Lawinenkunde und Eisklettern
Die Vorfreude auf die beiden nächsten Module im Rahmen des Alpinkaderlehrgangs der Naturfreunde Österreich war groß! Immerhin waren bis dahin die Skitourentage in diesem Winter sehr überschaubar gewesen, und man konnte sich sicher sein, dass auf gemeinsamer Fahrt sicherlich interessante Touren und zusätzliche Kenntnisse zusammenkommen würden.
Skitouren und Lawinenkunde
Für die dreitägige Ausbildung „Schnee und Lawine“ mit den zwei erfahrenen Bergführern Stefan Zoister und Gregor Krenn trafen wir uns auf der Planneralm in den Niederen Tauern, wo leider auch Schneemangel herrschte. Am ersten Tag war es so warm, dass einige von uns ohne T-Shirt die Schneeprofile buddelten. Im Lauf der nächsten Tage machten immer wieder stark aufkommender Wind, schlechte Sicht und Neuschnee die Skitourenverhältnisse ziemlich spannend.
Abends bei Theorie und Tourenplanung erklärte uns Stefan fachmännisch und geduldig die verschiedenen Grundlagen zum Thema Schnee, dessen Umwandlungsprozess und die daraus entstehenden lawinenbildenden Faktoren. Auf den Touren am nächsten Tag machten wir immer wieder Halt und bekamen weitere wichtige Inhalte vermittelt. So hatten wir eine tolle Kombination aus Theorie und praktischer Umsetzung im Gelände. Zusätzliche Übungen (z. B. gestoppte Verschüttetensuche) halfen uns, in diesem Bereich noch routinierter zu werden.
Am dritten Tag regnete es ohne Unterlass. Dennoch trainierten wir mit Gregor auf einer nahgelegenen Wiese die Mehrfachverschüttung. Dazu diente uns ein Übungssystem mit im Schnee vergrabenen Senderplatten, die im Falle der Ortung mit LVS und Sondierung auf einem externen Gerät als gefunden aufgezeigt wurden. Eine Platte war allerdings zeitweise ausgeschaltet und nicht zu finden. Das bot uns die gute Möglichkeit, im nassen Schnee eine Mannschaftssondierung zu üben, um den Sender zu finden. Uns wurde dabei allerdings deutlich, dass das wie eine Suche nach einer Nadel im Heuhaufen war. Deshalb besorgte Gregor nach einiger Zeit von der Bergrettung ein Recco-Suchgerät, um den verschollenen Sender orten zu können. Gregor sah mit diesem Gerät so aus, als würde er Kontakt mit Außerirdischen aufnehmen. Aber er war damit erfolgreich und fand die Platte binnen kürzester Zeit. Danach wärmten wir uns bei einer Tasse Kaffee auf und machten uns anschließend auf den Weg zum Enzingerboden im Stubachtal.
Eisklettern
Dort trafen wir uns abends mit dem Bergführer Timo Moser, der mit uns die nächsten vier Tage unterwegs sein sollte. Da keiner von uns die Eisbodenwände nahe der Rudolfshütte kannte, wählten wir diese als unser erstes Ziel aus. An den Eisbodenwänden kletterten wir schöne 1- bis 2-Seillängenrouten und orientierten uns entlang logischer Risse oder Verschneidungslinien im Fels. Oftmals war allerdings lediglich nur eine Schneeglasur über dem Fels, und so wurden die Seillängen mitunter sehr fordernd. Währenddessen war Timos motivierende Art sehr hilfreich. Im Eifer des Gefechts vergaßen wir jedoch ganz auf die Zeit. Und so mussten wir in voller Montur samt Steigeisen, Friends am Gurt und das noch nicht vollständig aufgenommene Seil hinterherziehend hoch zur Seilbahn rennen, um die letzte Gondel ins Tal zu erwischen.
Am nächsten Tag machten wir uns gleich mit der ersten Gondel zu den Grünseefällen auf. Hier kletterten wir bei guten Eisbedingungen, aber mit durchgehenden Spindrifts vom Schneefall die Route „Gläserne Madonna“ und die „Münchenbachvariante“. Den Tag voll ausgenutzt ging es mit der letzten Gondel zurück ins Tal.
Die nächsten zwei Tage waren vermehrt der Ausbildung im Eisklettergarten gewidmet, wo uns Timo viel von seinem Fachwissen und seinen Erfahrungen in den Eisklettertechniken vermittelte (z. B. Haken schlagen für den Mixed-Bereich und allerhand weitere Tricks).
Wir erlebten sieben Tage voller neuer Erfahrungen und Kenntnisse, die uns helfen werden, „morgen höher steigen zu können“ …
Text von Lorin Etzel