www.naturfreunde.at

Bergtouren rund um Filzmoos

Malerisch liegt das kleine Salzburger Bergdorf Filzmoos inmitten des Pongaus am Fuß der berühmten Bischofsmütze. Im Sommer und auch im Winter ist der knapp 1500 Einwohner zählende Ort ein idealer Ausgangspunkt für zahllose Wanderungen und Bergtouren.

Markant erheben sich die beiden Gipfel der Bischofsmütze über den saftig grünen Almwiesen der Unter- und Oberhofalm und prägen das schöne Ortsbild. Die Große Bischofsmütze ist mit ihren 2458 m die höchste Erhebung des Gosaukamms, der mit seinen wild gezackten Türmen und steilen Wänden vor allem Kletterer in seinen Bann zieht.

 

Schon 1879 wurde die Bischofsmütze von Johann Anhäusler und Johann Steiner erstmals erstiegen, später folgten viele weitere Routen und kühne Linien. Vor allem Paul Preuß hat durch sein besonderes Talent und klettertechnisches Geschick auf sich aufmerksam gemacht und den Gosaukamm zu seiner Spielwiese erklärt. Der begnadete Bergsteiger und Verfechter des stilreinen Kletterns hat das Freiklettern ohne jegliche Sicherung von den steil aufragenden Felsnadeln des Gosaukamms in die Welt hinausgetragen. Er war ein Spaziergänger in den Wolken. Viele aufsehenerregende Erstbegehungen gehen auf sein Konto. Leider ist er 1913 mit nur 27 Jahren am Mandlkogel, seinem Lieblingsberg, abgestürzt.

 

Der Gosaukamm-Rundwanderweg

Der Gosaukamm-Rundwanderweg führt direkt am Fuße der Mandlkogel-Wand entlang. Auf dieser zweitägigen Runde kann man im Angesicht der steilen Wände Preuß’ unbändige Bergleidenschaft gut verstehen.

Diese Rundwanderung bietet alles, was ein Bergsteigerherz höher schlagen lässt: atemberaubende Ausblicke, wilde Gipfel und tiefblaue Bergseen. Für die kulinarischen Genüsse sorgen die gemütlichen Almhütten am Weg. Diese Runde zählt zu den schönsten Wegen am gesamten Dachstein-Massiv.

Am besten beginnt man die Tour mit dem Aufstieg von der Aualm zur Hofpürglhütte. Hier kann man sich nach einem kurzen Gabelfrühstück frisch gestärkt auf die erste Etappe machen. Zunächst geht es dem Linzerweg folgend am Fuße der Bischofsmütze entlang zum Steiglpass. Steil windet sich der Weg hinauf zur Passhöhe. Oben angelangt eröffnet sich ein herrlicher Rundblick. Noch besser wird die Aussicht, wenn man ein paar Höhenmeter zur Vorderkopfwand aufsteigt. Der Weg ist zwar nicht markiert, aber leicht zu finden. Von der Vorderkopfwand ergibt sich ein grandioser Tiefblick zum Hinteren Gosausee.

Nachdem man zum Steiglweg zurückgekehrt ist, folgt man dem Steig abwärts Richtung Vorderer Gosausee. Der Weg liegt auf der Schattenseite des Mandlkogels und schmiegt sich eng an die Nordwand. Kurz vor Erreichen des Gosausees mündet der Steiglweg 612 in den Weg Nr. 623 zur Gablonzer Hütte. Wer noch über genügend Kondition verfügt und sein Quartier auf der Gablonzer Hütte bestellt hat, steigt am besten gleich auf. Wem noch Zeit bleibt, kann natürlich auch in der Gaststätte am Gosausee Einkehr halten.

Hat man für den Aufstieg zur Gablonzer Hütte keine Kraft mehr, kann man die Gosaukammbahn benutzen, die zur Zwieselalm und damit zur Gablonzer Hütte schwebt. Auf der Zwieselalm hat man einen schönen Blick über den Gosausee zum Dachstein. Hier endet die erste Etappe der Gosaukamm-Umrundung.

Zeitig in der Früh geht es dann wieder los. Still liegt der Gosausee im Schatten des Dachsteins. Wir verabschieden uns und gehen zunächst über eine steile Almwiese aufwärts zum Oberen Törlecksattel. Dort wendet sich der Weg  nach Westen und führt an der Südseite des Donnerkogels leicht bergab durch Wald und Latschengelände Richtung Stuhlalm. Wir folgen dem Austriaweg und erreichen bald die kleine Stuhlalm. Nicht weit davon entfernt liegt die Theodor-Körner-Hütte. Von der Stuhlalm geht es spannend und abwechslungsreich weiter. Es folgt ein steiler Aufstieg durch eine oft rutschige Fels- und Schuttrinne  zum sogenannten Durchgang. Immer wieder hat man einen Blick auf das im Süden liegende Tauern-Panorama.

Wir gehen oberhalb der Sulzkaralm vorbei über saftige Wiesen und Almweiden. Bald ist die mächtige Gestalt des Torsteins zu sehen, der sich wuchtig über dem satten Grün der Almen erhebt, und bald ist auch die Hofpürglhütte zu sehen. Damit kommen wir zum Ausgangspunkt dieser Traumrunde zurück.

 

Unter- und Oberhofalmen

Für alle Filzmoos-Freunde, die es lieber gemütlich angehen wollen, gibt es unzählige Spazier- und Wandermöglichkeiten im Bereich der Unter- und Oberhofalmen. Der einfache Aufstieg zur Hofpürglhütte über das Rinderfeld ist voller schöner Ausblicke und landschaftlich überaus eindrucksvoll. Der Wanderweg führt am Fuß der Bischofsmütze entlang, und manchmal kann man von hoch oben in den Wänden die Seilkommandos der Kletterer hören.

 

Auf den Gerzkopf

Eine sehr lohnende Gipfelwanderung führt auf den Gerzkopf, den beliebten und viel begangenen Hausberg von Filzmoos. So unscheinbar sich der Gerzkopf als Berg präsentiert, so fantastisch ist der 360°-Panoramablick von seinem Gipfel. Besonders schön ist die Wanderung im Spätherbst, wenn sich die Blätter der Schwarzbeersträucher blutrot verfärben und sich die Gipfel der Umgebung im stillen Wasser der Schwarzen Lacke spiegeln.

Der einfache Gipfelweg beginnt im Ortsteil Neuberg. Vom Parkplatz an der Neubergstraße (Abzweigung Gsengerhof) folgt man den Markierungen nach links am Nestlerhof vorbei und über einen Feldweg aufwärts zur Perlmaishütte. Noch vor dem Häuschen geht es nach rechts durch eine Wald- und Wiesenlandschaft in ca. 1 Std. 15 Min. hinauf zur Sacherwaldhütte (Jagdhütte). Mehrmals quert der immer gerade aufwärtsführende Waldweg eine Forststraße. Auf 1600 m führt der Weg knapp oberhalb der Schäferhütte vorbei, wo man bei Bedarf Getränke erwerben kann. Jetzt wird das Gelände zunehmend felsiger. Nach einem Steilaufschwung geht es an der Schwarzen Lacke, einem kleinen Moorsee, vorbei und in Serpentinen immer wieder durch Latschen bis zum Gipfelplateau.

Am Gerzkopf-Gipfel wurde eine Glocke aufgehängt, die man zur Feier der Besteigung läuten darf. Hier erwartet die Bergsteiger die bereits erwähnte traumhafte Aussicht. Der Blick fällt im Osten auf die mächtigen Hauptgipfel des Dachsteins. Steil ragt der Torstein neben dem Rötelstein empor.

 

Dachstein-Gipfel

Diese Dachstein-Gipfel sind nur sehr ausdauernden, erfahrenen Berggehern mit entsprechender Ausbildung und Ausrüstung zu empfehlen. Der Aufstieg vom Gasthof Dachsteinruhe durchs Windlegerkar zur Adamekhütte und weiter über die Dachstein-Westschulter zum Gipfel des Hohen Dachsteins ist lang und anspruchsvoll. Auf dieser hochalpinen Tour vermittelt der Dachstein seine ganze Wildheit und wird dem Anspruch eines echten 3000er-Gipfels gerecht. Einfacher geht es natürlich, wenn man sich dem Dachstein über die Nachbargemeinde Ramsau nähert. Von hier kann man sich mit der Seilbahn in die Gletscherwelt des Dachsteins befördern lassen.

Wer seinen müden Waden nach all den schönen Touren einen Ruhetag gönnt, kann sich in Filzmoos von Johanna Maier, der besten Köchin der Welt, kulinarisch auf höchster Ebene verwöhnen lassen. Viel Spaß!

 

Text und Fotos von Herbert Raffalt, Bergführer, Fotograf und Buchautor

ANZEIGE
Angebotssuche