Text: Michael Großalber, Mitglied der Naturfreunde-Alpinistengilde, Referent Alpinklettern der Naturfreunde Ternberg, Fotos: Franz Bräuer
Das oberösterreichische Ennstal zwischen Ternberg und Weyer wird oft mit dem steirischen Ennstal verwechselt und fälschlicherweise immer wieder mit dem Gesäuse in einen Topf geworfen. Die Nationalpark-Region Ennstal wird von allen, die gerne klettern, wandern oder mountainbiken, wegen der unberührten Natur, die man fernab der üblichen Massen genießen kann, überaus geschätzt. In der Kletter-Community rund um Steyr und Linz ist es längst kein Geheimnis mehr, dass die Felsen im Ennstal großartige Routen bieten.
In über 30 gewachsenen Klettergärten stehen rund 1300 Routen in allen Schwierigkeitsgraden von 3 bis 10+ nach UIAA zur Auswahl. Bei Regenwetter gibt es die Möglichkeit, die Naturfreunde-Kletterhalle in Linz Auwiesen oder die Kletterhalle 6a in Gaflenz zu besuchen. Massive, wie Zapfl oder Hackermauer, sind in Insider-Kreisen wegen ihrer schwierigen, aber genialen Routen legendär. Und nicht nur oberösterreichische Kletterinnen und Kletterer haben schon vom Sauzahn (89 Routen) oder dem Nixloch (113 Routen) gehört. Wer dort war, schwärmt von der einzigartigen Lage der Felsen sowie von der Routenvielfalt. AnfängerInnen finden am Pfarrfelsen, am Rebenstein sowie an der Riesenberger, Sonnleitner und Weißensteinerwand eine Menge geeigneter Routen, bei denen man sich von Mal zu Mal steigern kann. Der Fels am Nixloch und Pfennigstein reicht von kompakten senkrechten bis hin zu leicht überhängenden Kalkplatten. Am Sauzahn und Langenstein hingegen erwarten einen athletische Lochklettereien. Im Ennstal kann man immer wieder neue interessante Routen entdecken, und die Felsen sind alle innerhalb von wenigen Kilometern erreichbar, viele auch per Bus oder Bahn.
Im Zuge der Erbauung des 2014 eröffneten Klettersteigs an der Beisteinmauer blieb die angrenzende Weißensteinerwand nicht unbeobachtet: Man entdeckte hier alte Kletterrouten, die man in der Folge sanierte und ausbaute. Auf diese Weise entstand im Kletterzentrum Trattenbach an der Weißensteinerwand (ca. 500 m von Zapfl und Kreuzmauer entfernt) ein abwechslungsreicher und anspruchsvoller Klettergarten mit 66 Kletterrouten in den Schwierigkeitsgraden 3 bis 10 nach UIAA. Ermöglicht wurde dieser Klettergarten, der sich bereits jetzt großer Beliebtheit erfreut und am 10. April 2016 offiziell eröffnet wird, durch die finanzielle Hilfe der Naturfreunde-Bundesorganisation, des Tourismusverbandes Ternberg, diverser Sponsoren sowie dank der Unterstützung zahlreicher ehrenamtlich tätiger, engagierter Routensetzer aus der Region und vor allem der Grundbesitzer.
Letzten Sommer und Herbst wurde auch die Blaslmauer bei Losenstein mit Bohrhaken durchzogen. „Ich hätte nicht gedacht, dass man hier so lässige Routen machen kann“, meint Georg Blasl, engagierter Kletterer und Besitzer der Wand bei Losenstein.
Heuer will man im Ennstal weitere Kletterrouten und -steige sanieren. Bei der Menge an Routen, die noch aus den 1970er- und 1980er-Jahren stammen, gibt es diesbezüglich ein weites Betätigungsfeld.
Durch die rasche Zunahme neuer Routen hinkt die Beschilderung der Einstiege etwas nach; dieses Manko will man 2016 vollständig beseitigen - was bei dem Tempo, mit dem immer wieder tolle Routen entdeckt und gesetzt werden, gar nicht so leicht sein wird …
2016 soll der bis dato vergriffene „Kletterführer Unteres Ennstal“ von Franz Bräuer neu aufgelegt werden. Ob damit die Beschaulichkeit im Ennstal ein Ende haben wird? Sicher nicht! Zu groß und vielfältig ist dieses wunderschöne, familienfreundliche Klettergebiet.
In der Nationalpark-Region Ennstal möchte man Kletterinnen und Kletterern mit entsprechenden Dienstleistungen und einem guten Informationsangebot den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen.
Weitere Infos & Buchungen: www.gasthof-blasl.at