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Gemütliche Wanderungen in der Pyhrn-Priel-Region

Die Pyhrn-Priel-Region im Südosten Oberösterreichs ist ein bekanntes Wanderparadies. Stephen Sokoloff hat für den „Naturfreund“ fünf reizvolle Touren ausgesucht, die alle relativ problemlos zu bewältigen sind und sich für Familien sowie Seniorinnen/Senioren eignen.

Rund um den Wurbauerkogel

Der Wurbauerkogel bei Windischgarsten bietet von seinem Panoramaturm aus einen zauberhaften Blick auf den Ort und die umliegenden Berge. Der Rundweg ist nur 6,3 km lang, es sind allerdings 285 Höhenmeter (Hm) zu bewältigen. Wer den Aufstieg zu mühsam findet, kann den Sessellift nehmen.

Die Wanderung beginnt beim Braugasthof gegenüber dem Rathaus, wo wir in eine kleine Gasse einbiegen. Wir folgen den Wegweisern „Wurbauerkogel Talstation“ und „Wurbauerkogel Salzatal“. Nach der Talstation des Sessellifts kommen wir zu einer Metallfahrbahn; Schlitten sausen darauf unentwegt an uns vorbei. Es handelt sich um die längste Sommerrodelbahn Europas. Auf der 1523 m langen Strecke, die bei der Bergstation beginnt, rasen Jung und Alt über 16 Kurven 233 Hm zu Tal.

 

Bereits am Anfang des Aufstiegs genießen wir einen großartigen Blick über das abwechslungsreiche Windischgarstner Becken mit den schroffen grauen Spitzen des Toten Gebirges im Hintergrund. Dann leitet uns der Weg durch einen Mischwald, der wenig Sicht auf die Umgebung zulässt. Nach einem etwas steilen Anstieg von 150 Hm dirigiert uns der Wegweiser „Wurbauer“ nach links auf einen Weg, der ziemlich steil und steinig verläuft. Er bringt uns die restlichen 70 Hm zum Wurbauerkogel hinauf. Bei einer Jausenstation biegen wir nach links zum Panoramaturm samt empfehlenswertem Restaurant ab; hier wird alles frisch und mit einem gewissen „Pfiff“ zubereitet. Der (kostenpflichtige) Turm bietet eine fantastische Sicht und beherbergt im Untergeschoss eine kleine, aber sehr ansprechende naturkundliche Ausstellung. Nebenan entdecken wir eine Anlage für 3-D-Bogenschießen.

 

Wir kehren zur Jausenstation zurück, passieren sie und lassen uns vom leicht zu übersehenden Wegweiser „Salzatal Nr. 8“ nach links auf einen Waldpfad dirigieren. Dann geht es rechts Richtung „Bannholzmauer“. Die Abzweigung zu dieser Felsformation mitten im Wald ist etwas mühsam, aber der Ausblick entschädigt dafür auf jeden Fall. Wir müssen Schlammstellen überwinden, zudem ist das Trockenlaub sehr rutschig. Nach ca. 900 m im Wald überqueren wir die Salza und erreichen eine wenig befahrene Straße. Diese führt uns bequem nach Windischgarsten zurück. Wir folgen anfänglich dem Schild „Jausenstation Patzl“. Wer hofft, dort einkehren zu können, wird allerdings enttäuscht: Der Inhaber hat längst seinen Unternehmergeist aufgegeben.

 

Die Dr.-Vogelsang-Klamm

Diese wildromantische Wanderung begeistert mit tosenden Kaskaden und Wasserfällen. Ein wildes Gewässer donnert an den Wandernden vorbei, zischt und schäumt in den Tümpeln des Bachbetts. Die Felswände sind mit zarten Blumen und Kräuterpflanzen tapeziert, die sich in alle Nischen und Spalten einnisten.

Wir fahren durch den Ort Spital am Pyhrn und biegen beim Schild „Bosruckhütte“ ab. Von dort leiten uns Klamm-Wegweiser zum Parkplatz. Eine Schotterstraße führt uns zum Klamm-Häuschen hinauf, wo wir unseren Obolus für den Erhalt der Treppen entrichten. Auf den folgenden 1,5 km überwinden wir ca. 240 Hm auf 500 Stufen (Gesamtaufstieg der Wanderung: 314 Hm, Streckenlänge: 5 km hin und zurück). Bis kurz vor dem Klammausgang bewegen wir uns auf Brettern; manche Treppen sind recht steil, vor allem am Beginn des Weges.

 

Nach dem Klammausgang bringt uns eine Straße einen halben Kilometer weiter zur Bosruckhütte. Dort genießt man echte Almatmosphäre und findet schmackhafte traditionelle Gerichte wie Rauchkuchlknödel mit Sauerkraut. Auch SelbstversorgerInnen sind willkommen; für sie steht sogar ein eigener Tisch bereit! Von der Bosruckhütte gelangt man in 45 Minuten zum bewirtschafteten Rohrauerhaus der Naturfreunde (1308 m), das von Anfang Mai bis Ende Oktober durchgehend offen ist. An einigen Wochenenden im Winter dient es auch als Stützpunkt für TourengeherInnen; diese Schützhütte kann nur zu Fuß erreicht werden.

Wir können nun den gleichen romantischen Weg zurückgehen oder, um die Stufen zu vermeiden, die parallel dazu verlaufende Forststraße wählen. Wer eine echte Rundwanderung machen möchte, folgt dem Wegweiser „Klamm-Parkplatz 1 Stunde“ vom oberen Klammeingang. Diese Route ist allerdings lang und ziemlich beschwerlich.

 

Naturwunder Rinnende Mauer

Hier ist Regenschutz immer angesagt: An den beschaulichen Ufern der Steyr bei Molln sprühen nämlich unzählige Tropfen aus einer überhängenden Konglomeratmauer. Unter einem Felsendach finden wir ein zauberhaftes Wohnzimmer mit Tapeten aus grünen Moosen, Nelken und anderen Blumen.

Die 8 km lange Wanderung beginnt beim Gasthaus Stefaniebrücke, das einen lauschigen Gastgarten hat und ganztägig warme Speisen bietet. Der wunderschöne Weg, der uns zwischen den Konglomeratmauern und dem Flussufer leitet, ist ein sehr unebener, steiniger Pfad, der immer wieder auf und ab führt. Erst als wir fast am Ende der Strecke angelangt sind, informiert uns ein Schild, dass es sich um einen „alpinen Steig“ handelt, der Trittsicherheit verlangt.

 

Nachdem wir einen Nebenfluss überquert haben und dem Pfad weiter gefolgt sind, steigen wir aus der Schlucht zu einem flachen Wanderweg empor. Ungefähr 10 Minuten später müssen wir hinabsteigen. Hier sind die einzigen Handicaps zwei gewaltige Stufen, die aber - falls nötig - auf dem Hosenboden überwunden werden können.

 

Wir können den gleichen Weg zurück nehmen oder dem Wegweiser „Nationalparkzentrum/1/404/909“ folgen und uns danach am Hinweisschild „Nach Molln“ orientieren. Hier muss man sich links halten.

Ein einfacherer Weg beginnt beim „Parkplatz Rinnende Mauer“, den man auf der L1325 (jenseits der Krummen Steyrling) erreicht. Wer ihn wählt, vermeidet den beschwerlichen, allerdings auch wunderschönen Flussufer-Abschnitt.

 

Wanderung um den Höhenberg

Auf dieser Wanderung faszinieren vor allem die Baumheckenzüge. Über die teils schroffen smaragdgrünen Berge zieht sich ein Netzwerk aus Waldstreifen. Sie schützen vor Bodenerosion und liefern Brennholz. Unterwegs passiert man den Johann-Stollen, wo man ab 1836 zwanzig Jahre lang Kohle gewann.

Um den Ausgangspunkt dieser 8 km langen Tour zu erreichen, fährt man von Maria Neustift Richtung Großraming bis zur Haltestelle Stanglkapelle. Ein Schild zeigt dort den Weg rechts hinauf zum Bauernhof Streicherberger.

Auf dieser Wanderung sind nur geringe Höhenunterschiede zu überwinden. Man muss allerdings durch eine pfadlose Wiese aufsteigen, was sich als mühsam erweisen kann - vor allem, wenn der Boden nass und schlammig ist.

 

Themenweg Sensenschmiede

Diese 4 km lange kinderwagentaugliche Wanderung auf dem Themenweg Sensenschmiede in Leonstein in einem kleinen Seitental zum Steyrtal weist nur eine moderate Steigung auf. Sie verläuft zum größten Teil durch Waldabschnitte und führt zum Freilichtmuseum Schmiedleithen, das aus einem vollständig erhaltenen Ensemble von Hammerherren-Gebäuden (Häuser, Arbeitsstätten und Stallungen) und Gärten besteht. Hier stellte man von 1520 bis 1964 Sensen her. Der Lehrpfad beginnt beim Gasthaus Waldklause.

 

 Text und Fotos: Stephen Sokoloff, Buchautor

Weitere Informationen

Buchtipp

Stephen Sokoloff

Slow-Foot-Wanderungen Oberösterreich

Gemütliche Touren zum Schauen und Verweilen

 

Paperback, 208 Seiten, ISBN 978-3-7012-0147-1, Verlag Styria Regional, 19,90 €

 

In diesem 2014 erschienenen Band mit vielen Fotos und Hintergrundinfos entführt Stephen Sokoloff Wanderfans in die reizvollsten Wandergebiete Oberösterreichs und zeigt deren landschaftliche, naturkundliche und historische Besonderheiten.

Alle beschriebenen Wanderungen sind relativ leicht zu bewältigen; sie sind maximal 15 km lang, die Steigungen betragen nicht mehr als 350 Hm.

In diesem Führer lässt es sich herrlich schmökern, darüber hinaus eignet er sich ideal als Geschenk.

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