Klettertrip Grimselpass – Remi Brüder gesucht!
Zwei Tage unseres Klettertrips vom 2. bis 7. August 2020 wurden aufgrund des schlechten Wetters Reisetage. Mit einem Zwischenstopp in Innsbruck bei unserer Alpinkader-Kollegin Anna konnte die gute Stimmung mit viel Lachen und spannenden Geschichten aufrechterhalten werden.
Nach einer Nacht in Innsbruck gings weiter in die Schweiz. Ziel war der Grimselpass. Am Grimselpass angekommen, erfreuten wir uns über 0-Sicht, starke Sturmböen und Schneefall. Die Idee war noch mindestens drei schöne Routen klettern zu können, bevor es retour nach Österreich geht und wir unsere Alpinkader-Kollegen in Osttirol wieder treffen. Nach der ersten Nacht am Pass wurde uns die Freunde genommen, Grund waren 10cm Neuschnee... Klettern damit unmöglich.
Wir vertrieben uns die Zeit mit Schneemannbauen, dummen Sprüchen und Kaffee im Gasthaus wobei ständig die Wetterprognose aktualisiert, interpretiert und diskutiert wurde.
Die Prognose lautete: „Am Nachmittag Auflockerungen und in der Folge drei sonnige, warme stabile Tage“. Wir entschieden uns zu bleiben und „All-In“ zu gehen. Am nächsten Tag wollten wir die berühmte „Motörhead“ am Eldorado klettern, die die Remy-Brüder der gleichnamigen Band gewidmet haben.
Und wirklich bereits der folgende Morgen war strahlend schön. Wir gaben der Sonne und dem Wind die Zeit, damit der Schnee und das entstehende Schmelzwasser aus den Risssystemen, aus denen Granittouren bekanntlich bestehen, entweichen kann.
Zwingend zu klettern und teils hart bewertet, wie die Musik der Metal-Band, gings in der Motorhead zur Sache. Der hohe Einsatz beim Wetterpoker hatte sich bezahlt gemacht, denn normalerweise ringen im Eldorado eine Unzahl an Seilschaften, teils mehrere in der selben Tour. Wir konnten die wunderschönen Gletscherschliffplatten in völliger Einsamkeit erleben.
Nach diesem Highlight ging es hochkarätig weiter mit der Route „Nolens Volens“ am Furkapass. In Pole-Position starteten wir in die Tour. Doch gleich nach der 1. Seillänge, die anstatt „gut mit Bohrhaken abgesichert“ vollkommen clean war, erkannten selbst wir, wir sind nicht richtig. Rückzug und Einstieg Suche war angesagt. Dieser war eigentlich nicht wirklich schwer zu übersehen, unser guter Platz war aber weg und wir stiegen hinter drei Holländern ein. Dies entpuppte sich als sehr langwierig, da einer der Oranjes seine Kletterschuhe im Auto liegen gelassen hatte und sich nun mit den Bergschuhen die Tour im oberen siebten Schwierigkeitsgrad hochkämpfte.
Nach der 5. Seillänge entschieden wir uns endgültig den „Huat draufzuhauen“ und brachen die Unternehmung ab. So wurde es ein gemütlicher Nachmittag mit Brettljause und ein Sprung in den eiskalten Gletschersee bei der Sidelenhütte.
Zum Abschluss wollten wir unsere Reise mit einem Klassiker, der „Grauen Wand/Niedermann“ auf der Grauen Wand krönen.
Wieder standen wir aufgrund der guten Hochschwab-Kondition als erste Seilschaft am Einstieg. Die zweite Seillänge machte Mike im Vorstieg zu schaffen, denn er fungierte als Ganzkörperklemmelement in einem Riss-Kamin und konnte weder vor noch zurück. Zu Matthias am Stand unten klippte sich bereits dir vierte Seilschaft ein und so manches verärgerte Wort wurde ausgetauscht. Nach einem harten Kampf gelang es Mike aber wieder aus dem Kamin herauszukommen und die Tour wurde zu einem perfekten Abschluss-Cruiser.
Trotz der einen oder anderen Unannehmlichkeit verbrachten wir eine unvergessliche Zeit im Wilden Kaiser und der Schweiz, konnten an unseren Alpinkletter-Fähigkeiten feilen und sind bereits wieder hochmotiviert für die nächsten Ziele.
Text: Matthias Lampel & Mike Kohlhuber