www.naturfreunde.at

Zeitreisen auf zwei Rädern

Auf einer Radtour lassen sich im Vergleich zu einer Wanderung nicht nur mehr Kilometer erkunden, sondern mitunter auch viel mehr Jahrhunderte – etwa zwischen Carnuntum, der Burg Kreuzenstein und dem Wiener Neustädter Kanal.

Text und Fotos: Thomas Rambauske, Redaktion „BergNews.com

 

 

Thermenradweg: von Dom zu Dom

Bedächtig fließt der „Canal“, wie die einstige Wasserstraße zwischen Wiener Neustadt und Wien einst hieß, Richtung Norden; ebenso gemächlich folgen wir ihm. Einmal ganz nah am Gerinne, dann wieder etwas weiter weg rollen wir durch Felder und Wiesen und müssen uns nie sonderlich anstrengen.

Vor über 200 Jahren reichte der 63 km lange Wiener Neustädter Kanal vom Zentrum des Industrieviertels bis Wien Mitte. Auf bis zu 22 m langen, von Pferden gezogenen Schiffen transportierte man auf ihm im 19. Jahrhundert Holz, Ziegel und vor allem Kohle nach Wien. Seit 2019 kann man am „Thermenradweg“ dem über weite Strecken naturbelassenen Ufer des Kanals vom Liebfrauendom in Wiener Neustadt bis zum Stephansdom in der Wiener Innenstadt folgen. Eine besondere Reise in die Vergangenheit.

Immer wieder kommen wir an alten Schleusen, Brücken und Aquädukten vorbei. Rund um den Truppenübungsplatz Großmittel bei Sollenau passieren wir ökologisch wertvolle Trockenrasenflächen. Die Ufer des Kanals säumen im Sommer lilafarbener Blutweiderich, Federgras und Kuhschelle, dazwischen schwirren seltene Zangenlibellen umher, und im seichten Wasser tummeln sich Weißfische und Frösche.

Ab Bad Vöslau geht es flott durch den Wiener „Speckgürtel“ bis zur Stadtgrenze, von wo wir uns vom „Laxenburg Radweg“ quer durch Wien bis zum Stephansdom leiten lassen.

 

Startpunkt: Hauptbahnhof Wiener Neustadt (S1, S2, S3, S4, S60, Rex)

Zielpunkt: Wien Stephansplatz (U1, U3)

6,5 Std./62 km/190 Hm, mittelschwere Tour, Eignung für Kinder: ab 14

 

 

Römer Tour: Ausflug in die Antike

Sobald wir den Ausgangspunkt Bruck verlassen, öffnet sich eine weite, sanft wellige Feldlandschaft, durch die wir mit Vergnügen bis zum Schloss Rohrau pedalieren, das die weltbekannte Graf Harrach’sche Gemäldesammlung beherbergt. In Rohrau, im Haus Nummer 25 in der Oberen Hauptstraße, wurden zwei der bekanntesten Komponistenpersönlichkeiten der Musikgeschichte geboren: Joseph und Michael Haydn. Es lohnt sich, abzusteigen und die Dauerausstellung über Leben und Werk der Komponisten zu besichtigen.

Danach geht es im Gleitflug durch einen Windpark nach Petronell-Carnuntum, wo wir in die 1700 Jahre alte Geschichte eintauchen. Das Heidentor, die beiden Amphitheater, das römische Stadtviertel – die weltberühmten Ausgrabungen gewähren einen faszinierenden Blick in die römische Antike. Unsere Fahrt setzen wir über Bad Deutsch-Altenburg bis zur Mittelalterstadt Hainburg fort, wo unsere Zeitreise eine spannende Fortsetzung findet.

 

Startpunkt: Bahnhof Bruck an der Leitha (S60, Rex)

Zielpunkt: Personenbahnhof Hainburg an der Donau (S7)

2,5 Std., 29 km, 70 Hm, leichte Tour, Eignung für Kinder: ab 12

 

 

Sagenhaft rund um die Burg Kreuzenstein

Ausgangspunkt dieser sagenhaft guten Radtour ist der Bahnhof von Stockerau. Bald danach erblicken wir in der Ferne zum ersten Mal die malerisch auf einem Hügel thronende Burg Kreuzenstein und treffen auf die erste von 13 Sagen-Stationen, welche die Geschichte der Region nacherzählen. Hier erfahren wir etwa vom „Weißen Fräulein von Kreuzenstein“, dem man besser nicht begegnen sollte … Jede Erlebnisstation ist mit einer Aktion verbunden, etwa mit einem kleinen Bullauge. Wer da durchschaut, entdeckt … Nein, das sei hier nicht verraten! Selber schauen!

Mit schönem Blick auf die Burg und den Bisamberg steuern wir durch Sonnenblumenfelder Unter- und Oberrohrbach an. Dann ändert sich die Kulisse von Feld zu Wald, und wir strampeln auf den Dahberg (220 m) hinauf, die einzige – wenig anstrengende – Bergwertung der Tour.

Nach Korneuburg erfahren wir zwei besondere Naturkostbarkeiten: den Donauarm des Krumpenwassers und die Stockerauer Au. Wir verlangsamen das Tempo oder steigen sogar ab, um die dschungelartigen Biotope zu bewundern, wo sich Frösche, Libellen, Kraniche und Biber tummeln. Von der Stockerauer Au ist es nicht weit zur Korneuburger Au und zur Lobau – allesamt Ausgangspunkte für weitere geradelte Zeitreisen!

 

Start- und Zielpunkt: Bahnhof Stockerau (S3, S4)

3 Std./40 km/170 Hm, mittelschwere Tour, Eignung für Kinder: ab 12

Buchtipp

Thomas Rambauske

Rad-Erlebnis Niederösterreich

35 leichte Touren von Wien ins weite Land

232 Seiten, Kral-Verlag, ISBN 978-3-99024-957-4, 22,90 €

 

In diesem neu erschienenen Radführer mit wetterfesten Karten für die Lenkertasche stellt der Autor 35 wiennahe familienfreundliche Radtouren zwischen Donauinsel und Wiental, Wienerwald und Weinviertel, Marchfeld und Wagram, den Leiser Bergen und der Region Römerland Carnuntum vor. Mit dabei sind auch die schönsten Flussradwege entlang der Donau, Liesing, Triesting, Gölsen und des Kamps. Jede Tour ist mit Öffis machbar!

 

Erhältlich im guten Fachhandel sowie über bergnews.com und kral-verlag.at

Thermenradweg: von Dom zu Dom
Römer Tour: Ausflug in die Antike
Sagenhaft rund um die Burg Kreuzenstein
Angebotssuche