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Das Platzertal ist eine der letzten intakten Naturlandschaften der Alpen und gehört unbedingt geschützt.

Nein zum Megakraftwerk Kaunertal!

Die Naturfreunde Österreich kämpfen schon seit Jahren gemeinsam mit dem WWF und GLOBAL 2000 gegen den geplanten naturzerstörenden Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Mit einer E-Mail-Aktion und Onlinepetition soll nun der öffentliche Druck auf die Tiroler Landesregierung erhöht werden.

Text: DIin Regina Hrbek, Leiterin der Abteilung Natur-, Umweltschutz und Hüttenmanagement der Naturfreunde Österreich, Fotos: WWF/Sebastian Frölich, Global 2000

 

 

Platzertal soll geflutet werden

Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) plant seit über 15 Jahren den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal, das zu den größten Speicherkraftwerken Österreichs zählt. Um eine Kette von drei neuen Kraftwerken am Inn zu versorgen, soll im idyllischen Platzertal für einen neuen Pumpspeicher ein riesiger Staudamm, fast so hoch wie der Stephansdom, entstehen. Das Platzertal ist eine der letzten intakten Naturlandschaften der Alpen. Hier befindet sich auch der größte unberührte Moor- und Feuchtgebietskomplex der österreichischen Alpen. Moore sind sehr artenreiche Ökosysteme, die viel CO2 speichern können und daher im Kampf gegen die Klimakrise extrem wichtig sind.

 

Der Bau des Staudamms und die Überflutung des Tals hätten somit einen hohen Preis: Einzigartige Ökosysteme und Lebensräume von seltenen Tieren und Pflanzen würden unwiderruflich zerstört werden.

Zudem droht der Venter und Gurgler Ache - den beiden Quellflüssen der Ötztaler Ache - ein massiver Wasserentzug, weil in einem 23 Kilometer langen unterirdischen Stollen bis zu 80 (!) Prozent ihres Wassers ins Kaunertal abgeleitet ausgeleitet werden sollen – in einer Region, die aufgrund der Folgen der globalen Erwärmung ohnehin schon unter Wassermangel leidet.

 

Der geplante Ausbau des Kraftwerks Kaunertal wäre also in jeder Hinsicht eine ökologische Katastrophe und würde unwiederbringliche Schätze der Natur vernichten.

 

 

Es gibt umweltverträgliche Alternativen!

Eine neue Studie, die vom WWF Österreich beauftragt und vom Tiroler Energieexperten DI Dr. Jürgen Neubarth durchgeführt wurde, zeigt eine umweltverträgliche Lösung für Tirols Energiezukunft auf. Statt auf Kosten der Natur im Platzertal das Monsterprojekt voranzutreiben, könnten bestehende Kraftwerksgruppen wie Sellrain-Silz genutzt werden, um die Stromerzeugung zu optimieren. Hier könnten Pumpspeicher ohne zusätzliche Naturzerstörung realisiert werden. Die Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz der Tiwag ist eine westlich von Innsbruck gelegene Anlage aus der Gruppe der Pumpspeicherkraftwerke zur Erzeugung von Spitzenlast, die aus den beiden Speicherseen Finstertal und Längental sowie den Kraftwerken Kühtai und Silz besteht. Sellrain-Silz ist eines der leistungsstärksten Pumpspeicherkraftwerke Europas.

 

Alternative 1: Kühtai II

Das Pumpspeicherkraftwerk Kühtai II, das derzeit im Bau ist, hat eine Leistung von rund 130 Megawatt. Im Vergleich zu den beiden Speicherseen Kühtai und Finstertal, die Volumina von 31 bzw. 60 Millionen Kubikmeter haben, ist es recht klein dimensioniert. Das bedeutet, dass es noch Raum für eine Erweiterung gibt, ohne dass neue Hochgebiete überflutet werden müssen.

 

Alternative 2: Längental & Finstertal

Weitere Wasserkraftwerke zwischen den bestehenden Speicherseen Längental und Finstertal sowie zwischen dem im Bau befindlichen Kühtai-Speicher könnten jeweils etwa 200 Megawatt Strom erzeugen. Sie könnten den geplanten Pumpspeicher im Platzertal in Bezug auf Leistung ersetzen. So würde genug Strom flexibel zur Verfügung stehen.

 

 

Deine Stimme zählt!

Da das Bauvorhaben schon bald in die nächste Phase geht, muss der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle jetzt eingreifen. Hilf bitte mit, die letzten intakten Naturschätze der Ötztaler Alpen zu bewahren, und nimm am E-Mail-Protest teil: Fordere den Tiroler Landeshauptmann persönlich auf, sich für ihren Schutz stark zu machen.

 

Zudem kannst du die Petition „Stopp den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal“ online unterzeichnen und damit den Forderungen mehr Gewicht geben. Es haben schon knapp 53.000 Personen unterschrieben - hilf mit, dass es 60.000 werden!

 

Factbox
  • Geplant sind drei neue Kraftwerke am Inn und ein riesiges Pumpspeicherkraftwerk im Kaunertal.

  • Der geplante Staudamm im Platzertal soll 120 Meter hoch und 660 Meter breit werden. Der Speichersee hätte eine Länge von ca. 1,5 Kilometern und ein Volumen von 42 Millionen Litern Wasser. Neun Fußballfelder große Moore würden im Speichersee verschwinden – damit auch ihre Funktion als CO2-Speicher.

  • Bis zu 80 Prozent weniger Wasser in der Venter und Gurgler Ache, Flüsse, die für das Ötztal lebenswichtig sind.

  • Sechs Schutzgebiete und 20 Gemeinden wären vom Ausbau bedroht.

  • Geschützte Tierarten wie Bartgeier und Alpenschneehuhn würden ihren Lebensraum verlieren.
Die Naturfreunde Österreich (Dr.in Birgit Sattler, stellvertretende Vorsitzende der Naturfreunde Tirol, Dritte von rechts) protestieren gemeinsam mit WWF, Global 2000 und Alpenverein gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal.
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