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Eisklettern in Kolm Saiurn

Am Ende des Hüttwinkltals liegt auf rund 1600 m das Naturfreundehaus Kolm-Saigurn, auch als „Sonnblickbasis“ bekannt. Rund um diese bilden im Winter zahlreiche gefrorene Wasserfälle die Eisarena Kolm-Saigurn.

Text: Roland Groll, staatlich geprüfter Berg- und Schiführer, Mitglied des Ausbildungsteams der Naturfreunde Österreich

 

Wasserfälle für AnfängerInnen und Fortgeschrittene, Eissicherheit, kurze Zustiege und die hervorragende Bewirtung im Naturfreundehaus machen Kolm-Saigurn zu einem der beliebtesten Eiskletterspots in Österreich. Dieter Schimanek erkannte dieses Potenzial schon 1999/2000. Er organisierte die erste Eiskletterfortbildung der Naturfreunde und machte mit den Kursteilnehmenden einige Erstbegehungen. Bald wurden Bohrhakenstände im Fels angelegt, um das Sichern und Toprope-Klettern zu erleichtern. Daraufhin kamen immer mehr Eiskletterkurse ins Tal, und die Eisarena boomt ungebrochen. 2016 tauschten Stephan Binder und ich die Schlingen der Standplätze gegen Kettenstände, und wir brachten bei einigen Wasserfällen neue Standplätze an. Beim Durchstieg der Wasserfälle sollte man immer auf die Seillänge achten; die Wasserfälle wirken kürzer, als sie tatsächlich sind.

 

Die Eisarena lässt sich grob in vier Bereiche einteilen: in den Bereich um den Barbarafall, den Hauptfall, die beiden Gräben und den Bereich Erfurtersteig. Barbarafall, Hauptfall und die Gräben sind relativ lawinensicher und eignen sich hervorragend für Eiskletterkurse. Die Wasserfälle im Bereich des Erfurtersteigs liegen in einem großen Lawineneinzugsgebiet und dürfen nur bei sicheren Verhältnissen geklettert werden! Im Jänner und Februar ist in Kolm-Saigurn die beste Zeit zum Eisklettern; manchmal kann man bis weit in den März hinein eisklettern.

 

Bereich Barbarafall

Im Bereich Barbarafall gibt es vier Wasserfälle und zwei Mixedlinien mit rund 50 m Höhe. Der Barbarafall (WI3) ist der beliebteste und ideal für Kurse. Man erreicht ihn in ca. 30 bis 45 Gehminuten. Er weist immer sehr gute Eisverhältnisse auf und hat im rechten Teil einige Bohrhakenstände zum Topropen. Der anspruchsvollste Wasserfall ist die „Blaue Hyäne“: Eine imposante Linie über eine senkrechte Eissäule im Schwierigkeitsgrad WI5 lässt einem das Herz höherschlagen. Die beiden athletischen Mixedlinien (WI5+/M6+) muss man zum Teil selbst absichern; sie sollten daher nur von erfahrenen Alpinistinnen und Alpinisten bezwungen werden.

 

Der Hauptfall

Der ca. 60 m hohe Hauptfall (WI4/4+ ) direkt hinter dem Naturfreundehaus ist in ca. 5 bis 10 Gehminuten erreichbar. Er weist im unteren Teil moderate Schwierigkeiten (WI2-3) auf und ist deshalb auch für AnfängerInnen interessant. Man sollte jedoch im Anbringen von Eissanduhren für das Abseilen bzw. Topropen sicher sein. Bohrhakenstände gibt es hier nur an der rechten und linken Seite. Unmittelbar links des Hauptfalls ist eine Drytooling-Route im Schwierigkeitsgrad M7- eingerichtet. Rechts des Hauptfalls bilden sich 60 m hohe spannende Eisstrukturen für Fortgeschrittene.

 

Die beiden Gräben

Die beiden Gräben erreicht man in ca. 15 bis 20 Gehminuten. Im „Graben 1“ ist beim Zustieg Achtung geboten! Er führt durch eine enge Schlucht, in der ein Bach verläuft. Bei geringer Schneelage ist die Gefahr des Einbrechens hoch. Man kann die Schlucht jedoch links über den steilen Rücken umgehen und später in den Graben hineinqueren. Der „Graben 1“ bietet drei Wasserfälle: Golliwog’s Cakewalk (bis WI4), Tauerngold (bis WI3) und Just YAK it (bis WI4-), der mit seinen 40 m sicherlich der schönste ist. Es sind mehrere Linien möglich, die bis auf den Golliwog’s Cakewalk bei modernen Kettenständen enden.

 

Im „Graben 2“ gibt es die Wasserfälle Vegetari (WI2) und Cascadi (WI3). Sie sind die besten Wasserfälle für die ersten Versuche im steilen Eis. Während Vegetari fast immer sehr gute Eisverhältnisse aufweist, ist Cascadi ein wenig kritischer zu beurteilen. Er führt relativ viel Wasser und ist im mittleren Bereich meist unterspült; an der rechten und linken Seite ist das Eisklettern aber gut möglich. Die Linien enden immer an neuen Kettenständen, an denen man Topropes einhängen kann.

 

Bereich Erfurtersteig

Im Bereich Erfurtersteig, den man in ca. 45 Gehminuten erreicht, warten Idefix (WI3), Asterix (WI4+) und Obelix (WI5). Obelix ist mit seinen 80 m Höhe und dem hohen Schwierigkeitsgrad die eindrucksvollste Erscheinung in Kolm-Saigurn.

 

Naturfreundehaus Kolm Saigurn

Wer in der Hauptsaison ein Wochenende in der Sonnblickbasis verbringen möchte, sollte früh buchen! Die Erreichbarkeit des Naturfreundehauses Kolm-Saigurn ist sowohl mit Öffis als auch mit dem PKW sehr gut. Öffentlich geht es mit dem Zug bis Taxenbach und weiter mit dem Bus durch das Rauriser Tal bis zum Bodenhaus. Wer mit dem Auto anreist, findet hier einen gebührenpflichtigen Parkplatz vor. Von dort geht es entweder mit Tourenschiern in ca. 1,5 Stunden zur Hütte, oder man nimmt den Shuttleservice des Naturfreundehauses in Anspruch.

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