Text: Andreas Jank, Mitglied des Naturfreunde-Alpinkaders, Fotos: Timo Moser
Die Naturfreunde Österreich fördern seit 2012 junge Nachwuchsalpinistinnen und -alpinisten in Österreich. Im Juni 2020 begann der bereits dritte Alpinkader-Lehrgang: Ein Jahre lang trainierten vier Mädels und acht Burschen gemeinsam, planten Touren und lernten vieles von Profis. Im darauffolgenden „Alpinkader Expedition“ bereiteten sich sechs Teilnehmende zwölf Monate lang auf die Abschlussexpedition im August 2022 vor.
Voll Vorfreude flogen wir für unsere Abschlussexpedition am 30. Juli 2022 von Wien nach Osch im Süden Kirgistans, wo wir die ersten beiden Tage verbringen und mit unserem Koch Kirill die letzten Besorgungen tätigen wollten. Am dritten Tag standen in der Früh die Jeeps für die Fahrt zum Surmetash Valley bereit, in die wir unsere Bergsteigerausrüstung von 50 kg pro Person und Lebensmittel für knapp vier Wochen einluden. Knapp 25 km vor unserem Ziel konnten wir leider nicht mehr weiter: Mehrere Erdrutsche hatten die Straße unpassierbar gemacht. Etwas niedergeschlagen errichteten wir in der Nähe ein provisorisches Lager, um die Aufräumarbeiten abzuwarten. Sehr erleichtert konnten wir mit der Hilfe eines Einheimischen bereits zwei Tage später weiterfahren und auf einer herrlich gelegenen Wiese neben dem Fluss Surmetash auf ca. 2000 m unser Basislager aufschlagen. Voll motiviert wählten wir als Akklimatisierungsziel den 4701 m hohen Bursun. aus. Leider war die Felsqualität am Gipfelgrat sehr brüchig, weshalb wir auf den Gipfel verzichteten. Etwas erschöpft und mit dröhnendem Kopf von der starken Sonneneinstrahlung und Höhenluft stiegen wir zum Fluss ab. Am folgenden Ruhetag im Basislager legten wir auf den umliegenden Blöcken eine Boulderrunde ein, und dann ging es ans Rucksackpacken. Der Plan für die kommenden Tage stand bereits fest: Wir wollten den 5227 m hohen Sauk-Dzajlau (Zapadnyi) über eine der (von uns vermuteten) Schnee-/Eisrinnen auf der Südseite besteigen.
Nach zwei Tagen Zustieg erreichten wir den Gletscher unterhalb unseres Ziels. Wir wollten um 2.30 Uhr in der Nacht die letzte Etappe angehen. Doch es war bewölkt, und wir verschoben unsere Tour um einen Tag. Mit einer Gratüberschreitung auf einem laut unserer Karte unbekannten Gipfel bekamen wir eine unerwartete Draufgabe.
Tags darauf läutete erneut um 2.30 Uhr der Wecker, und wir stapften auf unser ursprüngliches Ziel zu. 600 Meter Eisrinne standen uns bevor. Es wurde fleißig gepickelt und am laufenden Seil hochgespult, bis wir den Grat und somit die letzten drei Seillängen zum Gipfel erreichten. 5200 m - die Aussicht ein Genuss! Erst von hier aus konnten wir erkennen, dass wir nicht den Hauptgipfel bestiegen hatten. Die höchste Erhebung der Gipfelkette lag etwa 500 m weiter östlich. Das verdarb uns allerdings nicht die Laune, und wir machten uns schnell an den Abstieg. Die baldige Sonnenstrahlung bedeutete in einer solchen Rinne Steinschlaggefahr. Als alle heil unten angekommen waren, freuten wir uns über unseren Erfolg und machten uns auf den Rückweg. Am 14. August kehrten wir heil, hungrig und mit vielen Eindrücken ins Basiscamp zurück, wo uns unser Koch Kirill mit warmem Essen und frischgebackenem Brot begrüßte.
Für die letzten Tage beschlossen wir, uns in zwei Gruppen aufzuteilen: Severin und Michael wollten Routen im Eis-Mixed-Bereich angehen, Anna, Matthias, Andreas und Timo wollten felsklettern. Dank des weiterhin guten Wetters gelangen beiden Teams mehrere interessante Touren: Sevi und Mike schafften die Besteigung des 5227 m hohen Hauptgipfel des Sauk-Dzajlau, das „Team Fels“ beging die von ihnen getauften Routen „Why not“ und „Austrian Direct“.
Langsam, aber sicher rückte der Tag der Abreise heran. Wir kehrten ins Basislager zurück, packten alles zusammen und verabschiedeten uns am 28. August 2022 von einem Ort, der uns mit der Zeit sehr vertraut geworden war. Per Jeep ging es zurück nach Osch, wo wir vor unserem Rückflug noch einen lustigen Abend mit unserem Koch verbrachten und im Basar einen völligen Kontrast zu den vergangenen ruhigen Wochen in den Bergen erlebten.
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