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Wasser & Wandern am Fuße der Hochschwab-Berge

Entlang von Gewässern zu wandern kommt auch bei Kids gut an. Die im folgenden Artikel beschriebenen familientauglichen Routen führen zu wunderschönen Seen, beeindruckenden Klammen und herrlichen Wiesen im Tragößer Tal.

Kapfenberg würde man nicht erwarten, dass sich im letzten Winkel bei Tragöß-Oberort ein überaus eindrucksvoller, wilder Talschluss verbirgt. Eingebettet inmitten eines Felssturzgebietes zwischen den hohen Felswänden der Pribitz, der Messnerin und des Trenchtlings liegt hier eines der kostbarsten Kleinode unseres Landes: der Grüne See von Tragöß. Kaum ein anderer See unserer Alpen vermag einen derart zu verzaubern, denn das Zusammenspiel von wildromantischer Lage und der intensiven Färbung des Wassers bei Sonnenschein machen ihn einzigartig. Von smaragdgrün bis karibikblau leuchtet das kristallklare, durch Karstquellen und Grundwasser gespeiste Seewasser, dessen Tiefe saisonalen Schwankungen unterliegt. Am schönsten zeigt sich der See von Mai bis in den Frühsommer: Die Schmelzwässer des Hochschwab-Massivs gelangen in dieser Zeit unterirdisch in den See, der bis zu 10 Meter tief werden kann. Gegen Herbst und Winter schrumpft der Grüne See zu einer Lacke und füllt sich erst im nächsten Frühjahr zu neuer Pracht. Auch in den benachbarten seichten Seen Pfarrerteich und Kreuzteich tritt an mehreren Stellen Quellwasser zutage.

 

Eine gemütliche Runde

Alle drei Seen können auf einem etwa vier Kilometer langen, fast ebenen Spazierrundweg besichtigt werden. Vom gebührenpflichtigen Parkplatz auf der Zufahrtsstraße zum Grünen See geht man über eine Straßenbrücke und gelangt in wenigen Schritten zum idyllisch gelegenen Pfarrerteich. Vom Rastplatz (schöner Blick zu Pribitz und Messnerin) folgt man kurz der Straße zurück und wandert gleich rechts auf einem schönen Waldweg an kleinen Tümpeln vorbei zum malerisch gelegenen Kreuzteich. Nach dem Seeabfluss kommt man zum Rand der Talsohle und setzt den Weg nach rechts fort. Am Ufer des Kreuzteiches stehen mehrere Rastbänke mit schönem Blick zur Messnerin und ein historischer Bildstock. Bei der Einmündung der Straße in die Jassing lädt der Gasthof Seehof zu einer kleinen Erfrischung ein. Gleich dahinter führt der Weg zum Grünen See hinunter. Je nach Wasserstand des Sees wählt man nun am besten einen ufernahen Steig. Ob man den See im oder gegen den Uhrzeigersinn umrundet, ist Geschmacksache. Immer wieder verleiten Rastplätze zum längeren Verweilen. Am Ende der Umrundung steht man jedenfalls wieder vor dem Seehof, von wo man am besten auf der selten befahrenen Straße zum Parkplatz zurückkehrt.

 

Zum Klammboden

Nach der Seenrunde kann man gleich eine aussichtsreiche Wanderung hinauf zur kurzen, aber dramatisch zwischen hohen Felswänden eingeschnittenen Klamm unternehmen und danach auf den herrlichen Bergwiesen des Klammbodens rasten. 400 Höhenmeter sind für dieses Vorhaben zu bewältigen. Um den Einstieg des nicht markierten Steiges zu finden, muss man sich an das nördliche Ende des Grünen Sees bis zu einem breiten Forstweg begeben. Diesen verfolgt man kurz rechts in östlicher Richtung, bis links in der Nähe einer Quelle ein deutlich sichtbarer schmaler Waldsteig abzweigt. Dieser leitet zügig zu einer Forststraße Richtung Klammhöhe hinauf.

Voraus im wilden Westgrat der Messnerin fasziniert ein etwa 20 Meter großes Felsfenster, das Messnerinloch. Wie die Sage erzählt, wollte der Teufel einst mit der Pfarrersköchin aus Tragöß zu einem Tanzfest auf die Sonnschienalm fliegen. Weil diese aber so fluchte, wurde der Teufel abgelenkt und übersah in der Eile die Felswand.

Der bequeme Forstweg senkt sich nun „in die Klausen“, vorbei an einem Winterwildgatter und an einem kleinen Teich zum wildromantisch gelegenen Klausboden, der fast allseitig von hohen Felswänden umschlossen ist. Danach gelangt man zum imposanten Felstor der Klamm, das von den wilden Felsflanken des Achensteins und der Messnerin gebildet wird. Davor ist der Bachbereich relativ leicht zugänglich und kann von eifrigen Dammbauern genutzt werden. Nach einer steileren Passage öffnet sich plötzlich der Talkessel, und man steht vor den traumhaft schönen ebenen Wiesen des Klammbodens, wo man recht gut Fußball oder Frisbee spielen kann.

Nach einer verdienten Rast geht man denselben Weg bis zur Klammhöhe zurück; von dort nicht links weiterwandern, sondern den alten Forstweg einschlagen, der direkt Richtung Oberort führt und im unteren Teil über Wiesen leitet.

Ambitionierte Wanderinnen/Wanderer können von der Einsattelung der Klammhöhe auch den interessanten Jagdsteig über den landschaftlich eindrucksvollen Buchriegel auf die beschauliche Gipfelwiese der Pribitz (1579 m) steigen; dazu sind jedoch Trittsicherheit, Orientierungsvermögen und ein höheres Maß an Ausdauer erforderlich. Als Lohn zeigen sich die Felsen des Hochturms und die bizarren Felszacken der Griesmauer von ihrer schönsten Seite, und der Grüne See ruht tief unten am Fuße der Felsen.

 

Die Marienklamm

Ebenfalls einen Besuch wert ist die etwa 100 Meter lange, als Naturdenkmal ausgeschilderte Konglomeratschlucht der Marienklamm im Haringgraben, der von Tragöß-Oberort in nordöstlicher Richtung abzweigt. Sie ist eine völlig zu Unrecht fast unbekannte Sehenswürdigkeit im Tragößer Tal. In vielen Karten fehlt sogar jeglicher Hinweis auf die Klamm.

Auf Holzstegen gelangt man zwischen grün bemoosten Felswänden und großen Felsblöcken zu den engsten Bereichen der interessanten, mystisch wirkenden Schlucht mit ihren höhlenartigen Auswaschungen.

 

Text und Fotos: Andreas Adelmann, Buchautor

Bei Sonnenschein leuchtet der Grüne See von Tragöß in intensiven Farben, die an die Karibik erinnern.
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