Text: DIin Irene Raffetseder, Geschäftsführerin der Naturfreundejugend Österreich, Fotos: Günter Griesser, Naturfreunde Vorarlberg
Tausende ausgebildete ehrenamtliche Naturfreunde-Mitarbeiter*innen organisieren für rund 50.000 Kinder und junge Leute in ganz Österreich in unzähligen Stunden Kletter- und Schikurse, Feriencamps, Umweltprojekte, Berg- und Naturerlebnisse sowie Feste. Dass diese Aktivitäten mehr sind als kurzfristige Vergnügungen, belegt eine im Sommer 2022 durchgeführte SORA-Studie. Die Onlinebefragung von rund 1300 Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren macht sichtbar, wie sehr junge Menschen von der Arbeit der österreichischen Kinder- und Jugendorganisationen profitieren. In der Studie wurden die Antworten von Mitgliedern von Kinder- und Jugendorganisationen (auch der Naturfreundejugend) den Antworten von Jugendlichen gegenübergestellt, die keiner Organisation angehören.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen der Naturfreunde schaffen einen Rahmen für echte Erlebnisse und geben ihr fachliches Know-how weiter. Bei den Veranstaltungen der Naturfreundejugend erfahren die jungen Menschen auch, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur ist und wie ein respektvolles Miteinander funktionieren kann.
Diese Vermittlung von Werten durch Jugendorganisationen spiegelt sich auch in der SORA-Studie wider: Für junge Menschen, die in Jugendorganisationen aktiv sind, spielen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine größere Rolle als für Jugendliche insgesamt. Mehr als Gleichaltrige ohne Vereinszugehörigkeit sind die befragten Mitglieder der Meinung, dass wir heute Verantwortung dafür tragen, den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Daher legt diese Gruppe mehr Wert auf einen achtsamen Umgang mit unseren Ressourcen und einen nachhaltigen Lebensstil.
Aber nicht nur im Bereich Umweltschutz hat eine engagierte Kinder- und Jugendarbeit einen positiven Einfluss auf junge Menschen. Mitglieder von Jugendorganisationen verfügen über ein ausgeprägteres Demokratiebewusstsein und fühlen sich der österreichischen Gesellschaft stärker zugehörig. Die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit stärkt junge Menschen nachweislich in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Mitglieder von Jugendorganisationen haben mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein als Jugendliche, die keiner Jugendorganisation angehören, und zeigen ein höheres Maß an Teamfähigkeit und Führungsbereitschaft.
Die Covid-19-Pandemie war für Kinder und Jugendliche eine außerordentliche psychische und soziale Belastung, die vielfach immer noch nachwirkt. Junge Menschen waren von dieser Krise besonders stark betroffen. Die Beschränkungen der sozialen Kontakte hatten eine Zunahme von Ängsten, psychosomatischen Beschwerden und Depressionen zur Folge. Wegen der massiven Einschränkungen von Freizeit- und Sportaktivitäten kam es zu einer Abnahme der körperlichen Aktivitäten. Eine Onlinebefragung im Jahr 2021* unter 14- bis 20-Jährigen brachte erschreckende Ergebnisse: 55 % aller Befragten litten an Symptomen einer Depression, 47 % an Angststörungen, 64 % an Essstörungen, und 16 % gaben an, Suizidgedanken zu haben.
Obwohl die Jugendarbeit während der Pandemie vielen Einschränkungen unterworfen war, stellte sie eine wichtige Ressource für junge Menschen dar. Mitglieder von Jugendorganisationen empfanden deutlich mehr Interesse und Freude an ihren Tätigkeiten als sonstige Jugendliche; sie waren auch weniger von Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit betroffen. Sie kamen also leichter durch diese Krise und hatten auch schon davor eine bessere psychische Gesundheit als Jugendliche ohne einen solchen Background.
Die SORA-Studie bestätigt: Gemeinsame Berg-, Natur- und Sporterlebnisse sind eine wichtige Ressource für junge Menschen und somit auch ein wertvoller gesellschaftlicher Beitrag. Ermöglicht wird das auch durch den großen Einsatz und das Know-how der Naturfreunde-Ortsgruppen in ganz Österreich.
Die SORA-Studie „Wirkung der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit in Österreich “ wurde von der Österreichischen Bundesjugendvertretung und zehn Jugendorganisationen, darunter die Naturfreundejugend Österreich, in Auftrag gegeben.