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Mit dem Seekajak in der norditalienischen Lagunenwelt

Die Lagunenwelt von Grado hat auf meine Frau und mich schon immer einen besonderen Reiz ausgeübt. Einsame Strände und zahlreiche Inseln warten hier darauf, mit dem Seekajak erkundet zu werden. Zum Beispiel im Rahmen eines Kurzurlaubs!  

Text und Foto: Gerhard Grimm

 

 

Die Lagune von Grado erstreckt sich über 90 km2. Sie bietet flaches, ruhiges Wasser, wenig Bootsverkehr, eine wunderschöne Natur und mehr als 30 Inseln. Die Stadt Grado, der man ihren Charakter als einstigen Fischerort unverändert ansieht, liegt selbst auf einer Insel und ist mit einer Brücke mit dem Festland verbunden.

 

Für PaddlerInnen ist Grado beinahe eine Ganzjahresdestination. Von März/April bis Dezember kann man in der Lagune feine Touren mit dem Seekajak unternehmen, und jede Jahreszeit hat ihre eigenen Vorzüge. Für meine Frau Rosemarie und mich ist die schönste Reisezeit von Mitte bis Ende Mai. Die Natur steht in voller Blüte, die Adria hat oft schon Badetemperatur, und von den großen Touristenströmen ist kaum etwas zu merken. Am Wasser gilt das ganzjährig. Selbst in den Hauptferienzeiten hat man beim Paddeln in der Lagune immer viel Platz.

 

Ein Tipp: Paddeln in der Lagune ist grundsätzlich einfach; wer einen Kajak-Basiskurs gemacht hat, verfügt über alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die speziell zu beachten sind, wie den Wasserstand durch die Gezeiten. Am besten nimmt man beim ersten Mal an einer geführten Tour teil.

 

Birdwatching an der Isonzo-Mündung

Von Niederösterreich aus erreichen wir nach einer sechsstündigen Autofahrt den Campingplatz Tenuta Primero. Der Platz ist für uns perfekt, weil man von hier aus mit dem Kajak direkt ins Wasser einsteigen kann.

 

Bei unserer Ankunft ist das Meer wunderbar ruhig. Wir brechen daher gleich über die Bucht Richtung Osten auf, um das Naturschutzgebiet in der Isonzo-Mündung zu besuchen. Eins mit dem Wasser und der Natur, lassen wir Paddelschlag für Paddelschlag jeglichen Stress weit hinter uns. Rund zwei Stunden sind es zu dem Reservat, in dem zahlreiche Tierarten - vor allem Vögel - einen naturnahen Lebensraum vorfinden. Sich im Besucherzentrum einer Führung anzuschließen ist in jedem Fall lehrreich, wir können es nur empfehlen. Man kann aber auch einfach umherwandern oder in einer der Beobachtungshütten Stellung beziehen. Zurück geht es dann nicht durch die offene Bucht, sondern in Kanälen, die sich durch die Lagune ziehen.

 

Santa Maria di Barbana

Am zweiten Tag herrscht wieder Sonnenschein, und wir wollen zur Insel Barbana, auf der ein Kloster und die Wallfahrtskirche Santa Maria di Barbana stehen. Vorbei an der Marina und hinein in die Lagune gleiten wir Richtung Westen. Immer wieder sehen wir Reiher und zahlreiche Fische. Weil die Ebbe naht, nehmen wir den etwas längeren Weg durch den mit Dalben markierten Kanal, um nicht auf Grund zu laufen. Bald sind wir am Ziel. Wir besichtigen die Kirche, spazieren ein wenig über die Insel und trinken einen Cappuccino, ehe wir den Rückweg antreten.

 

Nach Grado und Aquileia

Ein Besuch der Altstadt von Grado darf natürlich nicht fehlen. Damit wir mit dem Flutstrom in die Lagune paddeln können, geht es am Tag drei etwas später los. Gleich nach dem Golfplatz biegen wir links ab und kommen in einen unberührten Bereich der Lagune. Hier heißt es, genau zu navigieren, um die optimale Rinne mit dem tieferen Wasser zu finden. Es folgt einsames Genusspaddeln durch die Natur. Nach rund zwei Stunden erreichen wir die ersten Steganlagen und bewegen uns weiter bis in den alten Hafen der Stadt. Nach einem Bummel statten wir „La Darsena“, einem unserer Lieblingslokale, einen Besuch ab. Auf den Tisch kommt, was das Meer hergibt.

 

Unser Kurztrip neigt sich leider dem Ende zu. Am letzten Tag fahren wir mit dem Auto an die Stelle, wo der Natissa in die Lagune mündet. Gemütliche Paddlerei bringt uns den Natissa hinauf Richtung Aquileia, der Bootsverkehr ist hier relativ stark. Kurz vor Aquileia erreichen wir die Marina und die Werft Solaris, in der Traumyachten gebaut werden – für alle, die es sich leisten können. Weiter geht es noch ein kurzes Stück bis in die Stadt, wo wir einen Blick auf die Ausgrabungen werfen. Und dann paddeln wir schon zurück zum Auto. Kajaks aufladen und noch ein Blick zurück: Lagune von Grado, wir kommen wieder!

 

Der Naturpark an der Isonzo-Mündung gilt als bester Ort Italiens, um Vögel zu beobachten. Man kann auch Camargue-Pferde zu Gesicht bekommen.
Weitere Informationen

Übernachten: Auf einem der Campingplätze in Grado; am besten eignet sich der Campingplatz Tenuta Primero (Via Monfalcone, 14, 34073 Grado GO, Tel.: + 39 0431 89 69 00, E-Mail: info@tenutaprimero.com). Neben Zeltplätzen gibt es hier auch Bungalows und Appartements zu mieten.

 

Gefahren: In der Lagune ist auf den Wasserstand zu achten, der sich durch die Tide ändert. Mit höheren Wellen ist sonst lediglich bei sehr starkem Wind zu rechnen.

 

Sehenswürdigkeiten: Die Stadt Grado mit ihrem alten Hafen, Santa Maria di Barbana, das Naturschutzgebiet am Isonzo (La Riserva Naturale Regionale della Foce dell’Isonzo), Anfora und zahlreiche andere Inseln in der Lagune

 

Anreise: Über die Südautobahn entweder über Slowenien und Triest oder durch das Kanaltal nach Grado

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