Naturerleben spielt in Österreich dank der Vielfalt naturnaher Landschaftsräume eine große Rolle. Gerade Gewässerlebensräume üben auf uns eine besondere Anziehungskraft aus. In diesen sensiblen Gebieten ist allerdings ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur besonders wichtig.
Im Rahmen des Projekts „Wasser:Wege“ werden in den kommenden Jahren verschiedene ökologisch relevante Lebensraumkomplexe fachlich aufbereitet. Das erste Projektjahr (Juni 2011-Juni 2012) widmet sich dem Thema „Gletscher, Karst & Bergwälder“. Bis dato gab es bereits die verschiedensten Aktivitäten, u. a. eine zweitägige Wanderung am Dachstein, eine Bergwanderung am Natura Trail Kampl, eine Gletscherwanderung am Goldbergkees, waldpädagogische Führungen und den Kindermalwettbewerb „WAS(S)ERleben“. Zum Thema „Gletscher, Karst & Bergwälder“ ist soeben eine ansprechende kostenlose Broschüre erschienen.
Im zweiten Projektjahr (Juni 2012-Juni 2013) heißt das Thema „Bäche, Flüsse & Auwälder“.
Bäche und Flüsse prägen unsere Landschaften und faszinieren durch ihre Dynamik. Sie bilden mit ihren Auwäldern eine ökologische Einheit, die intensiven Wechselwirkungen unterliegt: So gestalten Flüsse und Bäche mit der Kraft ihres Wassers die charakteristischen Lebensräume der Auen, wie Altarme, Uferanbrüche und Schotterbänke, und schaffen durch den Wechsel von Hoch- und Niederwasser und durch regelmäßige Überflutungen die Lebensbedingungen für ihre Tier- und Pflanzenwelt. Die Auwälder wiederum beeinflussen die Fließgewässer, indem sie Wasser speichern und bei Hochwasser für einen langsamen Abfluss und für eine Reinigung des Wassers sorgen. Und sowohl die Fließgewässer als auch ihre Auen beherbergen vielfältige Lebensgemeinschaften mit vielen seltenen und gefährdeten Arten wie Laubfrosch, Europäische Sumpfschildkröte und Koppe, ein kleiner nachtaktiver Fisch, der sich tagsüber zwischen Steinen und Pflanzen versteckt hält.
Naturnahe Fließgewässer und Auwälder haben in Mitteleuropa leider Seltenheitswert. Weite Bereiche der einst großflächigen Auwälder entlang der Flüsse wurden schon vor langer Zeit gerodet und trockengelegt, um die fruchtbaren Böden landwirtschaftlich zu nutzen. Im 20. Jahrhundert wurde den meisten Flüssen ihre natürliche Dynamik genommen, um die Wasserkraft zur Energiegewinnung zu nutzen und durch das Begradigen der Flussläufe Flächen für Siedlungen und die Landwirtschaft zu schaffen. Dadurch kam es zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und zum Ausbleiben der Überschwemmungen, sodass auch die restlichen Auen zusehends verschwanden. Heute gehören Auwälder zu den am stärksten bedrohten Waldtypen Europas. Großflächige naturnahe Auwälder wie die in den Donauauen östlich von Wien und in den March-Thaya-Auen im Grenzgebiet von Niederösterreich, Tschechien und der Slowakei sind nur noch sehr selten anzutreffen. Als Natura-2000-Gebiete stehen sie unter dem besonderen Schutz der europäischen Fauna-Flora-Habitat- und der Vogelschutzrichtlinie.
Viele Menschen verbringen gerne ihre Freizeit an Flüssen und Bächen sowie in Auwäldern, um zu wandern, zu biken oder Kanu-, Kajak- und Raftingtouren zu unternehmen. Doch Bäche, Flüsse und Auwälder sind sehr sensible Ökosysteme, die selbst auf kleinste Störungen stark reagieren. Die Nutzung durch Erholungsuchende konkurriert leider allzu oft mit den Ansprüchen der tierischen und pflanzlichen Bewohner, beispielsweise seltener Vogelarten, die durch Wassersporttreibende von ihren Brutplätzen verscheucht werden.
Die Naturfreunde möchten daher gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten auf die Besonderheiten von Gewässern und wassernahen Lebensräumen aufmerksam machen und zu einem verantwortungsbewussten Freizeitverhalten anregen.