus einem Tarnversteck heraus hat man oft die besten Chancen, dieses Geschehen fotografieren zu können.
Gefleckte Schnirkelschnecken findet man
auf Blättern, in Astgabeln oder an Gräsern.
Nur mit viel Brennweite kann man weit
entfernte Gämsen vor der Bergwelt in Szene setzen.
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