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Auf den Spuren der Goldgräber

Wer einmal mit seiner Familie eine mehrtägige Bergtour unternehmen will, könnte zum Beispiel die von Birgit Eder beschriebene zwei- bis dreitägige Wanderung durchs Rauristal im Nationalpark Hohe Tauern machen. Sie ist für Kids ab ca. 10 Jahren geeignet und besteht aus kurzen Teiletappen, die je nach Kondition und Können kombinierbar sind. Eine fantastische Tour durch ein wunderschönes Gebiet!

Text und Fotos: Birgit Eder, Wanderführerin und Buchautorin

 

Ich hatte das Glück, ein Buch über familienfreundliches Trekking schreiben zu dürfen – Glück deswegen, weil ich dafür alle Touren selber gehen und auf Familientauglichkeit testen musste. Wir, mein Neffe (15), mein Papa (68) und ich (44), haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht.

Da wir als Pongauer nur eine kurze Anreise hatten, konnten wir unsere Tour durch das idyllische Rauristal, die uns bis zum Goldbergkees am nordöstlichen Abhang des Hohen Sonnblicks führen würde, in nur zwei Tagen machen. Wer weiter weg wohnt, sollte zwei oder gleich mehrere Übernachtungen in dieser herrlichen Region einplanen.

 

Bis zum Goldbergkees

Wir starten unsere Tour beim Parkplatz des Alpengasthofs Bodenhaus/Mautstelle (1230 m). Zuerst geht’s ca. 200 m auf der Zufahrtsstraße in Richtung Kolm-Saigurn, bis links ein kurzer Abstecher zum Goldwaschplatz führt: An der Hüttwinklache herrscht reges Treiben, Jung und Alt probieren ihr Glück! Als Kind war für mich das Goldwaschen in Rauris immer ein schönes Erlebnis. Man sollte dafür jedoch genügend Zeit einplanen, denn es bedarf einiger Geduld.

 

Der breite Weg über den Knappensteig (Nr. 29) führt in angenehmer Steigung durch einen sehr schönen alpinen Wald aufwärts. Immer wieder sehen wir knorrige, alte Bäume, die auf dieser Höhe Wind und Wetter trotzen müssen. Nach ungefähr 1,5 Stunden kommen wir zum Parkplatz Lenzanger, von dem aus das Knappendorf Kolm-Saigurn (1598 m) und das Naturfreunde-Haus Kolm-Saigurn in etwa einer halben Stunde erreicht wird.

 

Für ein Mittagessen ist es noch zu früh, aber für einen Kaffee auf der Terrasse reicht die Zeit. Wir beobachten das bunte Treiben: Viele Familien mit Kindern, Kletterinnen und Kletterer sowie BergsteigerInnen sind bereits unterwegs. Für die Kneippanlage beim Haus ist es wohl noch etwas zu früh; später herrscht hier sicherlich Hochbetrieb, wenn die Wandersleut’ ihre heißgelaufenen Füße kühlen.

Hat man genügend Zeit, kann man das Bergbaumuseum besuchen, in dem die Geschichte des Tals veranschaulicht wird.

 

Auf dem Weg Nr. 122 gehen wir weiter. Er beginnt sehr einfach und führt flach durch einen lichten Wald, quert einen Bach und wird dann zunehmend steiler und anspruchsvoller. Wir passieren den Barbarafall, einen besonders im Frühjahr und nach Regenfällen beeindruckenden Wasserfall. Zwischen den zwei Steilstufen führt der Weg über die flacheren Melcherböden. Bei der letzten Abzweigung biegt man rechts ab und ist in ein paar Minuten beim Schutzhaus Neubau der Naturfreunde (2176 m).

 

Nach einer kurzen Mittagspause machen wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg, um den von den Naturfreunden angelegten Tauerngold-Rundwanderweg und den dazugehörigen Gletscherlehrpfad zu erkunden. Dieser sehr schöne Weg leitet uns durch eine traumhafte alpine Landschaft bis zum Goldbergkees, mit vielen Infotafeln zum Thema Bergbau und Gletscher (siehe Infokasten). Nach der Tour kommen wir ziemlich hungrig zur Hütte zurück und „chillen“ bis zum Abendessen auf der Terrasse.

 

Durch urige Wälder

Am nächsten Tag räumen wir nach einem ausgiebigen Frühstück unseren Lagerplatz auf und machen uns wieder auf den Weg. Wir nehmen nun den einfacheren Naturfreundesteig (Nr. 119) in Richtung Kolm-Saigurn. Eine Passage ist etwas steiniger und ausgesetzt. Bei einer starken Linkskurve führt ein schmaler Steig geradeaus weiter Richtung Gainschniggalm und Durchgangalm. Von hier aus hat man drei Varianten: knieschonend über den Forstweg bis Kolm-Saigurn (Abstieg 130 Hm, ca. 0,5 Std. Gehzeit) mit der Möglichkeit, den Rauriser Urwald zu besuchen, oder über den Almweg Nr. 31 zum Parkplatz Lenzanger (Abstieg 150 Hm, ca. 0,5-0,75 Std.); bei diesen beiden Möglichkeiten kann man mit dem Bus bis zum Bodenhaus zurückfahren. Die dritte Möglichkeit ist eine sehr schöne Höhenwanderung bis zur Panoramaalm Mitterasten (1756 m) und Direktabstieg über den Wanderweg „Rauriser UrQuell“ zum Bodenhaus.

 

Bei den ersten beiden Möglichkeiten wird der Rauriser Urwald durchwandert, der für mich als Botanikerin ein besonderes Juwel ist. Dieser alte Bergsturzwald wird seit über 200 Jahre nicht mehr bewirtschaftet. Alte, hohe Fichten, verwachsene Zirben, unzählige dunkle Moorseen und grüne Moospölster prägen ihn. Ist man mit Kindern unterwegs, empfehle ich auf alle Fälle den Abstieg durch den Urwald.

 

Von der Durchgangalm kann man auch eine kurze Rundtour durch den Urwald machen: Man wandert ein paar Meter die Forststraße Richtung Kolm und dann über einen Steig nach rechts. Wenn man wieder auf den Forstweg gelangt, geht man aufwärts zurück zur Durchgangalm (Ab- und Aufstieg ca. 50 Hm, 0,5-0,75 Std.).

Da wir den Rauriser Urwald bereits kennen und noch keine Knieprobleme haben, wählen wir den sehr abwechslungsreichen Höhenweg (Nr. 24), der über Almböden und lichte Wälder weiter bis zur Panoramaalm führt, wo wir uns kurz stärken, bevor wir auf dem Quellweg (Nr. 25) absteigen. Auch bei diesem Abstieg geht man durch einen sehr alten Wald mit einem unbeschreiblich schönen Quellgebiet. Zahlreiche Wassertümpel, kleine und größere Wasserfälle, ein Trinkwasserbrunnen, gemütliche Bänke und Tische laden zum Verweilen ein.

Weitere Informationen

Tourenverlauf

Die Tour verläuft auf gut ausgebauten und markierten Wegen. Der Aufstieg über den Barbarafall und der Abstieg über den Quellweg führen über schmale, etwas ausgesetzte Steige. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind erforderlich!

 

Gesamtstrecke: 27 km/10,5-14 Std./1340 Hm ↓, Schwierigkeit OOO

 

Mautstelle Bodenhaus-Naturfreunde-Haus Kolm-Saigurn: 5,5 km/2-2,75 Std./390 Hm , 30 Hm ↓, Schwierigkeit OO

 

Naturfreunde-Haus Kolm-Saigurn-Schutzhaus Neubau: 2,5 km/2-2,75 Std./580 Hm ↑, Schwierigkeit úúú

 

Tauerngold-Rundwanderweg mit Gletscherlehrpfad ab Schutzhaus Neubau: 7 km/2,5-3 Std./ca. 180 Hm ↓, Schwierigkeit OOO (bei Schneefreiheit)

 

Schutzhaus Neubau-Gainschniggalm: 3,3 km/1,25-1,75 Std./430 Hm ↓, Schwierigkeit OO

 

Gainschniggalm-Mautstelle Bodenhaus: 8,7 km/3-3,75 Std./190 Hm , 700 Hm ↓, Schwierigkeit OOO

 

úú = leichte, familientaugliche Wanderung, breite Wege und Forststraßen, in steilerem Gelände gut ausgebaute Steige, nur geringe Steigungen, Schuhe mit guter Profilsohle erforderlich

úúú = mittelschwere Tour, gut ausgebaute oder abgesicherte Steige, steilere An- und Abstiege, größere Höhenunterschiede, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich

 

 

Anfahrt

Öffis: Direktverbindung (ÖBB) von Salzburg Richtung Wörgl bis Taxenbach/Rauris; dort in den Bus Nr. 640 bis Rauris (im Sommer bis zur Haltestelle vor dem Naturfreunde-Haus Kolm-Saigurn) umsteigen.

Auto: Tauernautobahn (A 10) von Salzburg Richtung Villach, Knoten Pongau, auf der Pinzgauer Straße bis Taxenbach und dort nach Rauris/Bodenhaus (Richtung Kolm-Saigurn)

Von Westen über die Inntalautobahn (A12), in Wörgl abfahren, über Kitzbühel, Mittersill und Kaprun nach Taxenbach, weiter siehe oben

Parkplatz Bodenhaus: kostenpflichtig

 

 

Einkehrmöglichkeiten

Alpengasthof Bodenhaus (1230 m): Tel.: 0 65 44/81 11, www.bodenhaus.at, täglich geöffnet

Durchgangalm (1742 m): Tel.: 0 65 44/73 33, www.durchgangalm.at, von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet

Filzenalm (1784 m): von Mitte Juni bis Anfang September geöffnet

Panoramaalm Mitterasten: Tel.: 0664/202 62 86, www.huettenguide.net/huetten/panoramaalm-rauris, von Mitte Mai bis Mitte September geöffnet

 

 

Übernachten

Naturfreunde-Haus Kolm-Saigurn (1598 m): Tel.: 0 65 44/81 03, www.sonnblickbasis.at, von Jänner bis Ende Oktober täglich geöffnet (am Ende der Skitourensaison von ca. 15. bis 30. Mai geschlossen)

 

Schutzhaus Neubau der Naturfreunde (2175 m): Tel.: 0 65 44/81 81, 0664/946 29 37, www.schutzhaus-neubau.at, von März bis Ende Mai Wochenendbetrieb, von Mitte Juni bis Mitte September täglich geöffnet

In den beiden Naturfreunde-Häusern gibt es ganztägig warme Küche.

 

Ferienwohnungen in der Zimmererhütte der Naturfreunde (1598 m):

Buchungen: Tel.: 01/894 73 29, www.reisen.naturfreunde.at

 

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