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Lebensgrundlage Boden

Nur mit intakten Böden ist Leben möglich. Mit einer neuen Wissens- und Methodenbox macht die Naturfreundejugend das Thema „Boden“ auch für junge Menschen begreifbar.

 

Text: Claudia Hackhofer, Naturfreunde Innsbruck; Fotos: AdobeStock

 

Meine Boden-Workshops beginne ich mit dem Satz „Stellt euch vor, dieser Apfel ist unser Planet!“. In der einen Hand habe ich einen rotbackigen regionalen Apfel und in der anderen ein scharfes Messer. Rund drei Viertel des Apfels entsprechen der Erdoberfläche, die von Ozeanen bedeckt ist, das verbleibende Viertel schneide ich heraus und halbiere es. „Die Hälfte der Landmasse ist von Wüsten, Eis oder Hochgebirgen bedeckt“, erkläre ich. „Die andere Hälfte kann von uns Menschen bewohnt werden.“ Diesen Achtel-Apfel schneide ich in vier Teile. „Drei Viertel der bewohnbaren Fläche können wir nicht landwirtschaftlich nutzen, da sie zu trocken oder bereits verbaut sind.“ Nur die Schale (!) der verbleibenden dünnen Apfelspalte entspricht dem fruchtbaren Teil der Erde. Hier kann unsere Nahrung wachsen, davon ist die gesamte Menschheit abhängig!

 

Mit diesem anschaulichen Einstieg ist das Interesse für das Thema „Boden“ geweckt; viele der teilnehmenden Jugendlichen wissen schon einiges: etwa, dass die Medien immer wieder über den rasanten Bodenverbrauch berichten und neue Raumordnungskonzepte die Bodenversiegelung bremsen sollen. Sie haben auch von Mikroplastik und Pestiziden in der Erde gehört, von Verdichtung und Erosion.

 

Was wissen wir über Boden?

Boden bezeichnet die Schicht der Erdrinde zwischen Vegetation und Ausgangsgestein. Wenn Gestein durch Verwitterung rau und rissig wird, siedeln sich Pionierpflanzen wie Moose und Flechten an und mit ihnen Mikroorganismen. So beginnt die Bodenbildung. Je mehr organische Stoffe (Humus) sich über die Jahrhunderte ansammeln, desto besser ist die Basis für das Wachstum von Pflanzen – vom Gras bis zum Baum.

 

Großteils findet man im Boden mineralische Bestandteile wie Steine, Sand und Ton, aber auch durchschnittlich 25 Prozent Luft und 23 Prozent Wasser. Ein Hektar Boden kann 10 Tonnen Biomasse (Pflanzenteile, Tiere und Pilze) enthalten. Natürlich steht der Lebensraum Boden im Austausch mit den anderen Ökosystemen. Er bietet die Grundlage für jede Nahrung und ist die Heimat unzähliger Lebewesen. Indem der Bodenkörper Regenwasser speichert und filtert, schützt er das Wasser vor Verunreiningungen und uns vor Naturkatastrophen. Er bindet Schadstoffe und ist eine wahre CO2-Senke. Durchgehende Vegetation auf den Äckern verhindert, dass Wind und Regen fruchtbare Erde abtragen. Durch Gründüngung wird der Boden durchlüftet sowie mit Humus und Nährstoffen versorgt.

 

Was ist das Problem?

In Österreich werden täglich rund 11,5 Hektar Äcker und Wiesen verbaut. Das entspricht 16 Fußballfeldern (UEFA-Kategorie). Österreich verliert dadurch jedes Jahr 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Eine vorausschauende Raumplanung müsste mit der Ressource Boden sparsam umgehen: Das würde etwa bedeuten, leerstehende Gebäude in Ortszentren zu nutzen, statt Einkaufszentren auf die grüne Wiese zu bauen, oder Parkplätze in Tiefgaragen oder auf Dächern zu schaffen, um nicht zu viel Boden zu versiegeln.

 

Geschädigte Böden können nicht einfach in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden. Erodierte oder abgeschobene Böden regenerieren sich nur sehr langsam. Durch den Einsatz schwerer Traktoren wird der Boden verdichtet und verliert seine Fähigkeit, wie ein Schwamm Wasser aufzunehmen und langsam abzugeben. Überdüngung macht den Boden sauer und schädigt Bodenlebewesen. Pestizide gelangen in unsere Nahrung und in Gewässer. Der Boden ist auch ein bedeutender Klimafaktor – weltweit und direkt vor unserer Haustür. Umso wichtiger ist daher aktiver Bodenschutz!

 

 

Wie können wir Böden schützen?

Die Politik sowie die (Land-)Wirtschaft sind genauso gefordert wie jede und jeder Einzelne von uns! Hier ein paar Tipps für einen bewussten Umgang mit unseren Böden:

  • Bevorzuge Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, um Kunstdünger, Pestizide und Monokulturen zu reduzieren.
  • Denke beim Fleischkonsum daran, dass die Produktion von Futter für die Nutztiere weltweit riesige Anbauflächen verbraucht.
  • Achte auf die fachgerechte Entsorgung von Plastikmüll und Problemstoffen wie Batterien, damit keine Giftstoffe in den Boden gelangen.
  • Kaufe für deinen Garten und deine Topfpflanzen nur torffreie Erde. So bleiben Moore als wertvoller Lebensraum und wichtige CO2-Speicher erhalten.
  • Geh manchmal barfuß und fühle den Boden ­– wunderbar zum Erden und Entstressen.
Weitere Informationen

Die Boden-Box

Die Boden-Box der Naturfreundejugend besteht aus 25 Wissenskarten mit Basisinfos über Bodenaufbau und Bodenschutz, 17 Methodenkarten mit Aktivitäten und Experimenten für Jugendgruppen sowie dem Poster „Leben im Boden“.

Kostenbeitrag pro Box: 10 €

Bestellungen per E-Mail: jugend@naturfreunde.at

 

Umweltpädagogische Fortbildung „Boden-Box“

Termin + Ort folgen!

 

Weitere Wissens- und Methodenboxen der Naturfreundejugend:

„Wald im Klimawandel“

„Kunstlicht, Nacht- und Sternenhimmel“

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