Walkerpfeiler - Grandes-Jorasses-Nordwand

 
Fünf Tage nach dem Ausbildungsmodul mit Michi Wärthl machte sich das Alpinkader-Team auf den Weg zu den Grandes Jorasses (4208 m) im Montblanc-Massiv. Da das Wetter gut schien, wollte es den berühmten Walkerpfeiler (1200 Hm) klettern. Thomas Holler, Mitglied des Naturfreunde-Alpinkaders, erzählt im Folgenden, wie diese schwierige Tour verlaufen ist.

 

Am 27. Juli fuhren wir mit der Zahnradbahn Montenvers hoch zum Mer de Glace. Zum ersten Mal sahen wir in die Nord-Wand ein. Im oberen Teil schien ziemlich viel Schnee zu sein. Dennoch entschieden wir uns - Babsi, Lorin, Ulf, Patrick, Michi und ich -, es zu probieren.

 

Während des Zustiegs begann es zu regnen, und wir übernachteten in der Leschaux-Hütte. Um ein Uhr früh setzten wir unsere Tour fort. Nach zwei Stunden Zustieg begann endlich die Kletterei. Wir kletterten den kompletten Vorbau im Dunkeln. Als es hell wurde, waren wir am Rébuffat-Riss angelangt, der ziemlich anspruchsvolle Kletterei bot. Nach einem etwas längeren Quergang kamen wir an der 75-Meter-Verschneidung an. Babsi und ich kletterten die Verschneidung als Erste, Patrick und Michi folgten. Nach 75 anstrengenden Metern kamen wir zur Pendelquerung, die keine Probleme barg. Wir kamen gut voran, und die Kletterei machte uns Riesenspaß. Souverän kletterten wir die Grauen Platten. Lorin und Ulf waren noch in der 75-Meter-Verschneidung. Während bei uns alles nach Plan lief, hatten Lorin und Ulf großes Pech: Lorin traf ein Stein am Finger, wodurch die beiden nur noch sehr langsam vorankamen und schließlich die Tour abbrechen mussten.

 

Als Babsi und ich zwei Drittel der Wand gemeistert hatten, mussten wir unsere Kletterschuhe gegen Bergschuhe und Steigeisen tauschen. Nun ging es mit schönster Eiskletterei weiter, bis wir auf eine schwierige Mixed-Seillänge trafen, die nur mit zwei Eisgeräten möglich erschien. Da ich zwei Eisgeräte hatte, durfte ich diese Seillänge klettern. Nach 30 anstrengenden Metern konnte ich endlich Stand machen. Da diese Seillänge sehr schwierig gewesen war, entschlossen wir uns aus Zeitgründen, dass Babsi einen Halbseilstrang von Patrick und Michi mitnahm, damit  wir sie nachsichern konnten. Nach weiteren zwei Seillängen Teamwork kletterten wir wieder Seilschaft für Seilschaft. Nach weiteren vier Seillängen standen wir endlich am Gipfelgrat. Wir tranken und aßen etwas, um wieder zu Kräften zu kommen.

In schönster Abendsonne kletterten Babsi und ich bis zum Gipfel. Überglücklich umarmten wir uns und machten ein Foto. Nach ein paar Minuten trafen auch Patrick und Michi ein. Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns an den Abstieg. Nach zwei Stunden entschlossen wir uns für ein Biwak. Am nächsten Morgen wurden Babsi und ich von lautem Geschrei geweckt. Michis und Patricks Biwaksack samt Isomatten und Schlafsack waren verweht worden. Die beiden packten schnell ihren Rucksack und machten sich auf die Suche nach ihrer Biwak-Ausrüstung, während Babsi und ich langsam munter wurden und etwas frühstückten, bevor wir weiter abstiegen. Nach ein paar Abseilern und etwas mühsamen Gletscher-Metern stießen wir auf Michi und Patrick. Sie fanden ihre Sachen in einer Gletscherspalte. Nun gingen wir gut gelaunt gemeinsam zur Boccalatte-Hütte und nach einer stärkenden Brotzeit zurück ins Tal.