Mehrere tausend Kletterrouten gibt es alleine in den Wiener Hausbergen (auch „Wiener Alpen“ genannt), wovon viele in den letzten Jahren eröffnet wurden.
Bedingt durch die modernen und unkomplizierten Zugangsmöglichkeiten zum Klettersport (z. B. Kletterhallen allerorts) drängen immer mehr Kletterneulinge und -begeisterte von den Hallen ins Freie – mit allen damit verbundenen Problemen bzw. „Überraschungseffekten“.
Ein farbenfroher Kunststoff-7er in der Halle klettert sich eben ganz anders als ein 4er oder 5er in (unmarkiertem) Felsgelände mit objektiven Gefahren wie Steinschlag, größeren Bohrhakenabständen, nicht ganz festem Fels, etc.
Demnach unterscheiden sich auch die Anforderungen bzw. Wahrnehmungen der Felsaspiranten oft wesentlich: Was für einen alpin- und felserfahrenen Routinier eine klasse Tour ist, wird von einem Hallenfreak nicht selten als „Bruchhaufen“ mit irren Bohrhakenabständen abgetan.
Wie auch immer – es gibt im Osten Österreichs, speziell in Niederösterreich, für alle Spezies und Nervenkostüme unerschöpfliche Betätigungsfelder mit jedem Genussfaktor, die auch in der zweiten Auflage des „Genusskletter-Atlas Österreich Ost, Band Niederösterreich“ (von Kurt Schall und Thomas Behm) präsentiert werden. Für den „Naturfreund“ greife ich ein paar heraus und stelle sie im Folgenden mit einer kurzen Gebietsinfo vor.
Die Hohe Wand ist DER Klettergarten im Nahbereich von Wien! Sonnige Lage, liebliche Landschaft, herrliche Platten- und Wandklettereien aller Schwierigkeitsbereiche im besten Kalkgestein. Auch in den unteren Schwierigkeitsgraden und bei den Klettersteigen ist ein großes Potential von Anstiegen vorhanden, die alle gut erreichbar und kombinierbar sind. Besonders erwähnenswert ist der landschaftliche Reiz, der von diesem abrupten Übergang ausgeht: Häufig wird der Blick bis nach Ungarn frei.
Die sehr sonnige Südost- bzw. Südlage erlaubt Klettern fast das ganze Jahr hindurch, die Felsen sind rasch wieder schneefrei und trocken. Hier wird schon seit über 100 Jahren geklettert, sämtliche Kletterentwicklungen lesen sich wie aus einem Geschichtsbuch.
Die Sportkletterentwicklung wurde hier natürlich ebenfalls voll ausgekostet, neben Klettergärten finden sich aber auch unzählige hervorragende Mehrseillängenrouten, welche (fast) allesamt sehr abwechslungsreich sind: Kompakte graue Platten, braune Henkelüberhänge, lange klassische Risse, tropflochraue Wandpassagen...
Auf Wildenauers Spuren, 5 bis 6+, Stellen 7- (6- obl.) 200 Hm
Eine mittlerweile bereits klassische Genusskletterroute im linken Teil der Hochkogelwände, welche sich eines hohen Beliebtheitsgrades erfreut.
Schöne, meist naturgegebene Linie und sehr abwechslungsreiche Kletterei im meist besten, steilen und griffigen Fels!
Hervorragende BH-Absicherung sowie auch SU-Absicherung in den leichteren Passagen.
Ziemlich konstante Schwierigkeiten mit ein paar Stellen 7-, welche aber problemlos A0 geklettert werden können. Somit eine der besten Routen für Sestogradisten auf der Hohen Wand - ein Muss!
Wandhöhe/Kletterzeit: 200 Hm / 3 Std.
Exposition: S-SO
Ausrüstung/Material: 50m-Einfachseil, 9 Expr., 1-2 Bandschlingen; KK nicht notwendig.
Erstbegeher: Th. Behm u. A. Riedl 2007
Routeverlauf siehe Topo.
Ausgangspunkt: „Sonnenuhr-Parkplatz“ bei der 1. Kehre der Hohe-Wand-Straße (an Wochenenden u. Feiertagen Maut!).
Zustieg: 25 Minuten. Vom „Sonnenuhr-Parkplatz“ (bei der 1. Kehre der Hohe-Wand-Straße) auf dem Wanderweg linkshaltend über die Wiese aufwärts und über Geröllsteig unter die Wände (Milak-Klettergarten mit überdimensionalen Markierungen). Am Wandfußsteig links zur Abzweigung des Völlerinsteiges und weiter entlang des Wandfußteiges unter den Wänden auf- und absteigend in ca. 10 Min. zum Einstieg des Tirolersteiges (links Gedenktafel, Markierungen).
Hierher auch vom nördlichen Ortsende von Maiersdorf unmarkiert (Mautersparnis!).
Weiter entlang des Wandfußsteiges (vorbei am E. zum Hamburger Pfeiler; E-Aufschr. „Hamburger Steig“) zu einer markanten Geröll- und Schrofenrinne, welche von der rechten Hochkogelwand herabführt. Etwa 100m nach der Rinne führt der Wandfußsteig an einer markanten „Geo-Lehrpfad“-Tafel vorbei. Ca. 50m danach (nach kurzem Anstieg) vom Wandfußsteig rechts abzweigen (dort, wo dieser wieder bergab führt) und ca. 10m bergauf zum etwas versteckten Einstieg unterhalb einer kleinen Rampe (goldene BH oberhalb).
Abstieg: 50 Minuten. Vom Ausstieg noch etwa 50m zur bez. Krummen Ries und über diese links absteigen (tw. 1, Trittsicherheit!) zurück zum Wandfußsteig. Oder weiterer Aufstieg über die Krumme Ries zur Hochfläche, über den Plateau-Wanderweg zum Ghf. Postl, und über den Völlerinsteig (tw. gesichert A/B) absteigen zum Ausgangspunkt.
Steinbockalarm, 5 bis 6+, eine Stelle 7- (5+ obl.), 170 Hm
Tolle Genusskletter-Route mit hohem Beliebtheitsgrad vom genialen Duo Peter Königsberger und Alfred Riedl. Trotz einiger leichter Passagen und kurzem Gehgelände eine sehr schöne und relativ lange Route im henkeligen Fels mit nahezu plaisirmäßiger Absicherung (großteils Klebehaken)! Fast alle schwierigen Stellen können problemlos auch A0 geklettert werden, wodurch sich die max. Schwierigkeit auf 5+ reduziert.
Auf Steinschlaggefahr, vor allem durch Steinböcke (Name!), achten!
Wandhöhe/Kletterzeit: 170 Hm / 3 Std.
Exposition: SO
Ausrüstung/Material: 50m-Einfachseil, 13 Expr., KK nicht notwendig.
Erstbegeher: A. Riedl u. P. Königsberger 2008.
Zustieg: 15 Minuten. Vom „Sonnenuhr-Parkplatz“ (bei der 1. Kehre der Hohe-Wand-Straße) auf dem Wanderweg linkshaltend über die Wiese aufwärts und über Geröllsteig unter die Wände (Milak-Klettergarten mit überdimensionalen Markierungen).
Am Wandfußsteig (blau mark.) rechts unter den Wänden entlang zu einem kleinen Sattel, welcher durch einen unterhalb befindlichen Felsaufbau gebildet wird (kurz davor der Einstieg zum „Postlgrat“ mit Aufschrift „Unterer Postlgrat“).
Von hier noch etwa 50m am Wandfußsteig weiter (vorbei an einer markanten, glatten Platte) und um einen Pfeiler herum kurz aufsteigen zum Einstieg unterhalb eines breiteren Risses.
Routenverlauf siehe Topo.
Abstieg: Über ein Steiglein in Kürze auf die Zufahrtsstraße zum Gasthof „Postl“. Abstieg am besten über die grün markierte „Völlerin“ (teilweise gesichert A, kurze Felsstufen 1-); Abzweigung etwa 150 m südöstlich vom Gasthof „Postl“.
Schneeberg und Rax stellen das bedeutendste und größte Berggebiet der Wiener Hausberge dar. Ein derart großes Potential an Berg-, Kletter-, Schi- und Wanderrouten ist einmalig im Ostalpenraum.
Die beiden Gebirgsstöcke erreichen Höhen bis über 2000 Meter und sind durch das Höllental voneinander getrennt. Die wilden Grate und Wände zu beiden Seiten des Tales erfreuen sich schon seit Generationen größter Beliebtheit bei Bergsteigern und Kletterern. Die größtenteils noch sehr ursprüngliche Landschaft und das Einzugsgebiet der Wiener Hochquellenwasserleitung bringen es mit sich, dass manche Regionen zum Forst-, Jagd- und Wasserschutzgebiet erklärt wurden.
Besonders beliebt sind die Anstiege im Bereich der Vorderen Stadelwand (Schneeberg) und Vorderen Klobenwand (Rax), welche vielfach “plaisirmäßig” abgesichert sind und zudem auch keinen langen Zustieg aufweisen.
Schneeberg/Stadelwand:
Plattensymphonie, 5 bis 6+, Stellen 7- (6 obl.), 350 Hm
Diese sehr schöne, aber auch schon etwas alpine Route wurde 2007 von Rudi Melchart und Christian Faltin eröffnet und nützt die teilweise herrlichen Plattenzonen links und rechts des „Neuen Zimmerweges“ (4-5; sehr alpin und tw. ziemlich brüchig).
Vor allem im unteren Teil der Route z.T. große Steinschlaggefahr (vor allem durch unvorsichtige Begeher des „Neuen Zimmerweges“). Die schwierigsten Stellen sind mit Bohrhaken hervorragend gesichert, im 6. Grad und darunter sind auch etwas weitere Abstände vorhandenbzw. mit Sanduhrschlingen abgesichert.
Im Gesamten eine der eindruckvollsten und lohnendsten Touren in der oberen Stadelwand – aber dennoch keine Plaisirkletterei!
Wandhöhe/Kletterzeit: 350 Hm / 4-5 Std.
Ausrüstung/Material: 50m-Einfachseil, 10 Expr., 2 Bandschlingen, KK nicht notwendig.
Erstbegeher: R. Melchart u. Ch. Faltin 2007
Ausgangspunkt: Stadelwand-Parkplatz am Beginn des Stadelwandgrabens (etwa 1,5 km. östlich vor dem Weichtalhaus, bzw. 1,7 km von Kaiserbrunn taleinwärts) neben der Höllental-Bundesstraße. Oder Parkplätze beim Weichtalhaus.
Zustieg: 1 Std. 15 Min. Entlang des Weges im Stadelwandgraben aufwärts in Richtung Stadelwand. Nach etwa 45 Min. erreicht man die Abzweigung zum klassischen Richterweg bzw. Stadelwandgrat (kl. Roter Pfeil nach rechts zeigend auf einem Stein). Von hier führt der Weg rechts aus dem Graben rechts hinaus zum bewaldeten, rechten Bergrenzungsrücken des Stadelwandgrabens und führt anschließend in Kehren weiter aufwärts Richtung Stadelwandsattel (oberes Ende des Stadelwandgrabens). Bei der 6. Kehre (wieder nahe dem oberen Stadelwandgraben, etwa 100m vor dessen oberem Ende; hier zumeist kl. Steinmann) links abzweigen und im steilen Wald über ein kleines, steiles Steiglein zum großen Geröllfeld (Stadelwandleiten) queren und absteigen.
Der Einstiegsbereich der markanten „Richterkante“ (rote E.-Aufschrift „R.K.“) ist von hier aus gegenüber etwas links unterhalb schon gut zu erkennen.
Man überquert das Geröllfeld und steigt vom Richterkanteneinstieg noch etwa 100 m im Geröll ab zu einer kleinen Einbuchtung unter einer rinnenartigen Verschneidung bei Blöcken; kl. roter Pfeil und Aufschrift „NZW“ (Neuer Zimmerweg).
Mit einem Bogen von links nach rechts im schrofigen und tw. brüchigen Gelände (1-2) ca. 60 Hm aufwärts und links unter eine markante Plattenwand (rote Aufschrift „PSY“; Stand bei Sanduhrenschlingen). Der „Neue Zimmerweg“ führt rechts weiter (Aufschrift „NZW“). Routenverlauf siehe Topo.
Abstieg: Vom Ausstieg noch ca. 50 Hm im schrofigen, steilen Wald weiter aufwärts zu einem kleinen Steiglein, über welches man rechtshaltend querend zum Stadelwand-Wanderweg gelangt. Auf diesem abwärts zum Stadelwandsattel und wieder zum Aufstiegsweg zurück.