Text und Fotos: Vanessa Graf, Buchautorin und Naturfreunde-Mitglied
Wer in Grünau im Almtal im Süden Oberösterreichs aus dem Zug steigt, würde nicht vermuten, dass nur wenig weiter südlich das imposante Tote Gebirge mit seinen schroffen Felswänden und anspruchsvollen Touren in die Höhe ragt. In Grünau ist der Ausblick nämlich zahmer: Bewaldete Gipfel und grüne Hügel säumen das Tal, in der Mitte plätschert die Alm. Besonders im Herbst lohnt sich ein Besuch: Während sich die Bäume im Tal bunt färben und die Berge noch auf den ersten Schnee warten, eröffnen sich einige der schönsten Blicke in und auf das Almtal. Eine Gegend, in der alle auf ihre Wanderkosten kommen. Von gemütlichen Naturerlebnissen und kurzen Wanderungen bis hin zu gebirgigen Mehrtagestouren ist für alle etwas dabei. Im Folgenden stelle ich meine ganz persönlichen Lieblingstouren vor.
Ein Almtaler Berg, den man (fast) das ganze Jahr über leicht bewandern kann, ist das Steineck in der Nähe von Scharnstein. Der Weg führt in knapp 2 Stunden zuerst über eine Schotterstraße, dann über Waldwege bis hinauf zum Gipfel. Von dort hat man nicht nur wunderbare Blicke in das Almtal, sondern auch zum berühmten Nachbarn des Steinecks – dem Traunstein, dem König des Salzkammerguts.
Diese lohnende Wanderung beginnt praktischerweise direkt beim Bahnhof von Grünau im Almtal. Mit etwas mehr als 800 Höhenmetern ist die Tour auf den Zwillingskogel eine gute Option für alle, die nur für einen (halben) Tag ins Almtal kommen. Ein schöner Anstieg durch den Wald, ein felsiger Doppelgipfel, wunderbare Blicke auf die umliegenden Berge und viel Ruhe am Gipfel machen die Route zu einer der schönsten Herbstwanderungen im Almtal.
Auch dieser Ausflug ist gut mit Öffis zu bewältigen. Die Überquerung des Windhagkogels startet in Scharnstein und führt nach Grünau im Almtal. Der Anstieg verläuft größtenteils durch den Wald, nur die letzten paar Meter werden felsiger und geben den Blick auf die umliegenden Berge frei. Für den Abstieg folgt man dem Weg bis zum Naturfreunde-Sporthotel Grünau - „Haus Wimmergreuth“ (wimmergreuth.naturfreunde.at), das nahe dem Wanderweg liegt, oder direkt zum Bahnhof Grünau im Almtal.
Wer sich nach einer alpineren Tour sehnt, ist am Schermberg gut aufgehoben. Man sollte die Wanderung allerdings nur unternehmen, wenn gutes Wetter herrscht und noch kein Schnee liegt. Man kann die Route in einem Tag oder in zwei Tagen absolvieren. Sie beginnt beim Almtalerhaus in der Nähe von Grünau. Über einen serpentinenreichen Aufstieg gelangt man in etwa 2,5 Std. zur Welser Hütte (1740 m); von hier geht es weiter zu Felsblöcken und kargen Hängen bis zum Gipfel. Wer gerne klettert, kraxelt am besten über den Grat am Tassilo-Klettersteig (Schwierigkeit C) nach oben.
Wer von der Gegend nicht genug bekommen kann, wandert von der Welser Hütte weiter zum Großen Priel, zum Temlberg oder gleich über das gesamte Tote Gebirge in die Steiermark.
Bei den hohen Felswänden direkt vor der Nase kommt die Idee für eine Überquerung des Toten Gebirges quasi wie von selbst: Zu verlockend winken die Gipfel ins Tal hinab. Für ein solches Unternehmen ist das Almtal ein ausgezeichneter Ausgangspunkt. Eine sehr schöne Variante führt vom Almsee über den steilen Grießkarsteig hinauf zum Hochplateau. Ab hier folgt man dem Weg durch Latschen und Felsen bis zum Albert-Appel-Haus (1638 m). Am nächsten Tag kann man mit wunderschönen Ausblicken auf das Ausseerland über die Trisselwand absteigen. Die An- und Abreise erfolgen am besten öffentlich: Per Bus fährt man bequem vom Bahnhof in Grünau bis zum Almsee; zurück geht es mit dem Bus von Altaussee zum Bad Ausseer Bahnhof.
Vanessa Graf
Wandern für Ausgeschlafene. Rund um Linz
160 Seiten, Kral-Verlag, 2021, ISBN 978-3-99024-947-5, 17,90 €
Mach mit diesem Wanderführer die schönsten Halbtagstouren rund um Linz! Vom Mühlviertel über die Linzer Hausberge bis hin zum Salzkammergut, Almtal und Ennstal führt die Autorin zu hügeligen und gemütlichen sowie felsigen und anspruchsvollen Zielen.
Erhältlich im guten Buchhandel
