Adi Mokrejs stellt im Folgenden ein paar wunderschöne Mountainbike-Touren in dieser Region vor, die großteils auch für Trekkingbikes geeignet sind.
Die 240-280 km des Ennsradwegs (R7) mit seinen vier bis fünf Tagesetappen von Flachauwinkl im Salzburger Pongau bis Enns a. d. Donau bilden den Hauptstrang, der von verschiedenen Rundtouren immer wieder berührt wird. Die Dachstein-Tauern-Region kann sich mit seinem reichen Netz markierter Routen sehen lassen. Meist wenig befahrene Seitenstraßen sowie Forst- und Wirtschaftswege bilden einen ansprechenden Mix. Das mittlere Ennstal bis Admont bietet ebenfalls gute Möglichkeiten für eine verkehrsarme Routenführung. Doch dort, wo Enns, Bahnstrecke und Straße um das bisschen Platz im Talgrund rangeln, wird es eng. Die schöne Gesäuse-Bundesstraße und die Strecke von Altenmarkt nach Kleinreifling - wochentags Lkw-Verkehr, an den Wochenenden eine beliebte Motorrad-Rennstrecke - würden dringend einen (derzeit utopischen) Radler-Bypass benötigen! Erst ab Kleinreifling quert man ans linke Enns-Ufer und benützt wieder ruhige Nebenstraßen und Hofzufahrten.
Von Pichl im Ennstal startet man ins Herz der Schladminger Tauern. Der Beginn ist etwas zäh, doch schon bald präsentiert sich das Preuneggtal als typischer Tauern-Talgrund: flach ansteigend, mit einem mäandernden Bach und immer höher werdenden Gipfeln im Hintergrund. Das letzte Stück zur Ursprungalm (14 Kehren!) hat es in sich.
Wer danach noch überschüssige Kräfte verspürt, könnte sich zusätzlich die 300 Höhenmeter auf sehr naturbelassenen Wegen bis zur Giglachseehütte geben und auch noch den Giglachsee umrunden.
Die Abfahrt auf gleicher Strecke talauswärts bietet die große Dachstein-Kulisse – immer näher, bis sie hinter den Waldbergen der Ramsau versinkt.
800 Hm, 28 km, meist Asphalt-, teils Naturstraßen; längere Variante: 1150 Hm, 35 km
Diese variationsfähige Runde bietet für jeden Geschmack etwas - eine tolle Aussicht immer inbegriffen.
Man beginnt in Schladming auf dem Ennsradweg und fährt über Birnberg und Lodenwalker aufwärts auf die Sonnenterrasse Ramsau. Nun folgt die Stunde der Wahrheit: Es müssen die rund 550 Höhenmeter über Edelbrunn und Dachsteinhaus zur Türlwand (1685 m) mit grandiosem Blick auf die Dachstein-Südwände bewältigt werden. Nach kurzer Abfahrt auf der Mautstraße geht es rechts abzweigend hinunter zur Neustadtalm und hinüber zur Bachlalm - ein besonders schöner Abschnitt. Dann hinab auf der Bachlalm-Zufahrtsstraße, danach auf der Landesstraße Richtung Ramsau bis Schildlehen: Hier fährt man in spitzem Winkel abwärts ins Tal der Warmen Mandling. Eine steile Forststraße bildet die letzte Bergprüfung – dann nur mehr bergab nach Mandling und auf dem Ennsradweg (R7) gemütlich zum Ausgangspunkt.
1300 Hm, ca. 57 km, meist Asphalt-, teils Naturstraßen
Auf dieser Route kann man ohne wesentliche Einbuße an Erlebnisgehalt auch mehrere Abschneider machen: So könnte man ab Türlwand die Mautstraße hinunterkurven, von Ramsau über Nebenstraßen nach Pichl gelangen und sich dort in den Ennsradweg einklinken.
Die Viehberg-Runde ist ein Klassiker mit landschaftlicher Vielfalt (die Felsenge der „Öfen“, die Viehbergalm mit Dachstein-Blick und der Salza-Stausee) sowie sportlicher Herausforderung. Entscheidend ist die Fahrtrichtung. Wer die „Öfen“ mit ihrer 25-%-Steigung als Abfahrt wählt, hat eine angenehmere Streckenaufteilung: Start in Gröbming, nach Überquerung der Ennstalstraße erst ein mäßiger Aufstieg zum Mitterberg, dann über Matzing hinunter nach Tipschern. Von nun an geht’s bergauf: Zuerst folgt man der Grimming-Runde zum Salza-Stausee (eine kleine Verschnaufpause), und an seinem nördlichen Ende fährt man in spitzem Winkel den Klausgraben hinauf – ab Ennstal insgesamt rund 800 Höhenmeter, ehe sich die weiten Böden der Viehbergalm mit den Dachstein-Gletschern als Hintergrund vor uns ausbreiten. Da ist eine Einkehr durchaus angebracht! Danach folgt man der Forststraße, die bald einen Bogen beschreibt und abwärts zur Rahnstube führt. Die Felsen rücken zusammen und bilden den spektakulären Höhepunkt der „Öfen“, nach denen sich das Tal weitet und mit leichtem Gefälle über Weyern nach Gröbming leitet.
Der Startpunkt Grimming-Therme bei Bad Mitterndorf wäre ebenfalls eine Möglichkeit: Der lange Anstieg teilt sich dadurch etwas auf – nur bildet dessen zweiter Teil dann den Abschluss und unterstreicht den Lehrsatz des Mountainbikens: „Geschenkt wird dir nix!“
1000 Hm, 42 km, etwa je zur Hälfte Asphalt- und Naturstraßen
Die Grimming-Runde ist eine herrliche Rundtour mittlerer Schwierigkeit um den das mittlere Ennstal beherrschenden Gipfel und beginnt in Trautenfels. Die anhaltende Steigung über Untergrimming ist das anstrengendste Stück dieser Route. Unter der Kulm-Schanze vorbei erreicht man die Fjordlandschaft des Salza-Stausees. Obwohl „Natur aus zweiter Hand“, ist sie ein Highlight und findet in den Kalkalpen kaum ein Gegenstück. Noch eine kurze Steigung, dann rollt man hinunter ins Ennstal. Danach wird der Aufstieg von Tipschern zum Mitterberg - womöglich nach einer mittäglichen Einkehr - meist als eine Zumutung empfunden, er ist aber unverzichtbar. Erstens bietet er am Scheitelpunkt eine grandiose Komplettansicht der Grimming-Südseite, und zweitens ist er ohne eine vernünftige Alternative: Wer sich anfänglich vom bequemen Begleitweg am Südfuß des Grimmings verleiten lässt, landet bald unentrinnbar in der Verkehrshölle der Ennstal-Bundestraße. So aber geht es von der Höhe des Mitterberges locker hinunter, durch die reizvollen Ortskerne von Öblarn, Niederöblarn und Altirdning, dazwischen fast durchwegs auf Radstreifen und Wirtschaftswegen bequem zurück nach Trautenfels.
500 hm, 48 km, meist Asphalt-, teils Naturstraßen; wegen Steinschlaggefahr nur auf eigene Verantwortung gestattet; beim Stausee oft bis in den Mai Lawinenreste
Die Spechtensee-Runde ist eine abgemilderte Alternative zur Grimming-Runde und startet ebenfalls in Trautenfels. Die Steigung ab Untergrimming ist auch hier der Knackpunkt, doch kurz vor Tauplitz zweigt man nach rechts ab; auf einer schmalen Straße geht es noch immer ansteigend, aber weniger steil, hinauf Richtung Wörschachwald. Dominierend auch hier die mächtige Pyramide des Grimmings. Die Spechtenseehütte lockt zu einer Rast und der dunkle, kleine Spechtensee allenfalls zu einem Bad. Danach folgt die lange Abfahrt nach Wörschach, erst auf einer Asphalt-, dann auf einer Naturstraße, oft den markanten Felsbau des Hochtausings vor Augen. Einen beschaulichen Ausklang bilden die letzten flachen Kilometer entlang des Ennsradwegs bis Trautenfels, auf den unglaublichen Klotz des Grimmings zu.
400 Hm, 31 km, meist Asphalt-, teils Naturstraßen
Die Hochscheibenalm im Nationalpark Gesäuse, einer der schönsten Aussichtsplätze der Gesäuse-Berge, wurde früher unverdient wenig besucht. Tieflimauer, Kleiner Buchstein und vor allem die einsame Ostseite des Großen Buchsteins bilden eine großartige alpine Szenerie.
Ausgangspunkt dieser Tour ist der Nationalpark-Pavillon in Gstatterboden. Im unteren Teil folgt die Route in groben Zügen etwa dem Aufstieg zur Ennstaler Hütte. Ab der Kroissenalm zieht sie in anhaltend starker Steigung auf die Hochscheiben (unerklärlich, weshalb innerhalb des verzweigten Forststraßennetzes in diesem Talkessel keine günstigere Streckenführung ausgeschildert wurde!). Nach der Hochscheibenalm bietet eine ebene Strecke hoch über dem unsichtbaren Talgrund der Gesäuseschlucht eine packende Sicht auf Planspitze, Hochtor und die dunkle, felsige Flanke des Zinödls, dann leiten zügige Kehren hinunter nach Hieflau. Die Runde schließt sich auf der landschaftlich großartigen, an Wochenenden aber ziemlich frequentierten Gesäusestraße. Seit 2010 der Personenverkehr auf der Gesäuse-Strecke eingestellt wurde, kann man nicht mehr mit der Bahn zurückfahren.
750 Hm, 26 km, meist Forststraßen, Gesäusestraße (asphaltiert)
Das Reichraminger Hintergebirge, Herzstück des Nationalparks Kalkalpen, ist eine Landschaft ohne triumphale Gipfelhöhen. Im Gegenteil: Hauptattraktion dieser steilen Waldberge sind die tief eingeschnittenen Bachläufe mit dem Glanzpunkt der Großen Schlucht. Die Holzbringung wurde hier einst mit Schmalspurbahnen betrieben (zahlreiche Tunnels, Stirnlampe günstig!), die durch ein ausgedehntes Forststraßensystem ersetzt wurden. Ein Teil dieser Straßen bildet ein reichhaltiges MTB-Routennetz.
Ausgangspunkt dieser landschaftlich umwerfenden Strecke ist Reichraming. Dank der minimalen Steigung ist diese Route ein echter Familienbummel: Man kann sie nach beliebiger Länge beenden und auf gleichem Weg zurückkehren. Der klassische Hintergebirgsradweg steigt an bis zur Mooshöhe (21 km, 490 Hm) und führt hinunter nach Laussa und Altenmarkt bei St. Gallen, von hier weiter auf dem Ennsradweg bis Reichraming (mit dem Schönheitsfehler der Straßenstrecke Altenmarkt-Kleinreifling).
Gesamtlänge: 63 km, im Hintergebirge durchwegs Forststraßen (bis Mooshöhe), am Ennsradweg Asphalt
Radler, die sich im Straßenverkehr nicht sehr glücklich fühlen, wählen als verkehrsfreie Möglichkeit besser die Hirschkogelrunde. Ab Reichraming identisch durch die Große Schlucht bis Weißwasser, wo links abzweigend der Aufstieg zum Hirschkogelsattel beginnt; Abfahrt nach Brunnbach und hinaus nach Reichraming.
46 km, 520 Hm, überwiegend Forststraßen
Vom Hirschkogelsattel weg empfiehlt sich der wenig anstrengende 5-km-Abstecher zum sonnigen Plateau der Anlaufalm (Einkehr), von dem man eine wunderbare Aussicht hat.
Text und Fotos von Adi Mokrejs