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Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfwirtschaft

Klimaerwärmung, Biodiversitätsverlust und Rohstoffknappheit erfordern eine grundlegende Änderung des Wirtschaftssystems. Die EU strebt daher den Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft an.

Text: Tina Leonhard MA, Umweltdachverband

 

Der enorme Anstieg des globalen Verbrauchs natürlicher Ressourcen und die daran gekoppelte Abfallmenge gehören zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Prognosen zufolge wird sich der Verbrauch von Biomasse, Metallen und Mineralien bis 2060 verdoppeln und das jährliche Abfallvorkommen um 70 % steigen. Die Ressourcen der Erde werden zunehmend knapper – das betrifft sowohl Rohstoffe als auch die Kapazität der Erde, Abfallprodukte des menschlichen Lebens aufzunehmen. Die Gewinnung und Verarbeitung natürlicher Ressourcen sind für mehr als 90 % des weltweiten Biodiversitätsverlusts und mehr als die Hälfte aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Vor allem die globale Erwärmung (man spricht bereits von Klimaerhitzung) und der Biodiversitätsverlust gelten als wichtige Indikatoren für die Gesundheit unserer Erde – beide sind bereits alarmierend vorangeschritten.

 

Für eine intakte Umwelt

Aus diesen Gründen ist es dringend notwendig, dass wir neue Wege für die Herstellung und den Verbrauch für all die Waren finden, die fester Bestandteil unseres Alltags geworden sind. Auch der Bausektor verschlingt Unmengen von Ressourcen und produziert österreichweit sogar den meisten Müll, den es maßgeblich zu reduzieren gilt. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft kann hierbei eine zentrale Rolle spielen: Eine Kreislaufwirtschaft schont die natürlichen Ressourcen und kann so die Zerstörung von Landschaften und Lebensräumen vermindern; sie verringert Abfälle auf ein Minimum und ist eine Voraussetzung dafür, dass die Klimaziele erreicht werden und der dramatische Verlust der Artenvielfalt gestoppt wird.

 

 

Mehr Lebensqualität und langlebigere Produkte

Im Wesentlichen geht es bei der Kreislaufwirtschaft darum, Produkte und die in ihnen enthaltenen Materialien so lange wie möglich zu verwenden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden (wieder)verwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt, sodass kaum noch Abfälle und Umweltbelastungen entstehen. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft unterscheidet sich also grundlegend vom gegenwärtigen linearen Wirtschaftssystem, der sogenannten Wegwerfwirtschaft.

In einer Kreislaufwirtschaft stehen aber nicht nur die Wiederverwendung bzw. das Recycling im Fokus. Sie setzt bereits beim intelligenten Design von Produkten und Werkstoffen an und umfasst den gesamten Lebenszyklus von Waren und Dienstleistungen. Zudem werden Geschäftsmodelle wie Leasing oder Leihen forciert. Ein Produkt sollte man am Ende seines Lebenszyklus möglichst vollständig verwerten können; die in ihm enthaltenen Rohstoffe sollen zurückzugewinnen sein.

In einer kreislauforientierten Wirtschaft stehen die Vermeidung unnötiger Warenproduktion, neue Denkansätze und Ressourcenreduktion an erster Stelle – denn mit jedem Produkt, das nicht hergestellt wird, werden Unmengen von Rohstoffen, Wasser, Energie und CO2-Emissionen eingespart.

Abgesehen von unserer Umwelt profitieren von einem nachhaltigen, kreislauforientierten System auch Wirtschaft und Gesellschaft. Denn in dem Maß, in dem es gelingt, wertvolle Rohstoffe im Kreislauf zu halten, sinkt die Abhängigkeit der Unternehmen von zunehmend teuren und oftmals schwankenden Rohstoffimporten. Wir erhalten auch langlebigere Produkte, die unsere Lebensqualität steigern und langfristig Geld sparen.

 

Neue Geschäftsmodelle, Produkte, Dienstleistungen und damit auch Arbeitsplätze werden entstehen. Außerdem kann Kreislaufwirtschaft einen Rahmen darstellen, in dem neue Infrastrukturen und soziale Innovationen (z. B. neue Wohnformen, Arbeits- oder Versorgungsmodelle) sowie nachhaltige Produktpolitik und Reparaturkonzepte entwickelt werden. Ein guter Ansatz ist etwa der Reparaturbonus, den die österreichische Bundesregierung 2022 ins Leben gerufen hat. Er soll einen Anreiz schaffen, Elektrogeräte reparieren zu lassen, statt sie zu ersetzen. Für einen bewussten und wertschätzenden Umgang mit Ressourcen können wir natürlich noch viel mehr tun: Auch Einkäufe in Secondhandshops, Re- und Upcycling tragen dazu bei, wertvolle Ressourcen im Kreislauf zu halten und den Zustand unserer Erde zu verbessern.

 

Soziale Gerechtigkeit

Der Übergang von der derzeitigen Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft kann jedoch nur dann gelingen, wenn sie von allen Teilen der Gesellschaft mitgetragen wird. Dafür braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Ziel muss es sein, eine intakte Umwelt, wirtschaftlichen Wohlstand und soziale Gerechtigkeit zum Nutzen heutiger sowie künftiger Generationen zu schaffen.

Produkte und die in ihnen enthaltenen Materialien sollen so lang wie möglich verwendet werden!
Weitere Informationen

Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie

Zum Download >

 

 

Circular Futures - Plattform Kreislaufwirtschaft Österreich

Die Kooperationspartner der Plattform sind der Umweltdachverband, dem auch die Naturfreunde Österreich angehören, das European Environmental Bureau mit Sitz in Brüssel sowie Re-Use Austria (repanet.at) und der Verband Abfallberatung Österreich.

www.circularfutures.at

 

„CE4ALL - Kreislaufwirtschaft für alle“: Dieser Bericht geht auf die sozialen Aspekte einer Kreislaufwirtschaft ein.

Zum Download >

 

Upcycling-Projekt der Naturfreunde Niederösterreich

Die Naturfreunde Niederösterreich haben 2023 nicht mehr benötigte Werbematerialien wie Fahnen, Banner und Transparente aus Stoff sowie Planen zu stylishen Kosmetiktaschen und Turnbeuteln verarbeiten lassen. In Zukunft sollen Gegenstände, die man in den Ortsgruppen der Naturfreunde Niederösterreich nicht mehr braucht, gesammelt und upgecycelt werden.

Weitere Infos im Naturfreund NÖ 4/2023, Seite 17 >

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