Biken boomt. Doch in Österreichs Wäldern ist das Radfahren nach wie vor verboten. Die Naturfreunde Österreich fordern daher die Öffnung aller Forststraßen. Bis dato dürfen nur 10 % der 120 000 Kilometer Forststraßen befahren werden. Die immer mehr werdenden erholungsuchenden BikerInnen brauchen aber mehr Strecken, auf denen sie legal unterwegs sein dürfen. „Die Naturfreunde haben daher einen Vorschlag für neue gesetzliche Regelungen ausgearbeitet, die in ganz Österreich gelten sollen“, erklärte Mag. Andreas Schieder. „Es muss für alle Beteiligten eine Rechtssicherheit geben! Sowohl für die Bikerinnen und Biker als auch für die GrundbesitzerInnen und Gemeinden.“ Das unterstrich auch der Experte für Freizeitrecht Dr. Wolfgang Stock: „Wir brauchen vor allem klare und einfache rechtliche Regelungen, damit jeder überall dieselbe Rechtsauskunft bekommt.“
Andreas Pfaffenbichler, Präsident von upmove - the mountain sports community begrüßte die Kampagne der Naturfreunde. Auch er betonte, dass der § 33 des Forstgesetzes unbedingt modernisiert werden muss.
Diesem Wunsch konnte sich in der Podiumsdiskussion nur DI Martin Höbarth, Leiter der Abteilung Forst- und Holzwirtschaft, Energie in der Landwirtschaftskammer Österreich und Geschäftsführer des Österreichischen Forstvereins, nicht anschließen. Er plädierte für eine Beibehaltung der derzeitigen Regelungen. Alles andere würde zu einem zusätzlichen „Schilderwald“ und zu mehr Unsicherheit führen.
Alle am Podium waren sich einig, dass es eigene Fair-Play-Regeln für BikerInnen geben müsse, die auch auf den Forststraßen einzuhalten wären. Dr. Wolfgang Stock empfahl dringend, zumindest einen Teil der Fair-Play-Regeln, vor allem die Vorrangregel für Wanderinnen und Wanderer, auch gesetzlich zu regeln.
Sehr diskutiert wurde auch die Haftungsfrage. Der Naturfreunde-Vorschlag sieht vor, dass für BikerInnen dieselben gesetzlichen Regelungen gelten sollen, wie sie für die Wanderinnen und Wanderer bereits bestehen.
Österreichs Tourismus erleidet aufgrund des Radfahrverbots in Österreichs Wäldern massiven Schaden. Viele Bikegäste aus dem In- und Ausland verliert Österreichs Tourismuswirtschaft an die Nachbarländer Schweiz, Italien und Deutschland, weil dort das Biken im Wald erlaubt ist. Das beklagten Herbert Thumpser, Vorsitzender-Stv. der Naturfreunde Niederösterreich, und Manuela Krainer, die das Mountainbiketourennetz Bad Kleinkirchheim/Nockbike aufgebaut hat. Die derzeitige gesetzliche Situation führt zu einem großen Wettbewerbsnachteil für den Tourismus und zu einer großen Unsicherheit bei den Bikerinnen und Bikern, die oft nicht wissen, wo sie in Österreich im Wald fahren dürfen und wo nicht.
In der Diskussion mit dem Publikum wurde auch darauf hingewiesen, dass natürlich Schutz- und Schongebiete extra behandelt werden müssen. Auch DI Franz Puchegger, Inhaber des Büros für Waldmanagement und seit 33 Jahren Jäger, erinnerte daran, dass auf das Wild und die Natur Rücksicht genommen werden müsse.
Ziel der Naturfreunde-Kampagne „Freie Fahrt für Biker“ ist es, eine klare, zeitgemäße gesetzliche Regelung für das Radfahren auf Forststraßen und für eine vernünftige Besucherlenkung im Wald zu erwirken, die auch alle (wild-)ökologischen und forstwirtschaftlichen Notwendigkeiten (Fair zur Natur!) berücksichtigt.
Bis Herbst 2015 läuft eine österreichweite Unterschriftenaktion der Naturfreunde. Online haben auf www.naturfreunde.at/freie-fahrt bis dato bereits 8000 Personen die Kampagne unterstützt. Unterschriftenlisten liegen auch in Naturfreunde-Hütten, Naturfreunde-Kletterhallen und in allen Ortsgruppen auf.
Im Herbst 2015 werden die Naturfreunde einen runden Tisch mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern veranstalten.