Der Fels der Flatzer Wand ist durchwegs kompakt, zum Teil von Wasser zerfressen, löchrig, grau oder gelb-braun, und viele der Routen würden auch in südfranzösischen Klettergebieten zum Besten zählen. An den nach Süden ausgerichteten Felsen wird am liebsten im Frühjahr und im Herbst geklettert, aber auch im Winter lässt es sich, wenn die Sonnen scheint, meist ganz gut klettern. Im Hochsommer hingegen herrschen oft erst gegen Abend erträgliche Bedingungen.
In Kletterkreisen ist die Flatzer Wand schon lange kein Geheimtipp mehr, und so ist hier an den ersten wärmeren Tagen schon einiges los. Besonders im Sektor „Sunshine“ mit seinen längeren Plattenrouten gibt es an den Einstiegen oft regen Andrang, während andere Sektoren kaum besucht werden. Man findet also fast immer auch ein Plätzchen, wo man in aller Ruhe Hand an den wunderbar griffigen Fels legen kann.
Neben den zahlreichen Kletterrouten durch die steilen Wände gibt es auch einige leichtere Klettersteige wie den „Ternitzer-Steig“ und den „Jubiläumssteig“. Der deutlich anspruchsvollere „E-60-Klettersteig“ führt direkt zum Neunkirchnerhaus der Naturfreunde, das aber auch auf zahlreichen gemütlichen Wanderwegen zu erreichen ist.
Wir waren schon so oft auf der Flatzer Wand und kommen doch immer wieder. Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern, denn es gibt noch immer genug zu tun. Einige ältere Kletterrouten müssen saniert werden, und - wer weiß - vielleicht finden wir ja noch die eine oder andere neue Route, den einen oder anderen Boulder, der auf eine Erstbegehung wartet.
Im bereits lange erwarteten neuen Flatzer-Wand-Kletterführer sind jedenfalls auch alle Routen und Boulder beschrieben, die in den letzten Jahren neu geschaffen wurden. Er enthält genaue Topos sowie sämtliche Informationen zu den einzelnen Routen.
Text: Georg und Gerald Gsenger, Referenten für Sportklettern bei den Naturfreunden Niederösterreich
Anfahrt: Von Wien kommend auf der A2 und über die S6 bis zur Ausfahrt Neunkirchen. Im Ortsgebiet der Ausschilderung nach Ternitz folgen. Knapp außerhalb von Neunkirchen (Stadtteil Ternitz-Urbanhof) über einen Bahnübergang, kurz danach rechts abbiegen in Richtung Mahrersdorf und weiter nach Flatz. Im Ort der „Wandgasse“ ansteigend (Ausschilderung „Naturfreundehaus“) bis zum Straßenende folgen. Direkt beim letzten Gehöft („Waldbauer“) gibt es einen großen Parkplatz; ist dieser belegt, bitte unten im Ort parken!
Zugänge: Zum Hauptsektor „Sunshine“ gelangt man, indem man vom Parkplatz dem Wanderweg, vorbei an der Grillstation, folgt. Kurz danach zweigt rechts der „Fürststeig“ (ausgeschildert) ab. Auf dem Steig bis zu einer breiten Forststraße und auf dieser ca. 150 m nach rechts; bei einer Wegkreuzung der Ausschilderung „Jubiläumssteig“ ansteigend bis unter die Felsen folgen (ca. 10 Min.).
Stützpunkte: Das Neunkirchnerhaus der Naturfreunde („Flatzer Hütte“) ist von der Flatzer Wand ca. 20 Gehminuten entfernt und hat ganzjährig an Wochenenden und Feiertagen geöffnet (Übernachtungsmöglichkeit).
Im Ort kann der Gasthof Reiterer empfohlen werden (bürgerliche Küche).
Kletterführer: Im April 2015 erscheint die rund 130 Seiten starke zweite, aktualisierte Auflage des Bandes „Flatzer Wand. Kletterführer“ von Thomas Behm und Gerald & Georg Gsenger mit 300 Kletterrouten und 50 Boulder vom 1. bis zum 10. Schwierigkeitsgrad.
Der Kletterführer wird u. a. im Gasthof Reiterer in Flatz, im Neunkirchnerhaus sowie in Buchhandlungen und Sportgeschäften der Region erhältlich sein.