Text: Mag. Nikolaus Steffelbauer, Umweltschutzreferent der Naturfreunde Salzburg und Vorsitzender der Naturfreunde Salzburg-Stadt, Fotos: Helmut Schwarzenberger, Naturfreunde Salzburg
Zu Beginn des Projekts „Biodiversität für Stadtwiesen“ holten wir bei Biologen, beim Gartenamt der Stadt Salzburg und beim Wildbienenexperten Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr. Stefan Dötterl einschlägige Informationen ein: Wir erfuhren von den Fachleuten, wie der Boden und seine Tierwelt, die darauf wachsenden Pflanzen und die von ihnen abhängigen Insekten sowie die Vögel und anderen Tiere, die sich von den Insekten und Samen ernähren, miteinander in Beziehung stehen. Der enorme Singvogelschwund etwa steht in direktem Zusammenhang mit dem massiven Insektensterben. Laut deutschen Forschungsergebnissen beträgt der Rückgang an Fluginsekten in den letzten dreißig Jahren 75 Prozent! Die Liste der Ursachen des Insektensterbens ist lang: Düngung, zu oftmaliges Mähen (bis zu sechsmal im Jahr), der Einsatz von Mähaufbereitern, sofortige Silagierung des Mähguts inklusive Insekten und Samen, Pestizidgebrauch, intensive Land- und Forstwirtschaft, Bodenversiegelung etc. haben zu der drastischen Reduzierung der Insektenfauna geführt.
Somit kamen wir zu dem Entschluss, eine Wiese der Stadt Salzburg so zu pflegen, dass sie erstens keinen zu häufigen Schnitt erlebt (zweimal Mähen pro Jahr mit der Sense) und zweitens durch den Entzug des Mähguts und möglicherweise durch Einbringung mageren Bodens (z. B. Sand) magerer wird.
Das Gartenamt Salzburg war sehr kooperativ, und wir einigten uns bald auf eine Wiese, die wir betreuen dürfen. Daraufhin organisierten wir im Sommer 2021 Sensenmähkurse, in denen Peter Putz, der Großvater unserer Naturschutzreferentin, sein Wissen weitergab. Zu Beginn jedes Kurses wurde von den Teilnehmenden mit einer App zur Erkennung von Pflanzen die pflanzliche Biodiversität der zu mähenden Wiese stichprobenartig erfasst. Danach ging es an das Zusammenbauen der Sensen. Weiters zeigte Peter Putz, wie man eine Sense wetzt und dengelt. Das Trocknen des Mähguts überließen wir der Sonne, das Zusammenrechen wurde zu späteren Zeitpunkten bewerkstelligt. Hierbei zeigte sich, dass es besser gewesen wäre, Heumanderl zu machen, also das Mähgut auf Holzgestellen trocknen zu lassen.
Um die von uns betreute Wiese artenreicher zu machen, könnte man auf ihnen Mähgut auftragen, das von artenreichen Blumenwiesen stammt und Samen enthält. Diesen Schritt wollen wir jedoch erst nach ein paar Jahren Betreuung setzen. Zuvor soll ein Monitoring der Pflanzenvielfalt stattfinden und - wenn nötig - magerer Boden eingebracht werden. Ebenso wollen wir aufzeichnen, wie viele Wildbienen auf unserer Wiese leben und wie viele Wildbienenarten hier vorkommen.
In der nächsten Phase unseres Projekts werden wir Insektenhotels, vor allem Wildbienenhotels, bauen, auch wenn die meisten Wildbienen ihre Brutgänge in Sand und lockerem Boden anlegen. In Zukunft werden wir auch Schulen Kurse anbieten, in denen man Wildbienen beobachten kann.