Lech am Arlberg? Das ist doch ein Ort für die oberen Zehntausend, oder? Das mag für den Winter zutreffen. Als weltbekannte Skistation ist der Arlberg tatsächlich ein teures Pflaster. Im Sommer sieht es ganz anders aus. Da werden Sie zwar nicht Königin Beatrix begegnen, dafür aber Preisangebote erhalten, die durchaus mit denen weniger berühmter Orte vergleichbar sind. Und Sie werden auch die Bemühungen um die Sommergäste spüren. Das blitzsaubere Dorf (wir sind schließlich in Vorarlberg, und Lech hat mit seinem Blumenschmuck 2004 die Auszeichnung „schönstes Dorf Europas“ verliehen bekommen) stellt ab der ersten Nächtigung eine großartige Infrastruktur kostenlos zur Verfügung. Das gilt sowohl für Gäste in Hotels und Pensionen als auch für BewohnerInnen von Ferienwohnungen.
Mit der „Active Inclusive Card“ darf man alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzen; dazu zählen nicht nur die Orts- und Wanderbusse, sondern auch alle Seilbahnen mit Sommerbetrieb und die Postbusse zum Arlberg und nach Stuben. Die Wanderbusse verkehren in der Hochsaison im Halbstundentakt (!) und führen zu wichtigen Ausgangspunkten – etwa zum Spuller und zum Formarinsee (Mautstraßen, für den Privatverkehr von 8 bis 16.30 Uhr gesperrt) und über Warth bis zum Hochtannbergpass. Lech ist also ein Ort, in dem es einem sehr leicht gemacht wird, sein Auto nicht zu benützen oder – noch besser – bereits mit der Bahn (Langen ist Schnellzugstation) anzureisen.
Lech ist – im Gegensatz zu Zürs, das im Sommer seinen Winterschlaf hält, – ein gemütliches Dorf geblieben. Hier können sich auch Familien mit Kindern wohlfühlen. Für Kinder gibt es übrigens zahlreiche Attraktionen und zur Entlastung der Eltern auch eine professionelle Betreuung.
Bergtouren und -wanderungen sind rund um Lech in vier Gebirgsgruppen möglich, wobei die Ausgangspunkte durchwegs mit der „Card“ zu erreichen sind: in den Lechtaler und in den Allgäuer Alpen, in der Verwallgruppe (Ausgangspunkte Arlbergpass, Alpe Rauz, Stuben und Langen), vor allem aber im Lechquellengebirge. Die Auswahl ist groß, sowohl der Schwierigkeit als auch der Länge der Touren nach. Einen Klettersteig (auf das Karhorn) gibt es im Gebiet, und „richtig“ klettern kann man ebenfalls, allerdings in mitunter etwas brüchigem Gestein. Die bekannteste Tour ist die seit Jahrzehnten beliebte Nordkante der Roggalspitze („Roggalkante“). Mit „Bergtouren“ sind schwierige Bergwanderungen gemeint. Sie setzen Bergerfahrung und häufig auch eine gute Kondition voraus. Bei den im Folgenden vorgestellten Touren werden auch leichtere Varianten angeführt, um auch weniger Geübten Anregungen zu bieten.
Übrigens: Vorarlberg orientiert sich bei der Schwierigkeitsbewertung von Bergwanderungen an der Schweiz. Ein „schwieriger“ oder „alpiner“ Bergweg ist nicht SCHWARZ, sondern BLAU markiert.
Spuller Schafberg, 2679 m
Der Spuller Schafberg ist ein eindrucksvoller felsiger Klotz, der weniger an Schafe als an Steinböcke oder Gämsen denken lässt. Der Aufstieg von Lech ist lang. Man nützt seine „Card“ und fährt mit dem Wanderbus zum Spuller See!
Höhenunterschied: 800 Hm (+ Höhenverluste/Gegensteigungen)
Aufstiegszeit: 3,5 Std.
Abstiegszeit: 2,5 Std.
Anforderungen: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
Ausgangspunkt: Spuller See, 1985 m
Aufstieg: Von der Bushaltestelle über die Staumauer und auf eine Kuppe; nach Höhenverlust an steilen Kletterwänden vorbei zur Ravensburger Hütte (1948 m); der Markierung (blau!) nach erst durch Alpgelände, dann durch steile Wiesen, zuletzt durch Felsen über Bänder und glatte Platten zu einem kleinen und weiter zum vorgeschobenen hohen Gipfelkreuz
Abstieg: wie Aufstieg
Variante: Rund um den Spuller See: Bergweg zur Ravensburger Hütte, dann bequem am See entlang zum Südufer und zurück zur Bushaltestelle, Gehzeit: 1,5 Std.
Rote Wand, 2704 m
Die Rote Wand ist zwar nicht der höchste, wohl aber der eindrucksvollste Gipfel im Lechquellengebirge. Der Aufstieg ist anspruchsvoll, aber nicht allzu lang, weil wir auch hier von einem hoch gelegenen Bergsee aus starten, dem Formarinsee; bis hierher natürlich als Lecher Nächtigungsgast kostenlos mit der „Card“.
Höhenunterschied: 950 Hm (+ Höhenverluste/Gegensteigungen)
Aufstiegszeit: 4 Std.
Abstiegszeit: 3 Std.
Anforderungen: Im oberen Teil felsig, ausgesetzt, leichte Kletterei (nur teilweise Sicherungen), daher Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung erforderlich
Ausgangspunkt: Bushaltestelle vor dem Formarinsee (1871 m)
Aufstieg: Zu einer Wegverzweigung, dann über steile Wiesen und Schutt in die „Schwarze Furka“ (2363 m); nach etwas Höhenverlust ins „Obere Sättele“ (2310 m); neuerlich mit etwas Höhenverlust zum Nordwestrücken und zu einer Schulter; ziemlich ausgesetzt in leichter Kletterei über die Gratschneide und eine Scharte und über den Nordgrat zum Gipfel
Varianten: Umwanderung der Roten Wand, Gehzeit: 6 Std.; nicht besonders schwierig, aber lang
Umwanderung des Formarinsees: Auf dem „Felsenweg“ zur Freiburger Hütte und auf dem Wirtschaftsweg zurück zur Bushaltestelle, Gehzeit: 1,5 Std.
Formaletsch (2292 m): 1,5 Std. von der Freiburger Hütte, im Gipfelaufbau steil; Abstieg über das „Steinerne Meer“ (Geologischer Lehrpfad) zur Bushaltestelle, Gehzeit: 2 Std.
Wösterspitzen, 2537–2558 m
Die Wösterspitzen sind wenig bekannte, von Oberlech aber eindrucksvolle Felsgipfel in den Lechtaler Alpen. Natürlich nützen wir auch hier unsere „Card“: Mit dem Ortsbus geht es zur Talstation, mit der Kabinenbahn „Rüfikopf“ mühelos zur Bergstation.
Höhenunterschied: 500 Hm (+ Höhenverluste/Gegensteigungen)
Aufstiegszeit: 2,5 Std.
Abstiegszeit: 2 Std.
Anforderungen: Drei Gipfel werden von Süden nach Norden überschritten; anspruchsvoll ist vor allem der Übergang von der Südlichen zur Mittleren Wösterspitze. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung sind nötig.
Ausgangspunkt: Bergstation „Rüfikopf“, 2350 m
Aufstieg: Nach kurzem Abstieg auf breitem Weg in einen Sattel und hinunter ins Monzabonjoch; über das „Ochsengümple“ Richtung Bockbachsattel; vor dem Sattel links zur Südlichen Wösterspitze (2537 m); über den ausgesetzten Grat zur Mittleren Wösterspitze (2557 m) und weiter zur Nördlichen Wösterspitze (2558 m)
Varianten: Rüfispitze (2632 m) vom Monzabonjoch: anspruchsvoll; hin und zurück 1,5–2 Std.
Abstiegswanderung über die weitläufig Schafalpe nach Lech (1,5–2 Std.) oder länger über den Friedrich-Mayer-Weg (2,5–3 Std.)
Über Monzabonsee und Monzabon-Alpe nach Zürs; Rückkehr nach Lech mit dem Bus (Card!)
Karhorn, 2416 m
Das Karhorn steht beherrschend über Warth. Auf den Gipfel führt ein Klettersteig, aber auch ein (anspruchsvoller) alpiner Bergweg, der für den Abstieg benützt wird und natürlich auch im Aufstieg begangen werden kann. Die Fahrt nach Warth und die Benützung der Sesselbahn „Steffisalp“ sind mit der „Card“ natürlich kostenlos.
Höhenunterschied: 600 Hm
Aufstiegszeit: 2 Std.
Abstiegszeit: 1,5 Std.
Anforderungen: Für den Klettersteig entsprechende Erfahrung und Ausrüstung, für den Bergweg Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
Ausgangspunkt: Bergstation der Sesselbahn „Steffisalp“, 1884 m
Aufstieg: Den Markierungen folgend in den Sattel zwischen Warther Horn und Klettersteig-Einstieg; ohne Orientierungsschwierigkeiten, zumeist mit vielen „Mitbewerbern“, zum Gipfel
Abstieg: Steil Richtung Südost zu einer Wegverzweigung hinunter; nach links, das Karhorn querend in den erwähnten Sattel und wie beim Aufstieg zurück zur Bergstation
Varianten: Warther Horn (2256 m): vom Sattel zwischen dem Horn und dem Klettersteig-Einstieg nach links zum Gipfel; von der Bergstation 1–1,5 Std. Gehzeit
Wannenkopf (1941 m): von der Bergstation Richtung Ost zu einer Wegverzweigung; nach links zum malerischen Wannensee und in wenigen Minuten auf den Gipfel; Abstieg nach Warth entweder ziemlich steil über den Nordostrücken oder gemütlich in großen Kehren auf einem Wirtschaftsweg; Gehzeit: 1 Std.
„Steffisalpweg“: von der Bergstation über die alte Walser Siedlung zur Bodenalpe; Gehzeit: 2 Std.; per Bus (Card!) zurück nach Lech