Zwei blaurote Wirbelwinde jagen die Treppen hinauf und hinab. Amelie und Max sind fünf und sieben und wahre Energiebündel. Heute helfen nur ein paar Stunden, in denen sie draußen bei Schneegestöber herumtollen können. Rodeln lautet das Geheimrezept, um in ihre Augen ein glückliches Leuchten zu zaubern und den überschüssigen Elan in Schlittenziehen und ein paar flotte Fahrten auf zwei Kufen umzuwandeln.
Beim Rodeln kommen alle auf ihre Kosten, Enkel gleichermaßen wie Eltern und Großeltern. Die Bandbreite an Rodelmöglichkeiten ist groß, für jeden Geschmack wird etwas geboten. Gerade im Salzburger Land sind in den letzten Jahren viele wunderschöne Strecken entstanden und auch wiederentdeckt worden. Da gibt es kurze, einfache Kinderbahnen, passend für einen Nachmittagsausflug, wie etwa in Krispl oder Kohlschnait. Oder lange Rodelstrecken in oder am Rand eines Skigebiets, zu deren Start man zu Fuß, aber auch per Lift oder Rodeltaxi kommen kann: zum Beispiel zur Rodelbahn auf der Reitlehenalm im Skigebiet Eben und am Hochnößler bei Altenmarkt, zur Munzenbahn in der Flachau, zur Naturrodelbahn Aeorplan in Badhofgastein und zur Rodelbahn Kreuzboden im Rauriser Tal. Oder Almstraßen mit gemütlichen Einkehrmöglichkeiten sowie Bahnen durch tief verschneite, ruhige Winterwälder. Oder auch sportlich anspruchsvolle Touren, für die man schon einige Erfahrung braucht sowie sein Sportgerät und vor allem das Bremsen sicher beherrschen sollte.
„Wer bremst, verliert!“, fordert Amelie ihren Bruder frech heraus, als sie etwas später in einer Kurve an ihm vorbeizieht. Siegessicher richtet Max seinen Schlitten zurecht und drückt sich fest von der gut präparierten Bahn ab. Auf der langen Geraden kommt er bis an Amelies Schlitten heran, er ist ja auch um ein paar Kilo schwerer. Doch perfekte Kurventechnik ist Amelies Spezialität, so dass er erst in der Zielgeraden mit seiner Schwester gleichauf liegt.
Ein paar Wochen später haben die zwei schon eine richtige Rodelsaison hinter sich. Auf zwei Kufen ins Tal zu sausen kann süchtig machen! Amelie findet Rodeln sogar „cooler“ als Skifahren. Zum Geburtstag wünscht sie sich daher auch eine Rodeltour, eine besondere Rodeltour.
Für Erwachsene stehen oft die Landschaftseindrücke mehr im Vordergrund; Touren mit großem Bergpanorama sind daher eher gefragt: Die Abfahrt von der Rinnbergalm mit Blick zum Dachstein etwa, die wunderbare Winterszenerie von der Bürgerbergalm bei Radstadt, aber auch die Ursprünglichkeit bei der Kleinarler Hütte sind kaum zu überbieten.
Amelie denkt da eher an praktische Dinge: Wie steil ist die Abfahrt? Wie lang? Wie viele Kurven hat sie? Gibt es eine Hütte, in der man eine Kartoffelsuppe bekommt? Schließlich stehen die Rodelbahn am Nagelköpfel, die Bramberg-Bahn und die Rodelbahn vom Spielberghaus ganz oben auf der Favoritenliste.
Die Rodelbahn am Erlebnisberg Nagelköpfel in der Nähe von Piesendorf ist eine Institution: Obwohl sie zu den steilsten im Salzburger Land zählt, ist sie auch für Kinder möglich. Sie ist eine reine Rodelbahn ohne aufsteigenden Gegenverkehr und durchweg professionell abgesichert. Bezüglich Steilheit und Kurven wäre Amelie begeistert. Und die Profirodel, die man dort ausleihen kann, würde sie auch gerne testen.
Dass die Bramberg-Bahn bei Neukirchen 14 km lang ist und einen Höhenunterschied von 1300 m überwindet, damit kann die junge Rodlerin noch nichts anfangen – dass es sich um die längste beleuchtete Bahn der Welt handelt, ist dagegen ein eindeutiger Wert.
Für die Naturrodelbahn vom Spielberghaus nach Saalbach spricht die Kartoffelsuppe. Amelies Vater ist sich sicher, dort eine besonders leckere gegessen zu haben.
Wie die Entscheidung ausfällt? Das wird hier nicht verraten. Probieren Sie es selbst aus! Amelie hat jedenfalls noch einen Joker im Ärmel: Max hat nur ein paar Tage nach ihr Geburtstag …
Text von Andrea Strauß, Fotos von Andreas Strauß, Buchautoren