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Das Team ihrer Träume

Halbzeit beim Naturfreunde-Alpinkader 4.0: Die Premiere des Frauenkaders hat die Erwartungen des Teams weit übertroffen. Sieben Frauen blicken zurück auf Träume, Tricks und einen phänomenalen Teamspirit – und nehmen all das mit auf ihre Expedition.

Text: Marlies Czerny, Fotos: Andreas Lattner

 

Im Mai 2024 wurden sechs junge Bergsteigerinnen bei einer Sichtung für die vierte Runde des Nachwuchs-Förderprogramms der Naturfreunde ausgewählt. Einen Bergsommer später sind die Teilnehmerinnen des ersten Frauen-Alpinkaders zu unzertrennlichen, selbstständigen Seilschaften gereift, die in Eigenregie bereits große Alpintouren verwirklichten – vom Teufelsgrat am Montblanc über Klassiker am Wilden Kaiser bis hin zur Nordwand der Großen Zinne. Die Idee von Bergführerin Barbara Vigl, einen eigenen Frauenkader zur besseren Förderung zu initiieren, ging vollends auf. „Das war ein Herzensprojekt. Der Frauenkader läuft noch besser, als ich mir das vorgestellt habe“, berichtet die Tirolerin, welche die Teilnehmerinnen zu verantwortungsvollen, starken Alpinistinnen ausbildet. „Es hat sich eine extrem gute Energie gebildet. Alle sind liebevolle Charaktere, gehen respektvoll miteinander um und sind irre motiviert und reflektiert. Man zeigt ihnen Seiltechniken oder Tricks, und am nächsten Tag setzen sie diese auf einer Tour gleich um. Ich beobachte von Tag zu Tag mehr Entwicklung, was echt Spaß macht.“

 

 

Vorsprung durch Technik

Wetterglück begleitete den Alpinkader 4.0 bei den bisherigen Ausbildungsmodulen Sportklettern, Hochtouren und Alpinklettern. Im jüngsten Modul weihte Babsi Vigl die Teilnehmerinnen am Hengstpass in Oberösterreich in die mystische Welt des Techno- und Bigwall-Kletterns ein: Das Alpinkader-Team bekam eine Vielzahl von „Werkzeugen“ in die Hand gelegt - wie das Klettern mit Trittleitern an kleinen Cliffs. „Ich hätte nie gedacht, dass mir Techno-Klettern Spaß macht. Wir durften uns ein Wissen aneignen, das uns aus schwierigen Situationen retten kann. Das beruhigt mich extrem“, schildert Sabrina Unger.

 

 

Eine Nacht in der Wand

Die 27-Jährige ist die Älteste der Gruppe und eine der beiden Glücklichen, die das Highlight dieses Kurses erleben durften: inmitten einer senkrechten Wand in einem Portaledge zu übernachten. Leider finden darin nur zwei Kletterinnen bequem Platz, sodass das Los entschied. Mithilfe von Steigklemmen stiegen Sabrina Unger und Elena Prem am Fixseil zum wackeligen Bigwall-Bett hinauf. Am Nachthimmel über den Haller Mauern beobachteten die beiden Fledermäuse und Sternschnuppen. Nach einer sagenhaft schönen Morgenstimmung erfolgte die Ablöse, dann schnupperten die anderen vier Frauen Bigwall-Luft.

 

 

Mehr Wissen, mehr Sicherheit

Die bisherigen Monate im Alpinkader empfanden die Teilnehmerinnen als großes Geschenk. Sie bewirkten einen Unterschied in der Art, wie sie Alpinismus betreiben. Aus so manchem Halbwissen wurde volles Verständnis. „Wir haben so viele Tools mitbekommen. Ich weiß jetzt viel besser darüber Bescheid, wann ich was machen kann und wie ich mir helfen kann. Das gibt mir deutlich mehr Sicherheit und Gelassenheit“, so Elena Prem aus Wattens, die auch bei der Bergrettung aktiv ist. Mehr Selbstsicherheit und eine bessere Selbsteinschätzung – das sind zwei essenzielle Schlüssel, die Babsi Vigl den Teilnehmerinnen mit auf den weiteren Weg geben möchte. Dass auch der Spaßfaktor ein extrem großer ist, macht das Lernen noch leichter.

 

Auch Elena Barbist genießt dieses Lernumfeld sehr. Sie arbeitet als Hebamme in Tirol. „Also das Arbeiten mit Frauen liegt mir“, erzählt die 24-Jährige schmunzelnd. Auf einmal die Möglichkeit zu haben, mit mehreren starken Mädels Seilschaften zu bilden, hat sie wachsen lassen. „Ich bin so dankbar, dass ich diese Chance nutzen darf. Ich kann Alpinistinnen nur sehr empfehlen, sich beim nächsten Frauenalpinkader zu bewerben“, sagt Elena. Sie fühlt sich in einer „Hoch-Zeit“ ihres Lebens angekommen.

Nach dem Eiskletter-Modul im Februar 2025 wird das Team die finalen Vorbereitungen für seine gemeinsame Abschlussexpedition angehen, die in der zweiten Jahreshälfte 2025 stattfinden wird. Geplant wird eine hochalpine Reise, die ohne Flugzeug auskommt.

Naturfreunde-Alpinkader Herren

Im Frühsommer 2025 startet der Männer-Alpinkader, der bis Ende 2026 laufen wird. Die Ausbildungsmodule werden von staatlich geprüften Bergführerinnen und -führern betreut.

 

Du bist bereit für das Abenteuer deines Lebens? Dann freuen wir uns über deine Bewerbung: Maile uns das ausgefüllte Anmeldeformular, ein aussagekräftiges Motivationsschreiben und ein kurzes Video, in dem du uns von dir erzählst und erklärst, warum du am Alpinkader teilnehmen solltest.

 

Zielgruppe: 18- bis 26-jährige Naturfreunde-Mitglieder, deren größte Leidenschaft Klettern und Bergsteigen ist. Das Können in diesen Sportarten sollte durchschnittlich bis überdurchschnittlich sein. Begeisterung und Durchhaltevermögen für rund zwei Jahre Bergabenteuer in einem Team (ca. 20 bis 25 Tage pro Jahr) werden ebenfalls vorausgesetzt.

 

Ende der Bewerbungsfrist: 1. April 2025

 

Für weitere Informationen und das Anmeldeformular scanne bitte diesen QR-Code:

https://alpinkader.naturfreunde.at/anmeldung-alpinkader/

Im Rahmen des Moduls Alpinklettern lernten die Frauen viele Tricks und nahmen den Teamspirit in ein Portaledge mit.
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