Dank der erschütternden Bilder von riesigen Müllinseln im Meer wissen bereits viele über das Problem Plastik Bescheid. Plastik ist eine Gefahr für Tier und Mensch. Da es nur sehr langsam verwittert, wird die Belastung durch Plastik noch über Generationen hinweg bestehen.
Unter Mikroplastik versteht man Plastikteilchen, die kleiner als 5 mm und oft nicht mehr mit dem bloßen Auge erkennbar sind.
Es gibt zwei Arten von Mikroplastik: das primäre und das sekundäre Mikroplastik. Primäres Mikroplastik wird für industrielle Zwecke hergestellt und ist häufig in Kosmetik- und Haushaltsprodukten (Duschbäder, Peelings, Zahnpasten etc.) zu finden oder wird in Form von Pellets weiterverarbeitet. Bei der Verwendung von Pflegeprodukten beispielsweise wandert Mikroplastik ins Abwasser und damit in die Natur.
Sekundäres Mikroplastik entsteht im Laufe der Zeit durch den Zerfall von größeren Plastikteilen, zum Beispiel von Einkaufstüten. Auch in der Erzeugung von Bekleidung werden massiv Kunststoffe (Polyester, Polyamid, Elasthan, Acryl etc.) eingesetzt. Durch den Abrieb von Plastikfasern in der Waschmaschine (z. B. beim Waschen von Kleidungsstücken aus Fleece) gelangen Unmengen von Mikroplastik über das Abwasser in Flüsse und Meere, weil Kläranlagen die Kleinstpartikel nicht herausfiltern. Kleidung aus Kunstfasern ist bereits eine der Hauptquellen von Mikroplastik in den Gewässern (www.plymouth.ac.uk/news/washing-clothes-releases-thousands-of-microplastic-particles-into-environment-study-shows). Und der mit Mikroplastik verseuchte Klärschlamm wird auf Felder aufgebracht, wodurch Mikroplastik in den Boden und in weiterer Folge in unsere Lebensmittel gerät.
Das Plastik, von dem in diesem Artikel die Rede ist und aus dem Mikroplastik entstehen kann, gehört zu den Polymeren. Polymere sind sehr lange Ketten von Molekülen, die trotz bereits bestehender Alternativen aus Kostengründen überwiegend aus fossilen Ressourcen hergestellt werden; ihr Zerfall dauert mehrere Jahrhunderte.
Kunststoffe sind wasserabweisend; das bedeutet, dass für den Zerfall von Plastik in einem Gewässer hauptsächlich UV-Strahlung, Wärme und Sauerstoff zuständig sind. In dem extrem langsamen Zerfallsprozess werden die langen Ketten der Polymere in kleinere Ketten zerlegt, die wiederum in kleinere Ketten zerlegt werden, bis (nach sehr langer Zeit) wieder die Elemente vorliegen.
Je nach Größe und Länge sinken Plastikteilchen im Wasser unterschiedlich schnell und tief. Sie werden entweder von der Strömung und anderen mechanischen Einflüssen mitgerissen oder von Tieren transportiert.
Wenn Tiere Mikroplastik fressen, kann das verschiedene Konsequenzen haben. Ein Fisch kann sich gesättigt fühlen, ohne Nährstoffe zu sich genommen zu haben. Durch scharfe Kanten kann es zu Organschäden kommen, und ab einer gewissen Größe können Zellmembranen zerstört werden, was langfristig zum Zelltod führen kann. Außerdem bewirken Fremdkörper bei Tieren - wie beim Menschen - Immunreaktionen.
Kunststoffe enthalten auch Giftstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel. Diese Schadstoffe gelangen über die Nahrungskette auch auf unsere Teller (z. B. beim Fischverzehr).
Mikroplastik kommt auch in Kontakt mit vielen Chemikalien. Gelangt das mit Chemikalien verseuchte Mikroplastik in den Organismus von Tieren, können diese chronische Krankheiten bekommen. An Mikroplastik docken auch faulende Organismen und Bakterien an, was eine schnelle Ausbreitung von Krankheiten begünstigt.
Noch sind nicht alle Risiken von Mikroplastik erforscht. Fakt ist, dass ein geschädigtes marines System auch eine große Bedrohung für die Menschheit ist. Fische und Meeresfrüchte sind Teil der Ernährung vieler Menschen. Mikroplastik und die gefährlichen Stoffe, die durch Mikroplastik übertragen werden, landen daher auch im menschlichen Körper und können die verschiedensten Krankheiten (Asthma, Allergien, Krebs, Herzerkrankungen etc.) auslösen. Mikroplastik wird natürlich auch an viele Küsten geschwemmt und verunreinigt die Strände, was sich u. a. negativ auf den Tourismus auswirkt.
Ein bewusster Umgang mit Plastik ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Man sollte möglichst wenige Sachen aus Kunststoff oder mit Kunststoffanteil verwenden und keine Produkte kaufen, die primäres Mikroplastik enthalten.
Im Internet gibt es Guides, die einem beim Einkauf helfen. Eine der besten Möglichkeiten ist die App „Beat the Microbead“ (www.plasticsoupfoundation.org/en/psf-in-action/beat-the-microbead/): Anhand des Barcodes gibt sie darüber Auskunft, ob und welches Mikroplastik in einem Produkt steckt. Praktisch ist auch der Einkaufshelfer von Greenpeace, der die gängigen Kunststoffe in Kosmetikprodukten auflistet: www.greenpeace.de/einkaufshelfer-mikroplastik.
Die Produkt-Check-App ToxFox von GLOBAL 2000 gibt Auskunft über hormonell wirksame Inhaltsstoffe in Kosmetika und über Giftstoffe in Kinderprodukten: https://www.global2000.at/toxfox.
Man kann auch „Beach-Clean-up”-Projekte unterstützen. Seit mehr als 30 Jahren ruft die US-Umweltorganisation Ocean Conservancy zur größten freiwilligen Meeresschutzaktion auf, zum International Coastal Cleanup, an dem Hunderttausende Menschen in der ganzen Welt teilnehmen (https://oceanconservancy.org/trash-free-seas/international-coastal-cleanup/) und Abfälle auf Stränden, im Meer sowie in Seen und Flüssen sammeln. Einen Überblick über Projekte, die etwas gegen Plastikmüll im Meer unternehmen, findet man hier >
Text: Milan Maushart, Fotos: Getty Images