Text: Doris Wenischnigger, Chefredakteurin des Magazins „Naturfreund“, Fotos: Natalie Frenz, Doris Wenischnigger
Eine ungewöhnliche Situation: Das Tagungspräsidium der Naturfreunde-Bundeskonferenz bestand wie immer aus vier Personen, die Delegierten, Gastdelegierten und Ehrengäste fehlten jedoch. Stattdessen wurden im Festsaal der Bundesorganisation in Wien zwei Kameras, Beleuchtungskörper, Bildschirme und viel Übertragungstechnik aufgebaut. Für einen feierlichen Konferenzeinstieg sorgte der Wiener Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, der in seiner Videobotschaft das bemerkenswerte Engagement der Naturfreunde im Umwelt- und Klimaschutz hervorhob.
Der Vorsitzende der Naturfreunde Wien DI Rudi Schicker begrüßte als Gastgeber der Konferenz alle Delegierten und bedauerte, dass das lang geplante und vielfältige Jubiläumsprogramm coronabedingt ins Wasser gefallen war. Er wies jedoch auf die liebevoll gestaltete Ausstellung „125 Jahre Naturfreunde“ im Waschsalon im Wiener Karl-Marx-Hof hin, die noch bis Ende Februar 2021 gezeigt wird.
Anerkennung und ein großes Dankeschön kamen vom Präsidenten des Österreichischen Alpenvereins Dr. Andreas Ermacora. Viele Projekte und Initiativen konnten umgesetzt werden, weil die beiden Vereine zusammenarbeiten und gemeinsam an einem Strang ziehen.
Mag. Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident des Verbandes alpiner Vereine Österreichs, erinnerte an den im Juni 2020 erstmals erhobenen APA/OGM-Vertrauensindex zu Verbänden und Mitgliederorganisationen. 800 ÖsterreicherInnen wurden befragt, die Naturfreunde Österreich lagen im Ranking an großartiger zweiter Stelle.
Präsident Mag. Manfred Pils überbrachte die Grüße der Naturfreunde Internationale und betonte, wie wichtig bis heute das Thema Nachhaltigkeit in der Naturfreunde-Arbeit sei. Die trotz der Corona-Krise stetig wachsenden Mitgliederzahlen würden zeigen, dass die Naturfreunde vieles richtig gemacht haben, worauf man auch stolz sein dürfe.
„Hand in Hand durch Berg und Land“ bedeutet für die Naturfreunde Österreich gemeinsame Erlebnisse in der Natur als Erholung vom Arbeitsalltag und unabhängig von Einkommen und finanziellen Möglichkeiten. „Die Natur und unsere Berge sind für alle da, und Freizeitsport sowie Erholungsurlaube müssen für alle leistbar bleiben. Daher ist es auch wichtig, dass die jährlich gewährten Fördermittel für die Instandhaltung der alpinen Infrastruktur gesetzlich verankert werden. Dies im Sinne der Nachhaltigkeit und Planbarkeit für alle alpinen Vereine in Österreich“, forderte Mag. Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich, unter anderem in seinem Impulsreferat.
Andreas Schieder wurde mit 97,09 % in seiner Funktion als Vorsitzender bestätigt. Alle Mitglieder der einzelnen Gremien wurden mit überwältigender Mehrheit gewählt. Gratulation vor allem auch den neuen Mitgliedern des Präsidiums der Bundesorganisation Mag. Thomas Lehner (Finanzreferent) und Stefan Loidl (Jugend)!
Ein besonderes Dankeschön in Form der „Berg-frei!“-Ehrentafel der Naturfreunde ging an die Ehrenpräsidenten Dr. Heinz Fischer und Dr. Karl Frais sowie an Prof. Sepp Friedhuber. Sie alle waren viele Jahre in zentralen Funktionen mit enormem Engagement für die Naturfreunde-Bewegung tätig.
Wolfgang Pickel, der als Rechnungsprüfer sein Amt zurücklegte, wurde mit der Naturfreunde-Ehrenplakette für seine großartige Arbeit gedankt. Die feierliche Überreichung der Ehrenzeichen wird 2021 in einem würdigen Rahmen nachgeholt.
Für die nächsten drei Jahre haben sich die Naturfreunde viel vorgenommen; hier ein Überblick über die einzelnen Arbeitsschwerpunkte:
Die Naturfreunde-Akademie und die Ausbildungszentren der Naturfreunde sind wichtige Instrumente, um beispielsweise die Sicherheit in Österreichs Bergen zu erhöhen. Der Ausbau der Ausbildungszentren wird daher forciert, um zahlreichen Naturfreunde-Mitgliedern sowie -Funktionärinnen und -Funktionären eine fundierte Ausbildung zu ermöglichen.
Die sich ändernden Voraussetzungen durch Covid-19 stellen auch die Naturfreunde vor neue Herausforderungen. „Das Reiseverhalten der Österreicherinnen und Österreicher ändert sich zunehmend, wir werden uns daher noch mehr für sanfte Mobilität und einen nachhaltigen Tourismus einsetzen“, so Andreas Schieder. „Unser in diesen Tagen erschienene Wanderführer ,Mit Bahn und Bus in die Natur!‘, der in Kooperation mit den ÖBB gratis aufgelegt wurde und auf sehr großes Interesse stößt, ist ein klarer Fingerzeig, in welche Richtung es gehen wird.“
Mountainbiken hat in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt. Radfahren ist im Wald jedoch nur auf dafür genehmigten und gekennzeichneten Routen erlaubt. Die Naturfreunde setzen sich für den Ausbau von Mountainbikestrecken ein und weisen darauf hin, dass derzeit nur ein geringer Teil der Forststraßen offiziell mit dem Rad befahren werden darf. Eine generelle Freigabe der Forststraßen für MountainbikerInnen wäre ein optimales niederschwelliges Angebot für FreizeitsportlerInnen.
Die Naturfreunde Österreich sehen die Wahrung des freien Wegerechts weiterhin als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit an. Dazu Andreas Schieder kämpferisch: „Wir werden auf dieses Recht pochen und es dort, wo es notwendig ist, mit allen Mitteln verteidigen.“
Herzlichen Dank an alle, die zum guten Gelingen der digitalen Bundeskonferenz beigetragen haben! Die Bundeskonferenz 2023 wird in der Steiermark stattfinden.