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Wandern im Naturpark Sölktäler

In der nördlichen Steiermark gelegen, gehört der Naturpark Sölktäler zu den bezauberndsten Natur- und Kulturlandschaften Österreichs, in denen man fantastisch wandern kann. Hier gibt es keine Massen, nicht einmal Seilbahnen, dafür einsame Almen, prächtige Gipfel und kristallklares Wasser. Ideal, um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen.

 

Text und Fotos: Herfried Marek, Fotograf und Buchautor

 

Der 288 km² große Naturpark Sölktäler liegt in den Niederen Tauern. Er reicht von den saftig grünen Wiesen im Ennstal bis zu den alpinen Berggipfeln bis auf 2684 m Seehöhe. Die Niederen Tauern sind das größte Natura-2000-Gebiet der Steiermark mit einer vielfältigen Flora und Fauna. Hier leben u. a. Birkhühner, Steinadler und Wanderfalken. Unter den Säugetieren finden sich auch wichtige Beutetiere des Steinadlers, beispielsweise Murmeltiere, Gämsen, Alpenschneehasen und Alpensteinböcke.

 

Im Sinne des steiermärkischen Naturschutzgesetzes (1976) soll ein Naturpark ein allgemein zugänglicher Landschaftsraum sein, der sich durch einen Erlebnis-, Bildungs- und Erholungswert definiert. Der Naturpark Sölktäler bietet reine Luft, idyllische Bergdörfer, blühendes Almleben, imposante Gipfel sowie zahlreiche Bergseen, Wildbäche und Wasserfälle. Sein Name verweist auf den großen Wasserreichtum der Region: „Sölk“ bedeutet ursprünglich „fließendes Wasser“. Im Jahre 2013 feierte der Naturpark sein dreißigjähriges Bestehen, auf das mit vollem Stolz zurückgeblickt werden kann.

 

Die tiefe Natur- und Traditionsverbundenheit der Bevölkerung des Großsölk- und des Kleinsölktals spiegelt sich im Baustil der schmucken Häuser und in den gepflegten Bergbauernhöfen wider.

 

 

Die Troger Mühle in Mößma ist die einzige noch intakte Mühle im Naturpark Sölktäler.

Im Großsölktal

 

Die Troger Mühle

Ein besonderes Erlebnis für Erwachsene und Kinder ist ein Ausflug ins Großsölktal nach Mößna zur noch einzigen intakten Mühle im Naturpark Sölktäler: die Troger Mühle. Kurz vor der Ortschaft Mößna von Stein an der Enns kommend folgt man rechts dem Hinweisschild „Troger Mühle“ und gelangt zu einem kleinen Parkplatz ca. 50 m neben der Straße. Von hier erreicht man in ca. 10 Gehminuten die Mühle. Am rauschenden Knallbach wurde früher das selbst angebaute Getreide gemahlen. Heute besteht von Mitte Juni bis Mitte September die Möglichkeit, am Mittwoch und Freitag von 15 bis 17 Uhr beim Schaumahlen dabei zu sein - allerdings nur bei Schönwetter. Nach dem Schaumahlen kann man selbst Brot backen (Anmeldung: 0 36 85/209 03).

 

Waldlehrpfad & Knallalm

In Mößna kann man auf einem Waldlehrpfad eine interessante Rundwanderung durch Wald und Wiesen mit schönen Aussichten ins Großsölktal unternehmen: Zahlreiche Stationen geben spannende Einblicke in den Lebensraum Wald mit seinen charakteristischen Artengemeinschaften (Bäumen, Blütenpflanzen, Flechten, Moosen, Insekten usw.) und informieren über wichtige Waldfunktionen, menschliche Nutzungsformen und Auswirkungen sowie über die Geologie und Entstehungsgeschichte der heutigen Sölktäler Kulturlandschaft. Aufgrund der Abfolge der Informationstafeln empfiehlt es sich, diese Rundwanderung, die ca. 1,5 Stunden dauert, im Uhrzeigersinn zu machen.

 

Eine einfache und lohnende Erweiterung der Tour ist ein Besuch der schön gelegenen Knallalm (1355 m). Dazu einfach an der Weggabelung am höchsten Punkt des Rundweges der Markierung zur Knallalm folgen, die man in ca. 40 Minuten erreicht. Die gemütliche Trogerhütte auf der Knallalm, in die man einkehren kann, ist von Anfang Juni bis Anfang September am Dienstag, am Donnerstag und am Wochenende geöffnet. Der Rückweg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.

Der obere und untere Klafersee im Großsölktal

Großes Bärneck

Für ausdauernde Wandernde empfiehlt sich die traumhafte Tour auf das Große Bärneck (2071 m). Ausgangspunkt ist wiederum Mößna mit Parkmöglichkeit im Seifriedgraben in ca. 1120 m Seehöhe. Von Mößna führt eine ca. 1,5 km lange Schotterstraße in den Seifriedgraben bis zu einer Brücke über den Seifriedbach, wo der Weg in die Gstemmerscharte abzweigt.

Der besonders am Vormittag sehr schattige Anstieg eignet sich gut für heiße Sommertage, zumal auch der schöne Bach, der einen großen Teil des Weges begleitet, mit etlichen Gumpen zu einer Abkühlung einlädt. Im Hochsommer lassen sich entlang des Weges sehr viele Insekten- und Schmetterlingsarten beobachten. Vom Bärneck genießt man eine sehr schöne Rundsicht. Der Abstieg erfolgt über den gleichen Weg.

 

Verpflegung muss man selbst mitnehmen, da es leider keine Einkehrmöglichkeiten gibt. Für diese ca. 10 km lange Wanderung sollte man 4,5 bis 5 Stunden einplanen.

 

Wasserthemenweg Bräualm

Ausgangspunkt der ca. 3 Stunden dauernden Wanderung „Wasserthemenweg Bräualm“ ist der familienfreundliche Gasthof „Zum Gamsjäger“ in St. Nikolai. Der Wasserthemenweg verläuft entlang des Bräualmbaches. Er zeigt die Vielfalt der Besonderheiten rund ums Wasser auf. Dokumentiert werden der Wasserreichtum des Naturparks, die Tierwelt am und im Gebirgsbach sowie die Funktionsweise eines „natürlichen Kühlschrankes“ - des sogenannten Kondenswassermoors. Nicht zuletzt werden auch die wichtigsten Heilkräuter am Wegrand und deren Anwendungen beschrieben.

Zurück geht es am gleichen Weg bis zum Gasthof „Zum Gamsjäger“, der exzellente Spezialitäten aus der Region bietet.

Wanderungen im Naturpark Sölktäler sind ein besonderes Erlebnis

Hohensee, Schimpelsee, Süßleiteck

Eine herrliche Wandermöglichkeit bietet sich von St. Nikolai im Sölktal entlang des Bräualmbaches zum Dürrmooswasserfall und weiter zum Hohensee an. Am Weg durch das Bergdorf St. Nikolai kann man mit Blumen geschmückte Häuser bewundern; ca. 200 m nach dem Gasthof „Zum Gamsjäger“ geht der Wanderweg links weg. Nach ca. einer Stunde erreicht man den Wasserfall und von dort geht es in Serpentinen hinauf zum Hohensee (1541 m).

 

Auf der Hohenseealm trifft man auf eine Weggabelung; man folgt dem Weg Nr. 702 und marschiert am idyllisch gelegenen Hohensee vorbei. An den feuchten Stellen des Weges kann man etliche Exemplare des Sonnentaus, einer fleischfressenden Pflanze, entdecken. 

Nach dem See geht’s nach links über einen Steig steil bergauf zum Schimpelrücken. Zum Schimpelbach steigt man ein kleines Stück ab und überquert ihn. Auf einem Steig wandert man bachaufwärts, bis man zum kleinen Breitenbachsee kommt. Es geht weiter bergauf, und schon bald sieht man den beeindruckenden Schimpelsee (1947 m).

 

In der Umgebung des Sees bieten sich unzählige Fotomotive: mit verschiedensten Flechten bewachsene Steine, wunderschöne Alpenpflanzen und bei windstillem Wetter großartige Spiegelungen der umliegenden Berge im See.

 

Über dem Bergrücken geht es zur Schimpelscharte (2273 m), doch kurz davor zweigt der Steig links ab. Seilgesichert steigt man ein kurzes Stück bergab, ehe man in steilen Kehren den Gipfel des Süßleitecks (2507 m) erreicht. Von hier hat man einen gigantischen Panoramablick auf die umliegenden Berge und Seen. Mit etwas Glück kann man in dieser Umgebung einen Alpensteinbock beobachten, der zu den imposantesten Tierarten im Naturpark Sölktäler zählt.

Zurück zum Ausgangspunkt geht es auf dem Aufstiegsweg. Für diese anstrengende, ca. 21 km lange Tour braucht man eine gute Kondition; man ist ca. 9 bis 10 Stunden unterwegs - ohne Einkehrmöglichkeiten!

 

Zur Mahdfeldalm

Ausgangspunkt einer kurzen, leichten Tour ist der Parkplatz der Erzherzog-Johann-Hütte. Von hier wandert man in 10 Minuten zur bis Mitte September bewirtschafteten Winkleralm (1448 m) am Fuße des Sölkpasses. Nach der Alm geht der Weg immer steigend durch den Wald, ehe man bei der Mahdfeldalm den freien Blick zum 2433 m hohen Deneck mit seinem wundschönen Gipfelkreuz und ins Großsölktal genießen kann. In der Umgebung der Alm weiden nicht nur Kühe und Schafe, sondern auch Ziegen, die dafür sorgen, dass die Verbuschung auf den Almen nicht überhand nimmt. Von der Mahdfeldalm (1718 m) folgt man dem Almweg Richtung Süden. Er quert mehrere Gräben und führt zurück zum Parkplatz der Erzherzog-Johann-Hütte. Die gesamte Gehzeit beträgt ca. 1,5 Stunden.

 

Wem diese Wanderung zu kurz ist, kann oberhalb der Mahdfeldhütte vorbei in nordöstlicher Richtung den 2248 m hohen Kammkarlspitz erklimmen. Für die Wanderung zum Gipfel und retour braucht man ca. 4 Stunden.

 

Im Winter zählt der Aufstieg zum Kammkarlspitz sicherlich zu den landschaftlich eindrucksvollsten Panoramaschitouren im Naturpark Sölktäler. Für diese mittelschwere Schitour mit einer Länge von ca. 7 km sollte man eine Gehzeit von ca. 3 Stunden einplanen.

 

Lamperkarsee

Im Kleinsölktal

 

Zum Schwarzensee

Ausgangspunkt dieser Wanderung zu fünf bewirtschafteten Hütten ist die Breitlahnhütte (1075 m), wo ein großzügiger Parkplatz zur Verfügung steht.

Von hier geht es zu Fuß zur danebenliegenden Zaunerhütte, zur Harmer- und Jägeralm in der Mitte und zur hintersten Alm, der Putzentalalm (1354 m).

Auf dieser Wanderung sind hin und zurück rund 11 km zu bewältigen, allerdings großteils mit ausgesprochen moderater Steigung. Der kinderwagentaugliche Weg verläuft auf einer geschotterten Almstraße und ist denkbar einfach und gut mit leichtem Schuhwerk zu begehen. Somit bleibt ausgiebig Gelegenheit, sich beim Wandern unbeschwert der Umgebung zu widmen.

Bis hin zum Schwarzensee (nach ca. 7 km) führt der sogenannte Wasserschaupfad. Er gibt Einblick in die vielfältigen Lebensräume des Schwarzensees. Hier erfährt man Wissenswertes über Kaltluftaustritte im Fichten-Kondenswassermoor (zwischen den Felsblöcken tritt so kalte Luft aus, das sich an den Austrittslöchern Eiszapfen bilden) und über fleischfressende Pflanzen (Sonnentau).

Die Wanderung rund um den Schwarzensee ist sehr leicht zu bewältigen. Im Grunde gibt es kaum Steigungen. Der See liegt auf 1150 m Seehöhe und hat eine Fläche von 23 ha. Die größte Tiefe wird mit 15 m angegeben. Gespeist wird der größte See in den Niederen Tauern vom Putzentalbach, Neualmbach und Säusenbach. Den Abfluss bildet der Schwarzenseebach.

 

Ein Zitat des „steirischen Prinzen“ Erzherzog Johann von Österreich sagt schon alles: „Das Ganze ist äußerst schön, und ich konnte mich nicht satt sehen. Die Ruhe in der großen Natur hat den höchsten Reiz, und ich gestehe es, hier möchte ich jeden Sommer in Einsamkeit vierzehn Tage verleben!“ Diesen Worten kann man sich nur anschließen. Der Schwarzensee begeistert alle!

Weiter führt der Weg am Schwarzensee entlang bis zum Talschluss, und zwar zur bewirtschafteten Putzentalalm, die von der Breitlahnhütte ca. 2 Gehstunden entfernt ist. Wegen ihrer Urigkeit ist sie ein sehr beliebtes Wanderziel. Die vielen Tiere wie Katzen, Ziegen, Zwerghühner und Zwergkaninchen sind vor allem für Kinder ein Highlight.

 

Von der Putzentalalm führen Wanderwege nach Süden auf das Prebertörl (2194 m) bzw. auf die Lanschitzscharte (2345 m) und nach Westen auf die Kaiserscharte (2298 m) und weiter zu den berühmten Seen im Klafferkessel in den Schladminger Tauern.

 

Wenn es sich zeitlich ausgeht und man genügend Kondition hat, sollte man einen Abstecher zum idyllischen Lemperkarsee (1635 m) machen: Man marschiert den Weg 786 Richtung Prebertörl bis zur Abzweigung links Richtung Lemperkarsee; von hier nach einer Bachquerung steil bergauf bis zum Lemperkarsee. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick zum Schwarzensee und auf die Schladminger Tauern. Für den Hin- und Rückweg dieses Abstechers sollte man ca. 1,5 Stunden einplanen.

 

 

Tagestour zur Preintalerhütte

Eine besonders schöne Tagestour mit einer Gehzeit von rund 9 bis 10 Stunden führt zur bewirtschafteten Preintalerhütte (1656 m). Ausgangspunkt ist wiederum die Breitlahnhütte. Von dort auf dem Weg 702 über die entzückende, leider nicht bewirtschaftete Lassachalm (1331 m) und über die Goldlacken (ein kleines Seenlabyrinth) sowie weiter Richtung Hochwildstelle bis zur Preintalerhütte gehen.

 

BlumenliebhaberInnen sollten diese Wanderung unbedingt im Juli machen, wenn die Rostblättrige Alpenrose und der Almrausch blühen, das Alpen-Edelweiß von den steilen Wänden leuchtet und die Steirische Berg-Hauswurz in voller Blüte steht.

 

Zu beobachten sind sehr seltene Insekten wie der Gebänderte Pinselkäfer, viele Schmetterlingsarten und mit etwas Glück der eine oder andere interessante Vogel wie der Birkenzeisig oder der Steinadler. Auch Begegnungen mit Kreuzottern und Alpensalamandern sind keine Seltenheit.

 

 

Ennstaler Steirerkas

Kulinarisch steht auf den bewirtschafteten Almen der „Ennstaler Steirerkas“ im Mittelpunkt. Wenn an der rußgeschwärzten offenen Feuerstelle eine Sennerin in einem großen Kupferkessel rührt, wirkt das wie ein Almidyll aus vergangenen Zeiten. Die „gute alte Zeit“ war jedoch sehr beschwerlich. Um nach der Arbeit wieder zu Kräften zu kommen, brauchten die Sennerinnen kalorienreiche Speisen aus erschwinglichen Zutaten - zum Beispiel den Ennstaler Steirerkas. Er wird bis heute auf den Almen im Kleinsölk- und Großsölktal nach alter Tradition zubereitet. Saure Magermilch von der Kuh, der Ziege oder dem Schaf wird im Kupferkessel aufgekocht; der entstandene Käsebruch in ein Leinentuch geschöpft, gewürzt und in eine Kegelstumpfform gepresst. Hoch über der Feuerstelle wird er zur Reifung gelagert. Nach mehreren Wochen entwickeln die graubraunen Käseklumpen ihr überaus würziges Aroma.

 

Auf allen bewirtschafteten Almen kann man ausprobieren, in welcher Kombination einem der Käse am besten schmeckt – auf einem Butterbrot, über Nocken oder in Roggenkrapfen mit Sauerkraut, Bohnen und Kartoffeln.

In der Wachlingerhütte auf der Gumpenalm produziert Sennerin Monika Zefferer hervorragenden Ennstaler Steirerkas und bietet auch andere Almspezialitäten sowie herrliche Süßspeisen an.
BUCHTIPP

Herfried Marek

„Der Zauber des Einfachen“

Ein gesunder Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen

Naturfotograf Herfried Marek gibt mit über 330 faszinierenden Bildern Einblick in den Naturpark Sölktäler. Dieser Bildband soll als Anregung dienen, diese Vielfalt an wunderschönen, oft noch unbekannten Landschaften, die Kultur und das gelebte Brauchtum im Naturpark Sölktäler näher kennen zu lernen.

 

Sonderpreis für Naturfreunde-Mitglieder: 25 € (statt 30 €)

Bestellungen: Naturparkbüro Stein/Enns, Tel. 03685/20 903, naturpark@soelktaeler.at

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