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Unsere Naturschätze: Schutzgebiete in Österreich

In Österreich gibt es glücklicherweise viele wertvolle Landschaften und Lebensräume und daher auch viele Schutzgebiete. Der folgende Überblick über die diversen Schutzkategorien soll dazu beitragen, dass man sich angesichts der doch eher verwirrenden Begriffsvielfalt und rechtlichen Situation trotzdem auskennt, was in den jeweiligen Schutzgebieten erlaubt ist und was nicht.

In Österreich obliegt der Naturschutz den neun Bundesländern; sie sind für das Management der Schutzgebiete, die Überwachung generell geschützter Lebensräume sowie die Umsetzung von Schutzprogrammen für Arten- und Biotopsicherung verantwortlich. Aber auch Jagd, Fischerei, Nationalparke und Raumordnung liegen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Richtlinien der Europäischen Union (z. B. die Vogelschutzrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) mussten in jedem der neun Landesrechte in vielen Landesgesetzen umgesetzt werden.

 

In Österreich sind auch viele wertvolle Lebensräume generell geschützt, also ohne spezielle Ausweisung: Dazu zählen in weiten Teilen Österreichs Feuchtgebiete, Gewässer und deren Uferbereiche sowie die alpinen Biotope und Gletscher.

 

Auf 25 % der österreichischen Landesfläche gibt es durch gesetzliche Regelungen verordnete Schutzgebiete. Die verbreitetsten Schutzgebietstypen sind „Naturschutzgebiet“, „Landschaftsschutzgebiet“ und „Naturdenkmal“.

 

Internationale Schutzgebietskategorien

IUCN-Schutzkategorien Ia und Ib. Die IUCN-Kategorie Ia (IUCN = Weltnaturschutzunion) ist die strengste Schutzkategorie. Ein Gebiet dieser Kategorie muss frei von menschlichen Eingriffen jeder Art bleiben und darf nur zu Forschungszwecken betreten werden.

Gebiete der IUCN-Kategorie Ib sind große Schutzgebiete, meist rund um Ia-Gebiete, die in hohem Maß frei von menschlichen Eingriffen jeder Art bleiben sollen. Man darf sie zwar betreten, sie sind aber wegen der strengen Auflagen nicht als touristische Erholungsgebiete geeignet.

In Österreich gibt es nur ein Gebiet der Schutzkategorie Ia: den Urwald Rothwald in Niederösterreich im Wildnisgebiet Dürrenstein (Schutzgebiet Ib).

 

Nationalpark. Ein Nationalpark ist ein großflächiges Schutzgebiet mit besonders wertvollen Naturräumen, die vom Menschen wenig beeinflusst sind. In Nationalparks gelten internationale Naturschutzverpflichtungen und völkerrechtlich verbindliche Naturschutzkonventionen. Sie sind als Schutzgebiete nach den Kriterien der IUCN von Bund und Ländern auf Dauer eingerichtet. Der Verzicht auf jede wirtschaftliche Nutzung auf mindestens 75 % der Fläche ist Voraussetzung für die Anerkennung als Schutzgebiet gemäß der IUCN-Kategorie II. Im Gegensatz zur Schutzkategorie I stehen hier Erholung und Umweltbildung im Vordergrund. In Österreich gibt es sechs Nationalparks.

 

Ramsar-Gebiet. Das wesentliche Anliegen der Ramsar-Konvention* ist die Förderung der Erhaltung von Feuchtgebieten. Ramsar ist ein Gütesiegel. Ramsar-Gebiete genießen daher in Österreich keinen unmittelbaren Rechtsschutz. Die meisten Ramsar-Gebiete Österreichs sind jedoch auch rechtlich verordnete Schutzgebiete, zum Beispiel Naturschutzgebiete. In Österreich gibt es momentan 21 Ramsar-Gebiete.

 

Biosphärenreservat. Biosphärenreservate oder Biosphärenparks sind Modellregionen für Nachhaltigkeit. Als außergewöhnliche Natur- und Kulturlandschaften werde sie von der UNESCO (= Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) ausgezeichnet. Das Biosphärenpark-Konzept ist ein internationales Schutz- und Entwicklungsinstrument für Regionen mit hohen Naturwerten. In Biosphärenparks ist der Mensch ein zentrales Element. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Schutzgebieten, beispielsweise zu Nationalparks. In Österreich gibt es derzeit sieben Gebiete, die von der UNESCO anerkannt sind.

 

Europäische Schutzgebietskategorien

Natura-2000-Gebiet. Das Ziel der Europäischen Union ist der europaweite Aufbau eines zusammenhängenden ökologischen Schutzgebietssystems namens „Natura 2000“. Rechtliche Grundlagen dafür bieten die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) und die Vogelschutzrichtlinie (VS-Richtlinie). Die Nominierungen solcher Gebiete werden von den Landesregierungen an die EU-Kommission gemeldet. In Österreich gibt es 220 Natura-2000-Gebiete (Stand Mai 2012).

 

Biogenetisches Reservat. Das europaweite Netzwerk der biogenetischen Reservate wurde 1976 vom Europarat geschaffen. Das Netzwerk dient zur Erhaltung einer repräsentativen Auswahl von Lebensräumen, Pflanzen- und Tierarten Europas. In Österreich wurde keine eigene Schutzgebietskategorie geschaffen, die Reservate werden aus bereits bestehenden Schutzgebieten ausgewählt. In Österreich gibt es derzeit 56 derartige Gebiete (Stand 2013, Umweltbundesamt).

 

Europadiplom. Das Europadiplom wird vom Europarat für Gebiete von spezieller Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Diversität oder der Landschaftsvielfalt in Europa vergeben. Das Diplom gilt fünf Jahre. Danach wird überprüft, ob eine Verlängerung gerechtfertigt ist. Die Gebiete müssen bereits unter rechtlichen Schutz gestellt sein. In Österreich sind zum Beispiel die Wachau und die Krimmler Wasserfälle mit dem Europadiplom ausgezeichnet.

 

Nationale Schutzgebietskategorien

Naturschutzgebiet. Ein Naturschutzgebiet ist ein weitgehend natürliches oder naturnahes Gebiet mit schützenswerten Lebensräumen und/oder mit seltenen bzw. gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Im Vordergrund steht der Schutz dieser Naturgüter. Mit dem Schutzziel unvereinbare Eingriffe sollen verhindert werden.

Dieser Schutzgebietstyp zählt zu den wichtigsten Kategorien des Flächenschutzes in Österreich. Obwohl in Naturschutzgebieten grundsätzlich jeder Eingriff in die Natur verboten ist, werden in der Regel die land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen „im bisherigen Umfang“ gestattet. In Österreich gibt es 453 Naturschutzgebiete (Stand 2011, Umweltbundesamt).

 

Naturdenkmal. Ein Naturdenkmal ist ein geschütztes Naturgebilde (z. B. ein Baum, eine Höhle, eine Schlucht) und ist vor allem von lokaler oder regionaler Bedeutung. Es dürfen keinerlei Eingriffe oder Veränderungen vorgenommen werden, die den Bestand oder das Erscheinungsbild, die Eigenart, die charakteristische Prägung oder den wissenschaftlichen und kulturellen Wert des Naturdenkmals beeinträchtigen können.

 

Naturpark. Naturparke umfassen Landschaftsräume, die sich für die Erholung und für die Vermittlung von Wissen über die Natur besonders gut eignen.

„Naturpark“ ist keine eigene Schutzkategorie, sondern ein Prädikat, das an Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiete vergeben wird. Die Naturparke sind aber in den jeweiligen Landesnaturschutzgesetzen rechtlich verankert. In Österreich gibt es derzeit 48 Naturparke mit einer Gesamtfläche von rund 500.000 ha (Stand 2013, Österreichische Naturparke).

 

Landschaftsschutzgebiet. Ein Landschaftsschutzgebiet zielt nicht primär auf Arten- oder Biotopschutz ab, sondern soll das allgemeine Erscheinungsbild von Landschaften schützen. Diese können von naturnaher land- und forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung geprägt sein, wie zum Beispiel Almen und Lärchenwiesen. Landschaftsschutzgebiete dienen oft als Pufferzonen rund um Naturschutzgebiete, die strengeren Schutzbestimmungen unterliegen. In Österreich gibt es 249 Landschaftsschutzgebiete (Stand 2011, Umweltbundesamt).

 

Große Bedeutung

In Österreich existieren also die verschiedensten Schutzgebietstypen mit unterschiedlichem Schutzausmaß. Schutzgebiete haben eine enorme ökologische, gesellschaftliche, soziale, kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung. Manche Typen gelten in einem oder mehreren Bundesländern. Auf manche Gebiete treffen gleich mehrere Kategorien zu. Das Sablatnigmoor in Kärnten beispielsweise ist seit 1979 ein Naturschutzgebiet, seit 1988 ein biogenetisches Reservat, seit 1992 ein Ramsar-Gebiet und ein Natura-2000-Gebiet.

 

Text: DI Regina Hrbek, Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung der Naturfreunde Österreich

 

Im Schutzgebiet Sablatingmoor haben rund 1700 Tier- und 320 Pflanzenarten ihren Lebensraum. Seit 2004 gibt es hier auch einen Natura Trail der Naturfreunde. Weitere Infos: www.naturatrail.net
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