Die Naturfreunde Österreich gratulieren Gerlinde, die auch Mitglied der Alpinistengilde der Naturfreunde ist, von ganzem Herzen!
Nach sechs gescheiterten Versuchen in den Jahren 2007, 2009 und 2010 wählte Gerlinde Kaltenbrunner dieses Mal eine selten bestiegene, von chinesischer Seite ausgehende Route und erreichte nach wochenlanger Vorbereitungsarbeit am Berg den 8611 m hohen Gipfel. Gerlinde: „Es hat einige Male nicht geklappt, aber ich habe die Liebe zum K2 nie verloren. Das ist ein einzigartiger, kraftvoller, ein magisch anziehender Berg.“
Der K2, der höchste Berg im Karakorum, gilt aufgrund seiner Steilheit und den damit verbundenen klettertechnischen Schwierigkeiten sowie der schnell wechselnden Witterung als der am schwierigsten zu besteigende Achttausender. Obwohl es dutzende BergsteigerInnen versucht haben, ihn zu besteigen, blieb der Gipfel die letzten drei Jahre menschenleer. Weltweit ist es erst 24 Menschen gelungen, alle 14 Achttausender zu erklimmen, nur zehn von ihnen schafften dies ohne zusätzlichen Sauerstoff. Gerlinde Kaltenbrunner ist die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen und den Gipfel des K2 über den Nordpfeiler erreicht hat. Vor ihr waren die Südkoreanerin Oh Eun-sun und die Spanierin Edurne Pasaban bereits auf dem Gipfel, allerdings haben sie teilweise zusätzlichen Sauerstoff verwendet.
Große Strapazen, große Gefühle
Dem Gipfelsieg von Gerlinde Kaltenbrunner ging eine anstrengende Zeit voraus. Zwei Monate verbrachte das Expeditionsteam, das aus den Kasachen Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov, dem Polen Dariusz (Darek) Zaluski, dem Argentinier Tommy Heinrich und Gerlindes Mann Ralf Dujmovits bestand, am K2 und unternahm mehrere Akklimatisationsaufstiege, um die Route zu erkunden und zu versichern; während dieser Touren musste das Team mehrere Nächte auf 8000 m Höhe verbringen.
Am 17. Juni 2011 begann der Anmarsch zum nördlichen Basislager des K2 in der chinesischen Provinz Xinjiang. Mit der gesamten Ausrüstung zog das Team mit Kamelen zum chinesischen Basislager auf ca. 3900 m Höhe und durchquerte dabei das wilde Shaksgam-Tal. Anschließend begann der Aufstieg über den Nordpfeiler zum Gipfel.
Die Kälte von rund minus 25 °C machte allen schwer zu schaffen. Aufgrund der Steilheit musste man zumeist auf dem Vorderfuß stehen, was die Durchblutung einschränkte und zu eisigen Füßen führte. Weil zudem die Innenschuhe trotz guter Ausrüstung nicht mehr trocken zu bekommen waren, stieg das Team ab, um sich in einem kleinen Biwakzelt auf 8300 m vor einem erneuten Gipfelanstieg zu erwärmen. „Nach zweieinhalb Monaten anstrengendem Unterwegssein waren die Fettreserven schon so aufgezehrt, dass man die Kälte am ganzen Körper spürte“, erinnert sich Ralf Dujmovits.
Trotz der extremen Kälte und schwierigen Schneebedingungen erreichte Gerlinde Kaltenbrunner gemeinsam mit Maxut Zhumayev, Vassiliy Pivtsov und Darek Zaluski am 23. August 2011 um 18.18 Uhr Ortszeit den Gipfel. „Ich bin überglücklich, dass wir bei diesen schwierigen Verhältnissen im Aufstieg und bei diesem fantastischen Wetter gemeinsam auf dem Gipfel stehen durften“, meldete Gerlinde Kaltenbrunner per Funkspruch ihrem Mann Ralf Dujmovits, der gemeinsam mit Tommy Heinrich ins Basislager zurückgekehrt war. Er hatte Gerlindes Aufstieg mit dem Fernglas mitverfolgt und sie über Funk mental und auch fachlich unterstützt.
Welches Gefühl hatte Gerlinde, als sie endlich am Gipfel des K2 stand? „Es fällt mir schwer, diesen Moment in Worte zu fassen. Er war majestätisch, ergreifend, intensiv und sehr emotional. Das Wetter war fantastisch, fast unwirklich: windstill am Gipfel! Fernsicht, Sonnenuntergang, Abendrot! … Ich bedanke mich bei allen Menschen, die mitgefiebert, die Daumen gedrückt und an uns gedacht haben!“
Viel Freude und Anerkennung
Die Naturfreunde Österreich, allen voran Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, Ehrenvorsitzender der Naturfreunde, gratulieren Gerlinde Kaltenbrunner sehr herzlich zu ihrem K2-Erfolg. Heinz Fischer: „Ich habe allergrößten Respekt vor dieser unglaublichen Leistung!“ Er habe sich über den Verlauf des Aufstiegs immer wieder informieren lassen und möchte auch Gerlindes Betreuer und Meteorologen Dr. Karl (Charly) Gabl ehren, der an diesem Erfolg maßgeblich beteiligt gewesen ist.
Lobende Worte kamen auch von Bundeskanzler Faymann: „Gerlinde Kaltenbrunners bergsteigerische Leistung ist schlicht beeindruckend. Es ist faszinierend, wie Menschen sich ein Ziel vor Augen setzen und dieses dann trotz widriger Umstände und unter größter Anstrengung auch erreichen.“ Auch Bergsteiger-Legende Reinhold Messner, der ebenfalls alle 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen hat, gratulierte herzlichst und meinte: „Ich habe gewusst, dass sie das schafft!“
„Es gibt noch viele Berge, die ich gerne besteigen möchte!“
Die Liebe zur Bergwelt entdeckte die heute 40-jährige Oberösterreicherin bereits in jungen Jahren. Unter Anleitung des Gemeindepfarrers Dr. Erich Tischler ging es zunächst auf die umliegenden Berge, während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester verbrachte sie jede Gelegenheit damit, auf Berge zu klettern und an ihrer Technik zu feilen. Mit der Alpinistengilde der Naturfreunde unternahm sie ihre ersten Expeditionen.
1998 erfüllte sie sich mit dem Cho Oyu (8188 m) den Traum, einen Achttausender-Hauptgipfel zu besteigen. „Rückblickend gehörte er eher zu den leichteren Achttausendern, er ist aber der sechsthöchste Berg der Welt. Ein wunderschöner Gipfel an der Grenze von Tibet und Nepal. Damals war ich noch in einem großen Team mit den Naturfreunden unterwegs“, erinnert sich Gerlinde.
Es folgte der Makalu (8485 m) im Jahr 2001, der für sie als einer der schönsten Berge gilt. Die Erinnerung an diese Tour ist jedoch auch mit einem traurigen Erlebnis verbunden, weil damals der Österreicher Erich Resch in Gipfelnähe sein Leben verlor.
Das Jahr darauf stand Gerlinde bereits am nächsten Achttausender-Gipfel, am Manaslu (8163 m). Im Basislager lernte sie damals ihren Mann Ralf Dujmovits kennen. 2003 verschrieb Gerlinde sich ganz dem Profibergsteigen:
2003: Nanga Parbat (8125 m)
2004: Annapurna (8091 m), Gasherbrum I (8080 m)
2005: Shishapangma (8027 m), Gasherbrum II (8034 m)
2006: Kangchendzönga (8586 m)
2007: Broad Peak (8051 m)
2008: Dhaulagiri (8167 m)
2009: Lhotse (8516 m)
2010: Mount Everest (8848 m)
2011: K2 (8611 m)
Für Gerlinde Kaltenbrunner ist es mit dem Bergsteigen noch lange nicht vorbei: „Es gibt noch viele Berge, die ich gerne besteigen würde. Ein konkretes Ziel habe ich aber noch nicht vor Augen.“