Bergsteigen im Mont Blanc Gebiet

Der zweite Teil unseres Westalpen-Kurses führte uns auf die Südseite des Mont Blancs. Im Val Ferret bezogen wir unser Basislager direkt unter den gewaltigen Südabbrüchen der Grandes Jorasses. Dort trafen wir auf Berni Egger, der neben Timo Moser unser zweiter Mentor für die nächsten Tage war. Zuerst wurde der Wetterbericht für die kommenden Tage studiert und schnell stellte sich heraus, dass durchaus etwas „Längeres“ machbar sein könnte. Immer mehr Namen von großen, bekannten Touren wurden aufgeworfen. Bei zwölf kreativen Köpfen kommt da ein ganz schön beeindruckendes, fiktives Tourenbuch zustande. Für mich, der noch nie auf einem 4000er gestanden war, stellte sich innerlich doch ein leichtes Gefühl von Nervosität ein. Gut, dass Timo und Berni dem gegenseitigen Wettfeilschen an wilderen Tourenvorschlägen ein Ende setzten und innerhalb der Gruppen eine vernünftige Tourenplanung begann. Das finale Ziel beider Gruppen kristallisierte sich heraus und sollte der Anstieg über den Innominatagrat auf den Mont Blanc sein. Bei der Vorbereitung davor wurden unterschiedliche Wege gegangen. Meine Gruppe entschloss sich die Gegebenheiten der Liftunterstützung zur Vorbereitung zu genießen, während die andere Gruppe versuchte durch ein Schlafen und Klettern auf der Monzinohütte, sich auf die Höhe von über 4000 Metern vorzubereiten. Am nächsten Tag fuhr meine sechser Partie unter der Aufsicht von Timo mit der ersten Gondel der Helbronner Seilbahn auf die Punta Helbronner und steuerte die Wand auf der Ostseite der Tour Ronde an. Dort kletterten wir in besten, roten Granit, für welchen das Gebiet bekannt ist, entlang von Rissen und überwanden ein nettes Dach mithilfe kleiner Seiltricks. Im Anschluss näherten wir uns in „alpinerem“ Gelände zum Gipfel der Tour Ronde einer vernünftigen Grundgeschwindigkeit für das geplante Projekt an. Am Gipfel angekommen, wurden uns von Timo noch einige nützliche Schmähs des Seilhandlings beim Abseilen nähergebracht und wir chillaxten eine Weile in einer der beeindruckendsten Fels- und Eisarena im Alpenraum. Beim Abstieg ergab noch die feine Erfahrung an einem lösbaren T-Anker über einen riesigen Bergschrund abseilen zu dürfen. Im Tal angekommen zelebrierten wir die italienische Cousine und schmiedeten an der Taktik für die folgenden zwei Tage mit dem Ziel Mont Blanc Gipfel.

 

Der Zustieg zu unserem Ausgangsort dem Eccles-Biwak gestaltete sich als eine interessante, tagesfüllende Unternehmung, bei der wir herzliche Gastfreundschaft auf der Monzinohütte, die Sinnhaftigkeit von Vermeiden von Steinschlagschneisen und Gepflogenheiten des persönlichen Geschäftes bei Biwaks hautnah kennenlernen durften. Wie es uns möglich war eine Nacht als eine zwölfer Gruppe um das Eccles zu verbringen, behalten wir Interessierten vor. Nur soviel sei verraten: Die Definition eines möglichen Biwakplatzes hat sich für eine Gruppe durchaus erweitert.

Um 4 Uhr in der Früh ging es dann endlich los mit der eigentlichen Unternehmung. Der Innominatagrat zeigte sich von seiner besten Seite. Die heiklen Felspassage waren schnee- und eisfrei und die leichten Passagen wurden mit perfektem Trittfirn ausgekleistert. Insgesamt zeigte es sich, was sich im letzten Kaderjahr bei allen von uns getan hatte. Wirkliche Schwierigkeiten mit den Gegebenheiten vor Ort hatte niemand. Für mich besonders war der Teamspirit einer Truppe an Menschen, die sich vor eineinhalb Jahren nicht gekannt hatten und nun am höchsten Berg Europas eine unbeschreiblich geniale Erfahrung teilten. Um 12 Uhr war es soweit und ich konnte mit frisch gekochtem, herzerwärmendem Tee die Besteigung meines ersten 4000er mit Menschen zelebrieren die zu tollen Bergkameraden und Seilpartnern geworden waren.


Weil der Wind nicht nur zum Verweilen einlud, begann auch schon bald wieder der Abstieg. 3400 Hm und dutzende Kilometer wirkten doch noch recht abschreckend.  Je weiter wir nach unten abstiegen, desto leichte wurden allerdings die Schritte. Mit Aussicht auf ein Festmahl auf der Gonellahütte wurde der letzte heiklere Teil über einen Gletscher geschafft. Nach herrlicher Pasta und Kaffee war der Entschluss schnell gefasst, den Abstieg in einem durchzuziehen. Die Moral wurde mit stetem Scherzen und Geschichtenerzählen aufrecht erhalten und so brachten wir den kilometerlangen Blockgletscher im Sause-Schritt hinter uns. Als nette Anekdote wurde von Anna entdeckt, dass es sich beim Blockfeld-Wettlaufen um eine maskuline Inselbegabung handeln dürfte.


Um 22:00 empfingen uns schließlich die blinkenden Autolichter und eines meiner größten, bisherigen Bergabenteuer war geschafft.


Als Abschluss bleibt mir nur zu sagen, Danke Leute für die coole Kaderzeit und Mont Blanc, by fair means, mit euch, es war mir eine Ehre.

 

Text: Matthias Lampel, Alpinkader-Mitglied

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